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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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schon, wenn die Strömung uns einige Meilen nach Westen abtreibt? Wir werden gleichmäßig und geduldig auf das Festland zurudern und uns allmählich doch durch diese vermaledeite Strömung hindurchschlagen."
    „Wird aber das Floß durchhalten?" fragte Wagura. Er betrachtete mißtrauisch die Stämme. „Wie es knarrt!"
    Das Floß knarrte tatsächlich. Der Druck der aufeinanderprallenden Fluten wurde zu einer wirklichen Gefahr. Es konnte auseinanderfallen, ohne daß dem abzuhelfen gewesen wäre. Die Stämme hatten wir mit den stärksten Lianen zusammengebunden, die wir fanden; vorläufig hielten sie. Würden sie es aber bis zum Schluß tun?
    Da das Floß nicht wendig genug war, wurde es bald zum Spielball der Wirbel, die es hin und her schleuderten. Als es seinen Bug dem Festland zukehrte, ruderten wir emsig, um es dem Ziel, wenn auch nur eine Kleinigkeit, näher zu bringen. Es war eine mühselige Arbeit, gegen die heftige Strömung anzugehen, doch verlor ich keinen Augenblick den Mut.
    ', Immerhin nähern wir uns dem Lande!" bemerkte ich. ', Wenn wir nur bei Kräften bleiben!"
    Die Indianer nickten zustimmend. Die breiten Federbüsche der an der Küste wachsenden Kokospalmen hoben sich immer deutlicher über dem niedrigeren Buschwerk ab.
    „Nur noch drei Meilen, höchstens vier!" schätzte ich die Entfernung, die uns vom ersehnten Ufer trennte.
    Die Kameraden erwiderten nichts, sie beobachteten nur mit unverhohlener Furcht die kräftige Abdrift nach Westen. Wir hatten bereits das Südufer unserer Insel hinter uns gelassen und befanden uns auf der Höhe ihres Westrandes.
    „Damals trieben wir genauso", bemerkte Arnak. „Gleich werden uns die wechselnden Strömungen fortreißen."
    Leider gingen seine Worte allzufrüh in Erfüllung. Weiter nach Westen riß das Festland plötzlich ab. Die Uferlinie bog scharf nach Süden ein, und der Ozean schuf dort eine tiefe Bucht. Aus dieser Bucht drückten starke Strömungen nach Norden. Als sie auf den Weststrom, der uns forttrug, stießen, bildeten sie Wirbel und gaben dann den aufgepeitschten Wassermassen eine nördliche Richtung.
    Bevor wir in diesen Hexenkessel gerieten, ruderten wir verzweifelt, um uns nach Süden durchzuschlagen; doch was vermochten unsere schwachen Riemen gegen die tobende See? In dieser Hölle kreisender Wasser hatte das Floß die Probe auf seine Widerstandsfähigkeit bestanden; dagegen war unser Vorhaben, ans Festland zu gelangen, kläglich gescheitert. Die Strömung trieb uns mit unaufhaltbarer Wucht von unserem Ziel fort und drängte uns nach Norden ab.
    „Wir haben verloren!" knirschte ich und zog die Riemen ein, da sich ein weiterer Kampf als zwecklos erwies. Ich konnte kaum atmen, der Schweiß rann mir in Strömen herab. Den Kameraden ging es nicht besser. Mit dem Haß der Besiegten dachten wir an das feindliche Element.
    Es gab keine Zeit zum Ausruhen. Waren wir bisher bestrebt, nach Süden zu gelangen, so stand uns jetzt ein neuer Kampf bevor. Wie konnten wir auf Bobers Insel zurückkehren? Sie lag im Osten von uns, während die Strömung unser Floß nach Norden trug, wo die mutmaßliche Insel Margarita immer deutlicher aus dem Meer emporstieg. Wie wir uns jetzt mit eigenen Augen überzeugten, war das eine ausgedehnte Landfläche, die sich wohl zwanzig Meilen weit, wenn nicht mehr, von Ost nach West hinzog.
    „Oh, schlimm, schlimm!" riefen die Indianer. „Dort sind die grausamen Menschen."
    Die Strömung trieb uns auf die große Insel zu. Wir ruderten alle drei wie besessen, um uns ihrer Gewalt zu entziehen. Es gelang uns. Nach halbstündiger ungeheurer Anstrengung gewahrten wir, daß die Strömung ringsum an Heftigkeit nachließ und wir es jetzt leichter haben würden, uns schräg hindurchzuarbeiten. Noch einige hundert angestrengte Ruderschläge — und wir waren von ruhigem Wasser umgeben. Die Strömung lag irgendwo hinter uns. Wir schrien auf vor Freude.
    Von Bobers Insel trennten uns noch etwa zwei Meilen. Das Meer lag hier ruhig da. Gemächlich rudernd erreichten wir gegen Abend das Nordwestufer unserer Insel. Im Laufe des Tages hatten wir sie in einem riesigen Halbrund von vielen
    Meilen umkreist. Obwohl wir abgehetzt und durch den erlittenen Mißerfolg niedergedrückt waren, freuten wir uns doch, als das Floß knarrend gegen das Ufer der Insel stieß und der Sand vertraut unter unseren Füßen knirschte.
    Die Nacht verbrachten wir an der Landesteile. Am folgenden Tage zogen wir das Floß längs des Ufers zur Ostseite der Insel und

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