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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Worte hatten so hasserfüllt geklungen, dass sie besser nicht nachfragte. Sie wusste nicht, ob sie wissen wollte, um welche Rettung ihre Sklavin vergeblich gebetet hatte.
    In aller Regel verliefen Noras und Máanus Gespräche allerdings weniger stürmisch, und oft lachten sie sogar zusammen oder teilten harmlose Geheimnisse. So erkundigte sich Nora denn an einem besonders schwülen und heißen Tag, der sie schon nach der morgendlichen Visite im Sklavenquartier schweißüberströmt zurück in Richtung Haus wanken ließ, endlich nach einer Badestelle.
    »Missis möchte … schwimmen?«, fragte Máanu ungläubig. Sie schien sich an Noras Frage nach einem Bad nicht mehr zu erinnern.
    »Na ja, nicht gleich schwimmen«, schränkte Nora ein. »Aber eintauchen, untertauchen, mich richtig mit Wasser waschen und nicht nur abreiben. Kennt ihr das denn gar nicht, Máanu? Tut man es nicht in … Afrika?«
    Máanu lachte. »Ich war nie in Afrika«, erinnerte sie ihre Herrin. »Aber hier gibt es eine Badestelle. Jetzt ist da sicher niemand. Wenn Sie wirklich wollen, führe ich Sie hin.«
    »Ich bitte darum!«, meinte Nora lächelnd. »Ich lechze nach einer Erfrischung.«
    Máanu warf allerdings einen zweifelnden Blick auf Noras zierliche Seidenschühchen, bevor sie jetzt auf einen engen Pfad abbogen, der von der Sklavensiedlung wegführte. Sie selbst schritt auf nackten Füßen sicher durch den Dschungel, der zunehmend dichter wurde, je weiter sich die Frauen von den Wohnhäusern der Plantage entfernten. Nora wurde unheimlich, als sie das grüne Dickicht schließlich fast völlig umschloss. Unbekannte Vögel gaben seltsame Schreie von sich, als sie die Menschen nahen hörten, Insekten umschwirrten sie, und hinter den dicken Blättern und Blüten der Büsche und Bäume raschelte es, als ob Reptilien zu fliehen versuchten. Ihr Schuhwerk hielt den Steinen und Schlingpflanzen auf dem Weg denn auch nicht lange stand, Nora zog ihre Schuhe schließlich aus und folgte tapfer barfuß ihrer Sklavin.
    »Sie ruinieren sich die Füße«, bemerkte Máanu.
    Nora winkte ab. »Ich streiche Adweas Heilsalbe darauf, wenn wir zu Hause sind. Und gleich kann ich sie ja kühlen … Oder ist es noch weit?«
    Máanu schüttelte den Kopf. »Vielleicht noch fünfzig Schritte«, erklärte sie und tauchte unter einer tiefhängenden, Lianen ähnlichen Pflanze her. »Sehen Sie, da!«
    Nora spähte durch das grüne Halbdunkel – hier im tiefsten Dschungel kam die Sonne nicht durch das Blätterdach – und erkannte, dass sich der Weg langsam zu einer Lichtung verbreiterte. Der Pfad führte schon einige Zeitlang in der Nähe des Bachlaufs entlang, wobei man das Gurgeln des Wassers nur hören konnte, das Buschwerk hatte den Bach verdeckt. Aber nun sah Nora den kleinen See, einen Weiher, der wiederum von einem kleinen Wasserfall gespeist wurde. Es sah aus, als habe ein findiger Gartengestalter einen raffinierten Brunnen konstruiert. Der Weg führte schon lange bergauf, aber hier hatte sich eine Art Terrasse gebildet. Das Wasser kam von den Bergen herunter, sammelte sich in dem See und floss in den Bach, der Cascarilla Gardens mit klarstem, reinstem Wasser versorgte.
    »Hier, Missis …« Máanu warf ihr Kleid ab und präsentierte Nora ihren perfekten Körper. Ihre Haut und ihre Figur waren ebenso makellos wie ihr Gesicht. Sie war schlank, aber sehnig, ihre Brüste fest, ihre Hüften fraulich gerundet, die Beine waren lang und wohlgeformt. Nur eine hässliche Narbe an der Schulter störte das Bild. Ein Brandzeichen. Nora spürte, wie ihr übel wurde.
    »Sie auch, Missis! Ausziehen, baden! Sie haben es gewollt, Missis, jetzt müssen Sie auch mitmachen!«
    Mit diesen Worten stürzte sich Máanu in den Weiher und tauchte dann kopfüber ein! Nora, die gelernt hatte, dass eine Dame sich nur langsam und sehr gesittet ins Wasser gleiten ließ, sah fassungslos zu, wie ihre Dienerin lachend wieder an die Oberfläche kam, sich abstieß und behände in die Mitte des Teiches schwamm. Dort legte sie sich auf den Rücken und ließ sich treiben – zu Noras Verwunderung, ohne unterzugehen.
    »Du kannst ja schwimmen!«, rief sie verblüfft und schälte sich jetzt auch ihrerseits aus Kleid und Unterzeug.
    Nora stand zum ersten Mal in ihrem Leben völlig nackt unter freiem Himmel. Es war ein herrliches Gefühl, Wind und Sonne auf der Haut zu spüren.
    »Jeder Mensch kann schwimmen!«, lachte Máanu. »Zumindest jeder Nigger.«
    Nora runzelte die Stirn und tauchte vorsichtig einen Zeh

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