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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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herangereift. Gleich am Tage nach dem Ausflug in den Süden und Westen der Insel machten wir uns an die Ernte. Das kleine Feld verursachte nicht viel Arbeit. Um die Maiskolben abzuschneiden und die Körner zu lösen, brauchten wir nicht ganz einen Tag. Wir ernteten einen ansehnlichen Haufen Früchte, wohl drei Scheffel, die wir nach dem Trocknen der Körner in einigen Körben unterbrachten.
    Man kann sich vorstellen, wie uns die ersten Fladen mundeten, die wir aus dem zu Mehl verriebenen Mais buken. Zusammen mit den gelben Früchten, den Paradiesäpfeln, und gebratenem Schildkrötenfleisch schmeckten sie uns wie eine königliche Delikatesse, obwohl ein verwöhnter Koch sie eher den Hunden gegeben als Menschen zur Nahrung vorgesetzt hätte. Wir auf der menschenleeren Insel waren jedoch nicht verwöhnt, und da wir uns zu jener Zeit einer ausgezeichneten Gesundheit erfreuten, aßen wir alles, was uns bei Kräften hielt.
    Drei oder vier Tage später erlebte ich eine Aufregung, wie ich sie während des Aufenthaltes auf der Insel noch nicht gekannt hatte, jene Nacht vielleicht ausgenommen, als ich Arnak an der Hasengrube überraschte und ihn gefangennahm.
    Wir waren zu dritt nach Kokosnüssen gegangen, die im Norden, eine Meile von unserem Strand entfernt, wuchsen. Die Jungen stiegen auf die Palmen und rissen die Früchte ab, während ich unten stand. Als ich zufällig einen Blick aufs offene Meer warf, erstarrte ich. In einer Entfernung von vier oder fünf Meilen fuhr dort ein großes Schiff. Die weißen Segel blinkten in der Morgensonne. Im ersten Augenblick glaubte ich, es sei eine optische Täuschung.
    „Arnak, Wagura!" schrie ich und deutete auf das Schiff.
    Eine Welle freudigen Entzückens durchflutete mich. Ich hatte jedoch mit einer solchen Möglichkeit schon seit langem gerechnet und wußte sogleich, was zu tun war:
    „Zur Höhle", schrie ich meinen Kameraden zu und lief, so schnell mich die Beine tragen konnten, voraus.
    Das Feuer glomm noch vom Frühstück her. Es fiel mir leicht, die Flamme mit trockenen Zweigen zu entfachen. Die Indianer kamen wenige Augenblicke später. Sie schienen nicht so schnell gelaufen zu sein.
    „Auf den Berg", rief ich. „Nehmt so viel Brennmaterial mit, wie ihr fortbringen könnt!"
    Ich selbst ergriff glimmenden Zunder und stieg hinauf. Der Berg, an dem sich die Höhle befand, erhob sich ungefähr dreihundert Fuß über den Meeresspiegel. Als ich atemlos und
    verschwitzt den Gipfel erreichte, war der Zunder noch nicht erloschen.
    Überall in der Nähe, an den Hängen wie auf dem Gipfel, wuchsen Sträucher. Ich riß eine Menge Zweige ab und entfachte das Feuer. Die Flammen stiegen hoch, entwickelten aber wenig Rauch, denn die Sträucher waren trocken, dürftig und im übrigen voller Stacheln.
    Vom Gipfel aus bot sich dem Auge ein größeres Gesichtsfeld dar. Das Schiff konnte man auf dem Meer ganz deutlich erkennen. Es kam mit vollen Segeln von Osten und nahm geraden Kurs auf die große Insel, deren Umrisse sich im Norden andeuteten. Ich entsann mich der Unterredung mit den jungen Indianern über die Insel Margarita sowie unserer Vermutung, daß eben sie das im Norden gesichtete Land sei. Der Kurs des Schiffes schien jetzt unsere damaligen Mutmaßungen zu bestätigen. Sollte es wirklich Margarita sein?
    Um dichteren Rauch zu erhalten, mußte das Feuer rasch
    mit feuchtem Brennmaterial genährt werden. Ich schaute mich nach den Jungen um und erblickte sie am Abhang, wie sie trödelnd den Berg hinanstiegen.
    „Heda, schneller", rief ich ihnen zu.
    Sie beschleunigten nicht ihre Schritte. Ich schrie nochmals. Dann bemerkte ich voller Verwunderung, daß sie kein Holz brachten, wie ich es ihnen befohlen hatte, sondern — täuschten mich meine Augen? — mit Bogen und Pfeilen bewaffnet waren. Diese unbotmäßigen Rotzbengel! Sie verdienten eine Abreibung, an die sie denken sollten!
    Als sie näher kamen, fiel mir ihr verbissener Gesichtsausdruck auf.
    „Herr!" meldete sich Arnak. Er sah finster und herausfordernd drein, seine Stimme klang fest und entschlossen: „Wir wollen kein Feuer."
    Mir war, als hätte mich ein kalter Wasserstrahl getroffen. „Arnak, was redest du...? Dann werden sie uns nicht bemerken!"
    „Sie sollen uns nicht bemerken!"
    „Hast du den Verstand verloren?"
    „Nein, Herr! — Es wird kein Feuer sein!"
    Ich war sprachlos. Nur das Knistern des erlöschenden Feuerherdes unterbrach die Stille. Ich begriff den Starrsinn des Indianers nicht. Ich faßte ihn scharf

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