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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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mehrere Tage lang nach Westen getrieben hatte, so daß wir jetzt sowohl die Mündung des Orinoko-Flusses als wahrscheinlich auch das Heimatdorf meiner Kameraden im Osten zu suchen hätten. Einmal in diesem Dorf, würde es mir leichter fallen, mit Hilfe der Indianer zu jenen Antillen-Inseln zu gelangen, die von den Engländern bewohnt sind.
    Eines Tages begab ich mich mit Arnak Wagura blieb im Maisfeld — an die Südseite der Insel, um noch einmal die Meerenge zwischen uns und dem Festland zu betrachten. Sie war nicht breit, etwa acht oder neun Meilen, doch versicherte Arnak, die Meeresströmung flute ungewöhnlich schnell von Osten nach Westen durch die Enge und biege dann nach Norden ins offene Meer. Wir bestimmten die Stelle, von der wir am besten abstoßen könnten. Aber womit?
    „Das ist der Haken, womit fahren wir hinüber?" sagte ich laut, mehr zu mir selbst als zu meinem Kameraden. „Am sichersten wäre es mit einem Boot, aber wie lange brauchten wir, um uns mit einem kleinen Messer ein Boot zu bauen?"
    „Einen Baum ausbrennen, Herr", warf Arnak ein.
    „Ausbrennen — das dauert auch mehrere Monate. Ich denke, wir versuchen es noch mal mit einem Floß. Was meinst du?"
    „Die starke Strömung. . ."
    „Wir bauen ein festes und wendiges Floß, und außerdem schnitzen wir drei gute Riemen. Wir stellen ein Segel auf und fahren erst los, wenn der Wind vom Norden zur Küste weht. Wir werden die große Strömung überwinden."
    „Ein Segel?" fragte der Indianer.
    „Ja, ein einfaches, kleines Segel. Wir haben keine Leinwand, aber wir leben doch in einer reichen Natur! Aus dünnen Lianen flechten wir eine leichte Wand, die ebenso fest und leicht sein wird wie Leinwand. Dann bedecken wir sie mit breiten Blättern — sie wird ein vorzügliches Segel abgeben ..."
    Ich glaubte fest an den Erfolg, und dieser Glaube übertrug sich auch auf Arnak. Die Meerenge mit drei Riemen und einem behelfsmäßigen Segel zu überqueren erschien uns als ein durchführbares Unternehmen. Ich zweifelte nicht daran, daß wir die Insel bald verlassen würden. Wir beschlossen, gleich nach Einbringung der Maisernte ein Floß zu bauen.
    Als wir an den Südstrand kamen, war es früh am Morgen. Bis Mittag blieb noch viel Zeit übrig. Der Himmel war leicht bewölkt. Wir schritten am Meer entlang zur Westseite der Insel, die ich bisher noch nicht kannte, und sahen dort Spuren von Schildkröten an, die nachts vom Meer ans Land kamen, besonders an ihren Futterplatz auf der vorgeschobenen Landzunge. Hier und da lagen Panzer dieser Tiere, die der Tod auf dem Lande ereilt hatte.
    „Eine ganze Anzahl dieser Reptile ist hier umgekommen", bemerkte ich.
    „Das ist seine Arbeit!" erklärte Arnak. „Er frißt gern Schildkröten."
    „Der Jaguar?"
    „Ja, Herr."
    „So durchschwimmt also der Jaguar tatsächlich, wie du einmal sagtest, die Meerenge?"
    „Gewiß doch."
    „Trotz der Strömung?"
    „Er ist anscheinend stärker als die Strömung."
    Wir durchstöberten das Gestrüpp, das gleich hinter den Dünen begann, und es dauerte nicht lange, bis wir eine Schildkröte fanden. Es war ein Exemplar mittlerer Größe, das annähernd fünfzig Pfund wog. Wir legten das Tier auf den Rücken, töteten es und holten das Fleisch zwischen den Panzern hervor. Das Fleisch wickelten wir in Blätter und taten es in zwei Körbe, die wir auf dem Rücken trugen.
    Bevor wir den Rückweg antraten, machte Arnak eine aufschlußreiche Entdeckung. Er ließ einen Warnruf ertönen. Ich machte den Bogen schußbereit und lief zu dem Jungen.
    „Er ist's!" flüsterte der Indianer und wies auf den Erdboden.
    Deutlich waren die in den Sand und in das Gras eingedrückten Spuren des Jaguars zu erkennen. Als ich sie näher besah, begriff ich Arnaks Warnung. Es waren frische Spuren. Noch an diesem Morgen hatte der Räuber hier gehaust. Ohne uns von der Stelle zu rühren, ließen wir die Blicke über das umliegende Gebüsch schweifen.
    „Gehen wir fort von hier, Herr!" hauchte mir mein Gefährte ins Ohr. Entsetzen malte sich in seinem Gesicht, das ein bleifarbenes Aussehen angenommen hatte.
    Unweit lag das Meeresufer. Mit einigen Sätzen waren wir aus dem stachligen Dickicht heraus und erreichten eine sichere Stelle. Wir traten den Rückzug an, wobei wir uns nahe am Wasser hielten.
    „Vielleicht hat er in unserer Nähe geschlafen", sagte Arnak, dessen Gesicht jetzt wieder eine gesunde braune Farbe aufwies.
    „Durchaus möglich!" gab ich zu. „Wir wären schön in der Klemme gewesen,

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