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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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rasch nieder und suchten uns mit unerhörter Grausamkeit auszurotten. Den Strick schonten sie dabei nicht. Der Aufstand war im Keime erstickt worden. Auf meinen Kopf setzten sie eine Belohnung aus. Man verfolgte mich hartnäckig; ich hatte nur den Weg nach der Hauptstadt, nach
    Jamestown, frei. Dorthin floh ich denn auch und versteckte mich in einer Kneipe am Flußufer.



 
    Wohlwollende Menschen halfen mir. Sie führten den Matrosen William von einem Kaperschiff zu mir, das an der James-River-Mündung lag. Das Schiff brauchte immer Matrosen. Ich gefiel William, und er war gern bereit, mich an Bord zu schmuggeln. So kam es, daß wir beide in einer regnerischen Nacht heimlich stromab ruderten.
    Mehr als zwei Stunden waren vergangen, als mich Williams Stimme aus meinen Gedanken riß:
    „Schimmert dort nicht etwas vor uns. . .?”
    Es war unser Schiff. Wir meldeten uns durch Zuruf. Von oben warfen sie uns eine Strickleiter zu, und wir kletterten an Bord. William führte mich in die Mannschaftskajüte, wo ich mich ausschlafen sollte. Im Morgengrauen weckte er mich und stellte mich dem Bootsmann vor. Der Bootsmann, der eher einer zottigen Bestie als einem menschlichen Wesen glich, warf mir einen finsteren Blick zu, befühlte sorgfältig die Muskeln an meinem ganzen Körper, spuckte verächtlich in den Fluß und befahl mir brummend, ihm zu folgen.
    „Name?" fragte er über die Schulter.
    Ich verstand nicht, was er wollte.
    „Wie heißt du Schurke?" brüllte er.
    „Jan." Ich sagte ihm meinen polnischen Namen, so wie ich in der Familie und von meinen Waldnachbarn genannt wurde. „Wie?" fragte der Bootsmann mit verzerrter Miene.
    „John", erwiderte ich, den Namen englisch aussprechend.
    „So red doch gleich wie ein Mensch!" donnerte er.
    Er führte mich zur Kapitänskajüte und stieß mich hinein.
    Der Kapitän, ein beleibter Mann mit hervortretenden, durchdringenden Augen, saß am gedeckten Frühstückstisch, aß jedoch nicht. Vor ihm standen zwei junge Indianer; es waren seine Sklaven, wie ich später erfuhr. Dem älteren der beiden, einem etwa zwanzigjährigen Jüngling, schlug der Kapitän gerade wutschnaubend mit der Peitsche über den Kopf. Als wir eintraten, hielt er inne, ließ jedoch die Hand nicht sinken und musterte uns nur mit finsterer Miene.
    „Ein neuer ,Matrose, John!" rief der Bootsmann ironisch.
    Der Kapitän nickte zornig und schrie, wir sollten uns zu allen Teufeln scheren. Der Bootsmann zerrte mich hinaus aufs Deck, nachdem er die Kajütentür rasch hinter sich geschlossen hatte.
    „Hast Glück gehabt, Schuft!" knirschte er. „Der Alte war gnädig. . ."
    Mir lag die Frage auf der Zunge, was eigentlich unter meinem Glück und unter der Gnade des Kapitäns zu verstehen sei und weshalb die Indianer in der Kajüte mißhandelt wurden, doch der mürrische Bootsmann ließ mich nicht zu Worte
    kommen. Er drückte mir Eimer, Bürste und Lappen in die Hand und ließ mich das Deck scheuern.
    So begann mein Dienst auf dem Kaperschiff. Ich war über die Maßen froh, daß ich das amerikanische Festland hinter mir gelassen hatte und der Verfolgung entronnen war.

Das Piratenschiff
    D as Schiff trug den Namen „Gute Hoffnung" und war eine dreimastige Brigantine 1 . Es lag noch einige Tage vor Anker. Ich fürchtete, die Behörden von Virginia könnten meine Anwesenheit an Bord wittern; doch der mit allen Wassern gewaschene William beruhigte mich.
    „Bist du einmal hier gelandet", sagte er, „so existierst du für die Außenwelt nicht mehr.. . Für sie bist du verschollen..."
    Tatsächlich forschte niemand nach mir, und bald lichteten wir den Anker und stachen in See.
    Auf dem Schiff herrschte eine ungemein strenge Zucht. Das geringste Verschulden wurde bestraft. Die Mannschaft, eine Horde von Raufbolden, fürchtete den Kapitän wie den Teufel. Als neugebackener Matrose wurden mir die niedrigsten Arbeiten übertragen. Oft ließ man mir vom Morgengrauen bis spät in die Nacht keinen Augenblick Ruhe. Hätte mir William nicht freundschaftlich zur Seite gestanden, ich weiß nicht, wie ich über diese erste, schwere Zeit meiner Matrosenlaufbahn gekommen wäre. William war zwar ein Rauhbein, doch hatte er ein gutes Herz. Obwohl zwanzig Jahre älter als ich, brachte er mir wahre Freundschaft entgegen. Vor dem Schlafengehen plauderten wir gewöhnlich eine Weile miteinander.
    Als es sich auf dem Schiff herumsprach, daß ich das Vierteljahrhundert meines Lebens in den Wäldern zugebracht hatte und ein

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