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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Blick zu und sagte vorwurfsvoll, zu ihnen gewandt:
    „Die Jünglinge plappern in einem fort und blähen sich auf, während die Alten die Zunge im Maul vergessen haben und schweigen."
    „Du quälst uns!" rief Manauri erbittert.
    „Ich quäle euch? Er ist es, der euch mit seiner Anwesenheit quält, nicht ich."
    „Du bringst uns in Verlegenheit. .
    „Wohl möglich. Ihr müßt euch jedoch entscheiden. Ich habe meine Meinung gesagt. Äußert ihr die eure!"
    „Warte!"
    Sofort hielten die Indianer eine kurze Beratung ab. Fast ein jeder von ihnen brachte seine Meinung vor. Da sie arawakisch sprachen, verstand ich kein Wort, doch entging es meiner Aufmerksamkeit nicht, daß einige von ihnen anscheinend für mich Partei nahmen, während andere schwankten.
    Ich befand mich, was immer sie beschließen mochten, in einer peinlichen Lage. Wir standen in der Nähe des Lagerfeuers. Die Flammen, die schon geraume Zeit nicht genügend genährt worden waren, drohten bereits zu erlöschen. Ich umklammerte krampfhaft den Flintengriff und spähte unmerklich nach allen Seiten, um für den Fall der Gefahr einen Fluchtweg auszumachen. Die Richtung zum Bach schien mir am geeignetsten zu sein, weil sich hier wenige Menschen aufhielten und ich nach mehreren Sätzen in der dichten Finsternis untertauchen konnte.
    Glücklicherweise kam es nicht dazu. Die Indianer entschieden sich für mich. Mateo biß sich auf die Lippen und hatte Mühe, seiner Erregung Herr zu werden, während er die Ausführungen bis zu Ende anhörte. Dann schrie er aus vollem Halse:
    „Wißt ihr, was das heißt? Das heißt. . . ?
    „Das heißt", fiel ihm der Indianer ins Wort, „daß wir einen Verbündeten haben, der uns mit seiner Erfahrung und den vielen Waffen, die er besitzt, bei der Flucht große Hilfe leisten wird."
    ,Nein, Manauri! Das heißt, daß ich darauf nicht eingehe. Ich traue dem weißen Mann nicht. Ich lehne eine Gemeinschaft mit ihm ab. Ich und meine Leute."
    „Was, zum Teufel, gedenkst du zu tun? Willst du Unfrieden stiften und uns alle damit zugrunde richten, daß wir uns gegenseitig auffressen?"
    „Wenn ihr eure Meinung nicht ändert, sage ich mich mit meinen Leuten von euch los — wir gehen unsere eigenen Wege. Ich will von euch nichts mehr hören!"
    „ Du trennst dich von uns?"
    „Ja, ich trenne mich von euch."
    „ Das ist doch wohl ein Scherz?"
    Nein, es war kein Scherz. Mateo beharrte auf seinem Standpunkt, und alle vorgebrachten Vernunftgründe blieben ohne Erfolg. Die Nacht ging bereits zur Neige. Die Gruppen beabsichtigten, sich beim Morgengrauen voneinander zu trennen.
    Ich nahm Manauri beiseite und redete ihm zu, er möge mit seinen Leuten in unsere Gegend ziehen, da man dort am nahe gelegenen See des Überflusses mühelos Wild und Früchte beschaffen könnte.
    „Und wohin will sich Mateo wenden?" fragte ich.
    „Wie soll ich das wissen? Er weiß es wahrscheinlich selbst noch nicht."
    „Vielleicht würde er ans Westufer der Insel gehen, denn meine Höhle liegt im Osten. Auf diese Weise kämen wir einander nicht in den Weg.”
    „Wird er im Westen ausreichend Nahrung finden?"
    „Oh, mehr als genug. Dort wachsen ungefähr die gleichen Bäume und Pflanzen wie hier, und Wild gibt es sicherlich mehr, denn auf jener Seite haben wir nicht gejagt. Außerdem hausen auf dem südwestlichen Teil der Insel unzählige Seeschildkröten, die in diesen Tagen für Mateo und auch für uns die Hauptkost sein müssen."
    „Ich will sehen, was Mateo dazu sagt. Ich werde mit ihm sprechen."
    Mateo war einverstanden, da er so weit wie möglich von uns weg sein wollte. Die Flüchtlinge besaßen nicht viel Habseligkeiten, die für eine Teilung in Frage kamen; das wichtigste waren die drei Boote, ein größeres und zwei kleinere. Um diese Boote entbrannte ein häßlicher Streit. Manauris Gruppe war viel zahlreicher, denn sie bestand aus zweiundzwanzig Indianern samt Frauen und Kindern, während Mateo nur fünfzehn Leute hatte. Trotzdem forderte er für sich zwei Boote und begründete es damit, daß sich in seiner Gruppe mehr Frauen und Kinder befänden als in derjenigen Manauris.
    „Was ist der Unterschied?" fragte der Indianer. „Du hast drei Frauen, wir zwei. Du hast vier Kinder, wir drei. Dabei nehmen doch die Frauen und Kinder in den Booten weniger Platz ein als die Männer."
    „Das ist mir gleichgültig. Ich brauche zwei Boote."
    In seiner Wut auf den Indianer, der seine Ansichten über den weißen Mann nicht teilte, versteifte er sich so, daß er

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