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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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gefährlichen Beschädigungen, weiter.
    „Wer sind sie, Jan?" fragten meine Gefährten. „Sind es Piraten?"
    Am Großmast des näher zur Insel liegenden Schoners hing eine Flagge, und obwohl der Pulverdampf die Sicht erschwerte, erkannte ich, daß es eine spanische war. Auf dem anderen, etwas weiter entfernten Schiff konnte ich nichts ausmachen; wahrscheinlich hatte es gar keine Flagge.
    „Ich gäbe meinen Kopf dafür, daß jenes andere Schiff ein Pirat ist", sagte ich, „und das uns zunächst liegende ein Spanier."
    Die Brigantinen manövrierten ununterbrochen und schoben sich dabei ein wenig nach Norden, wo fünf mäßig große Felsen etwa eine halbe Meile vom Ufer aus dem Wasser ragten. Das alles geschah in Strandnähe, so daß wir vom Berge aus die Einzelheiten des Kampfes deutlich verfolgen konnten.
    Es war eine erbitterte, spannungsvolle Schlacht. Das Piratenschiff — wenn wir es jetzt schon so nennen wollen — versuchte, den Gegner zu entern und sich seines Schiffes mit blanker Waffe zu bemächtigen; der Spanier war jedoch auf der Hut und wich jeder Annäherung geschickt aus. Sowie er sich aber etwas entfernte, folgte ihm der andere um so stürmischer nach. Für eine Weile triumphierte der Spanier und erlangte vorübergehend das Übergewicht über den Piraten; mit einer gutgezielten Kugel riß er ihm den vorderen Mast weg und schränkte seine Manövrierfähigkeit beträchtlich ein. Doch wenige Minuten später ereignete sich auf seinem eigenen Deck eine schwere Pulverexplosion, und das ganze Schiff stand in Flammen. Das entschied den Kampf zugunsten des Piraten. Die Geschütze schwiegen.
    Um sich von dem brennenden Schoner zu retten, sprangen die Leute ins Meer. Es wurden zwei Boote zu Wasser gelassen. Die Matrosen ruderten angestrengt, da sie möglichst schnell von der Brandstätte fortkommen wollten. Sie strebten unserem Strande zu.
    Arnak faßte mich krampfhaft am Arm; er wies auf die Boote und stöhnte:
    „Ein Unglück! Das sind die bösen Menschen!"
    „Fliehen wir von hier!" rief Wagura und machte Miene davonzulaufen.
    Ich hielt sie zurück. „Ruhig, Freunde, ruhig. Noch droht uns keine Gefahr."
    „Dir vielleicht nicht!" erklärte Arnak stirnrunzelnd. „Uns aber wohl!"
    Ungeduldig herrschte ich sie an:
    „Redet nicht solchen Unsinn! Es gibt keinen Unterschied zwischen euch und mir! Unser Los ist ein und dasselbe! Was auch geschehen mag, ich werde euch nicht verlassen und werde nicht zugeben, daß man euch ein Unrecht antut. Wir leben gemeinsam, und gemeinsam werden wir uns wehren! Eure Feinde sind auch meine Feinde!"
    Ich sah ein Aufleuchten, etwas wie einen Schimmer von Dankbarkeit in Arnaks Augen. Der Indianer stellte mir die Frage:
    „Und jene in den Booten, sind das deine Feinde?"
    „Ja, sie sind es!" erwiderte ich.
    Wir ließen die näher kommenden Boote nicht aus den Augen. Es saßen etwa fünfundzwanzig Matrosen darin. Sie ruderten emsig, und man konnte sehen, daß sie es eilig hatten; denn sie stellten einige Stangen senkrecht auf und befestigten Segel daran.
    Nach kaum einer halben Stunde landeten sie an einer Stelle, die keine ganze Meile von unserm Berg entfernt lag. Alle verließen die Boote, das größere von beiden wurde unweit des Ufers verankert. Wir befürchteten, die Ankömmlinge würden tiefer in die Insel eindringen; doch sie schlugen ihr Lager unmittelbar am Meer auf und blieben am Strand.
    Von weitem sahen wir, daß ihre ganze Aufmerksamkeit den Ereignissen galt, die sich auf dem Meer abspielten. Dort brannte immer noch ihr Schiff. Die zweite Brigantine näherte sich ihm bis auf die Reichweite eines Musketenschusses und setzte dann ein Boot mit bewaffneten Leuten aus.
    Die Matrosen am Strand schienen durch diesen Anblick sehr beunruhigt, da sie offenbar annahmen, jene kämen hinter ihnen her. Sie liefen am Ufer entlang, suchten geeignete Verteidigungsstellungen und bereiteten die Waffen zum Kampf vor. Wie wir beobachten konnten, hatte fast jeder zweite Matrose ein Gewehr. Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht. Die Schaluppe des Piratenschiffes blieb in der Nähe der brennenden Brigantine und umkreiste sie. Als die Mannschaft feststellte, daß es wegen der Flammen unmöglich sei, an Bord zu gelangen, kehrte das Boot zu seinem Schiff zurück, das bald darauf alle noch unbeschädigten Segel hißte und sich in östlicher Richtung entfernte. Gegen Abend verloren wir es hinter dem Horizont aus den Augen.
    Dann befiel uns eine neue Sorge: Eine große Gefahr

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