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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Platzregen begünstigte uns. Bei der jäh hereinbrechenden Dunkelheit war es sogar auf diese kurze Entfernung unmöglich, zu erkennen, was an den Booten vor sich ging.
    Von der Hoffnung beseelt, daß alles gut ausgehen würde, warteten wir nur noch darauf, daß es gänzlich dunkel wurde. Nun, da die Unachtsamkeit der Spanier uns zustatten kam, konnte es nicht schwer sein, das kleinere Boot zu entführen.
    Der kühle Regen ließ uns vor Kälte zittern. Träge zogen sich die Minuten in geduldigem Warten hin. Wir überlegten, was nach der Erbeutung des Bootes geschehen würde.
    „Die Spanier", sagte ich zu den Kameraden, „werden nicht wissen, wer ihnen das Boot geraubt hat. Das Unwetter wird sämtliche Spuren verwischen. Sie werden glauben, die See hätte es fortgerissen. Aber was weiter? Vielleicht werden sie morgen am Strand nach dem verlorenen Boot suchen?"
    „Fahren wir sogleich aufs Meer hinaus!" schlug Wagura vor. „Verlassen wir unverzüglich die Insel!"
    „Du redest dummes Zeug!" fuhr ihn Arnak an. „In einer halben Nacht, bis früh, kämen wir nicht weit. Morgen würden uns die Spanier leicht finden. Wie sollten wir übrigens bei solchem Wetter hinausfahren?"
    „Was tun wir also?"
    Den Streit beilegend, erklärte ich ruhig:
    „Wir schaffen es nicht, gleich aufs offene Meer hinauszufahren. Erst müssen wir uns mit dem Segel und den Riemen vertraut machen. Wir werden daher das Boot verstecken ..
    „Aber wo?"
    „Vielleicht sollten wir es am Ufer entlang auf die andere Seite der Insel bringen?" meinte Arnak. „Dort werden es die Spanier nicht suchen."
    „Warum so weit? Ich denke, wir führen es an den Oberlauf unseres Baches und verstecken es dort im Gebüsch."
    „Richtig! So ist es am besten!" riefen die Indianer. „Wir rudern es in den Bach."
    „Die Spanier machen den Eindruck, als hätten sie es eilig, unsere Insel zu verlassen. Werden sie aber abfahren, wenn ihnen ein Boot fehlt?"
    „Sie werden abfahren, Jan, sie werden! In dem größeren Boot finden alle Platz."
    Ich war dessen nicht so sicher. Die Frage, ob sie abfahren würden oder nicht, bedeutete für uns nahezu soviel wie Leben oder Tod. Wenn die Spanier längere Zeit auf der Insel blieben, würden sie uns früher oder später aufspüren. Dem mußte um jeden Preis vorgebeugt werden.
    „Der einzige Ausweg ist", erklärte ich, „daß wir uns den morgigen Tag über versteckt halten und die Insel gleich bei Anbruch der Dunkelheit verlassen."
    Inzwischen änderte sich das Wetter in beunruhigender Weise. Wie ich bereits erwähnte, traten Gewitter auf unserer Insel plötzlich auf, pflegten jedoch von kurzer Dauer zu sein. So ging auch jetzt das Unwetter schnell vorüber, der Himmel klärte sich auf, zwischen den Wolken erglänzten die Sterne. Nach dem Sturm peitschte der Wind noch hohe Wogen auf und brauste gewaltig; doch über Land und Meer war die Sicht besser als vorhin, zu Beginn der Nacht.
    Wir gingen daran, unseren Plan auszuführen. An dem Unternehmen beteiligte sich außer mir nur Arnak; Wagura sollte in der Nähe am Ufer warten. Wir legten die Lendenschurze ab und stiegen einige hundert Schritt von den Schuppen entfernt ins Wasser, bis es uns an den Hals reichte. Dann bewegten wir uns parallel zum Ufer, wobei wir teils wateten, teils die tiefen Stellen durchschwammen. Ich hatte das Jagdmesser bei mir, das ich zwischen den Zähnen hielt.
    Die Wolken zogen ab, der Himmel wurde klarer, und obwohl der Mond nicht schien, reichte das Licht der Sterne so weit aus, daß wir die Gegenstände auf einige Dutzend Schritte unterscheiden konnten. Als wir die dunklen Formen der Boote sichteten, gaben wir acht, daß nur unsere Köpfe über dem Wasser waren.
    Zuerst erreichten wir die größere Schaluppe, die vereinsamt weit vom Ufer lag. Wie wir erwarteten, befand sich keine Menschenseele darin. Wir sprangen über den Bordrand und gelangten ins Innere. Am Boden hatte sich vom Gewitter viel Wasser angesammelt. Vorn im Bug lag ein zusammengerolltes Segel. Wir suchten in Eile das ganze Bootsdeck ab, zum etwas Nützliches zu finden. Wir fanden nichts.
    „Und unter dem Segel?" flüsterte ich Arnak zu. „Sieh mal dort nach!"
    Bald hörte ich, wie der Indianer vor Freude aufjauchzte. Ich sprang zu ihm hin.
    „ Was hast du da?"
    „Eine Kiste . .
    Wir hoben den Deckel ab und fanden in der Kiste alte Kleidungsstücke, Gegenstände, die keinerlei Wert für uns besaßen. Als wir im Dunkeln weitersuchten, stießen wir neben der Kiste auf etwas Hartes. Ein

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