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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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daran, daß es ihr Spion ist. Vor ihm müßt ihr auf der Hut sein. Er ist wachsam und gut bewaffnet."
    „Wir werden unser Bestes tun."
    „Und vergiß nicht die Regel: Er muß still erledigt werden!"
    Nach ihrem Weggang verblieben wir in unserer bisherigen Stellung und beobachteten angestrengt die Lichtung, um zu sehen, ob sie nicht noch jemand überschreiten würde. Niemand erschien.
    Ein ersticktes kurzes Röcheln gab Kunde von dem stillen Drama, das sich im Gesträuch abspielte. Bald darauf kehrten die Neger mit frohen Gesichtern zurück.
    „Geglückt!" stieß Miguel hervor und legte ein erbeutetes Gewehr und eine Pistole vor mich hin sowie zwei Säckchen mit Pulver und Blei.
    „Vortrefflich! Ich danke euch!"
    „Und das hier ist für mich!" sagte Miguel und wies ein schönes zweischneidiges Messer vor.
    Ich nickte zum Zeichen meines Einverständnisses.
    „Das ist unser vierter!" kicherte Wagura und wandte sich durch Manauris Vermittlung an Miguel: „Habt ihr ihn aber auch wirklich getötet?"
    In diesem Augenblick erscholl aus der Nähe lautes Hundegebell — es zerrte an unseren Nerven. Dort, wo vorher der Spanier, herausgetreten war, sprangen nun zwei Hunde aus dem Dickicht. Die Tiere schlugen jedoch nicht seine Spur ein, sondern rannten schräg über die Lichtung, geradewegs auf unsere Stellung zu.
    „Die Pfeile! Die vergifteten Pfeile!” zischte Arnak, zu den Indianern gewandt.
    Der größeren Sicherheit wegen hielten wir uns nicht unmittelbar am Rande der Lichtung verborgen, sondern etwa zehn Schritt tiefer im Gebüsch. Sowie die Hunde die ersten Sträucher erreichten, gaben sie durch wütendes Gekläff zu erkennen, daß sie das Wild gestellt hatten. Plötzlich wimmerten sie kläglich und sanken, von mehreren Pfeilen getroffen, zu Boden; doch geschah dies einige Sekunden zu spät: Wir waren entdeckt.
    Jetzt beging ich einen groben Fehler, den ersten in diesem Unternehmen. Da ich wußte, daß die Hunde den in der Nähe befindlichen Spaniern unseren Aufenthaltsort deutlich zu erkennen gegeben hatten, wäre es meine Pflicht gewesen, unverzüglich den Rückzug anzutreten. Ich tat es nicht. Ich gestattete, daß einige Indianer zuerst die Pfeile herbeiholten, die sie aus den getöteten Hunden herausrissen.
    ', Schneller!" Ich trieb sie zur Eile an.
    Unmittelbar vor uns, von der anderen Seite der Lichtung, durchzuckten mit einemmal Blitze die Finsternis, und der ohrenbetäubende Knall einiger Schüsse erschütterte die Luft. Fast gleichzeitig fielen nahezu salvenartig acht oder zehn Schüsse. Die Sträucher, hinter denen wir uns versteckt hielten, raschelten unter dem Bleihagel. Die feindlichen Gewehre waren mit Schrot geladen.
    Am, Boden liegend, spürte ich einen heißen Schlag am linken Schulterblatt. Zum Glück hatte mich der Schuß seitlich gestreift und nur die Haut aufgeritzt. Von rechts und links hörte ich gedämpfte Aufschreie und Stöhnen verwundeter Kameraden.
    Ich erwartete, die Spanier würden nach der Salve gegen uns anstürmen, doch wie es schien, trauten sie sich nicht recht. Aus dem Rauch, der den jenseitigen Teil der Lichtung verhüllte, tauchte niemand auf.
    „Sollen wir unsere Flinten auf sie abfeuern?" fragte Wagura.
    „Nein!" Ich widersprach entschieden. „Unter keinen Umständen schießen. . .! Alle ziehen sich heimlich hundert Schritt von der Lichtung zurück! Die Gesunden nehmen die Verwundeten mit! Vorwärts, beeilt euch!"
    Wir stellten fest, daß es außer mir fünf Verwundete gab, darunter einen mit Kopfschuß. Sein Zustand war hoffnungslos, er verlor, als er nach hinten gebracht wurde, das Bewußtsein.
    „Was machen wir mit den Hunden?" wandte sich Arnak an mich. „Sollen wir sie mitnehmen?"
    „Ja, wir nehmen sie mit."
    Ich wollte mich bis zum Schluß an die Regel halten, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Die Spanier konnten vieles vermuten, doch je weniger sie von uns wußten, um so besser. Bis jetzt befanden sie sich im unklaren darüber, wer ihr Gegner sei und über welche Waffen er verfüge.
    Nachdem wir uns gut hundert Schritt von der Lichtung zurückgezogen hatten, hielten wir an. Die nach allen Seiten ausgestellten Vorposten berichteten, vom Feind sei nichts zu bemerken. Das beunruhigte uns, denn es ließ vermuten, daß die Spanier im stillen irgendwelche Ränke schmiedeten. Ich befahl unseren Leuten, sich zu sammeln und die Stellung zu verlassen. Der verwundete Indianer war mittlerweile verschieden. Wir begruben ihn neben Raisuli. Die Leichen der Spanier und die

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