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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Hundekadaver warfen wir mitten in das Gestrüpp, wo selbst der Teufel am hellichten Tage sie nicht gefunden hätte. Den Verwundeten und mir legte ich behelfsmäßige Verbände an. Einen Indianer, der schwer verletzt und kampfunfähig war, schickten wir nach hinten zu den Frauen.
    Wir schlugen die Richtung zum Meer ein. Unsere Kundschafter gingen einige Dutzend Schritt voraus. Waffen besaßen wir mehr als vorher.
    Am meisten freute mich in diesem Augenblick die prächtige Stimmung der Leute. Die Niederlage hatte sie nicht entmutigt. Sie brannten vor Kampfesmut und Rachedurst. Ich erkannte in ihnen die geborenen, kampfgewohnten Krieger.

Der Geruch von Pulver und Blut
    A m Meer angelangt, gingen wir auf die andere Seite der Lichtung hinüber und näherten uns vorsichtig der Stelle, wo sich die Spanier aufhielten, als sie uns so wirksam unter Feuer genommen hatten. Wir trafen sie jedoch nicht mehr an. Das Gebüsch war leer.
    „Wo mögen sie hingegangen sein?" fragte Arnak mißmutig. „Ich habe keine Ahnung", brummte ich.
    Ich ließ den Neger Miguel zu mir kommen.
    „Kannst du uns genau den Weg weisen, der zu eurem Lager führt?" forschte ich.
    „Ja."
    „Aber so, daß uns unterwegs die Spanier möglichst nicht begegnen."
    Während Miguel nachdachte, kam mir ein Gedanke:
    „Was meinst du, wenn wir uns durch die Sträucher unweit des Strandes heranschlichen?"
    „Dort entlang wäre es wohl am sichersten", bestätigte er.
    Wir wandten uns wieder dem Meere zu. Um die Kampfbereitschaft zu steigern, ordnete ich an, daß sich zwei Gruppen im Abstand von einigen Dutzend Schritten heimlich dem Lager näherten; die dritte sollte indes die Reserve bilden und ein wenig zurückbleiben.
    Kurz darauf stieß die rechte Kolonne, der auch ich angehörte, auf einige in den Sträuchern umherliegende Leichen. Durch das verabredete Zeichen, ein dreimaliges Zischen, hielten wir den ganzen Zug an. Als der Mond hinter den Wolken hervortrat, erkannten wir eine Negerin, die anscheinend von Hunden zerbissen und außerdem noch mit einem scharfen Gegenstand zerschnitten worden war. In der Nähe lagen auch drei gräßlich verstümmelte Kinderleichen.
    Mich schauderte. Ich hatte nur ein Wort dafür:
    „ B e s ti e n ! "
    Als wir in Eile die Toten begruben, hatten wir alle nur ein und denselben Gedanken: Das wäre unser aller Los, gelänge es den Spaniern, uns zu bezwingen.
    Von der Lichtung zum Lager betrug die Entfernung eine gute halbe Meile. Wir hatten bereits mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt, als wir eine verdächtige Bewegung bemerkten. In aller Heimlichkeit bahnten sich einige Spanier den Weg in derselben Richtung wie wir. Im Mondschein konnten wir ihre Gestalten etwa hundert Schritt vor uns deutlich sehen.
    „Ihnen nach!" ereiferte sich Wagura.
    „Wir sind zu nahe am Lager", widersprach ich.
    „Wir werden sie im Nu zusammenhauen! Los!"
    „Nein, Wagura! Unter diesen Bedingungen würde sich der Kampf nicht ohne Lärm abspielen."
    „Lärm oder nicht Lärm — wir werden sie leicht niederringen.
    „Die anderen könnten sich in der Nähe aufhalten und uns auf den Hals kommen. Es geht nicht!"
    „Doch, es geht!"
    Der Junge hatte offenbar durch den Anblick der Leichen der Negerin und der Kinder die Selbstbeherrschung verloren er wollte nicht gehorchen. Manauri bemerkte rechtzeitig die eingetretene Verwirrung, kam zu uns heran und erfuhr, worum es sich handelte. Zum Glück hatte der Häuptling seine Leute fest in der Hand. Er hauchte Wagura ein paar gewichtige Worte ins Ohr. Ein wenig beschämt fügte sich der Junge, ohne zu murren.
    Inzwischen hatten wir die Spanier aus den Augen verloren. Da ich einen Hinterhalt befürchtete, sandte ich zwei Kundschafter hinter ihnen her, der Rest von uns schlug einen anderen Weg als bisher, näher dem Strande zu, ein. Auf diese Weise waren wir von der See her völlig verdeckt sowie vorn, zur Rechten und im Rücken durch Patrouillen gesichert.
    Als ich mich umblickte, sah ich, daß der Himmel im Osten mit einem bleiernen Schein überzogen war, der die baldige Dämmerung verkündete; auf der Insel herrschte jedoch noch dunkle Nacht. Ich wurde mir mit einemmal klar darüber, daß sich unser Geschick unwiderruflich im Verlauf der nächsten Stunden entscheiden müsse und daß es in wenigen Minuten zur endgültigen Auseinandersetzung kommen werde. Die Luft war still und windlos, sanft plätscherten die Wellen gegen das Ufer, und der nach Westen abgewanderte Mond sandte schräge Strahlen aus.
    Auf

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