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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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bleichgesichtigen Bestien euch angetan haben? Wer hat uns für das ganze Leben das Sklavenzeichen auf die Wangen gebrannt? — Wer hat uns die Rücken bis auf die Knochen zerfleischt? — Und ihr wollt ihm vertrauen ...? Ihr Dummköpfe wählt ihn noch obendrein zu eurem Häuptling?" „Nur auf der Insel", bemerkte einer der Indianer.
    „Er ist anders als die anderen", versicherte Manauri.
    „Wieso ist er anders? Weil er selbst in Not ist, deswegen biedert er sich an. Ist er erst einmal von hier entkommen, wird er sein wahres Gesicht zeigen. — Woher wißt ihr, er sei anders als die anderen?”
    „Arnak hat es gesagt."
    „ Arnak! Arnak! Vielleicht ist Arnak ein Hund, der aus des Herrn Hand frißt und die eigenen Brüder zerfleischt, um sich bei seinem Herrn einzuschmeicheln. Gibt es nicht genug solcher Speichellecker? Woher wißt ihr, daß Arnak nicht auch einer ist?"
    „ Wir kennen Arnak."
    „ Von früher her. In der Sklaverei ändern sich die Menschen.
    „Die Sklaverei hat ihn gestählt — ich habe mich davon überzeugt."
    „Er ist anders! Er ist anders!” Mateo - so hieß der Neger brachte die vorherigen Worte Manauris gedehnt hervor und brach in zorniges Hohngelächter aus. „Wieso ist er anders? Ist er nicht auf dem Piratenschiff gewesen? Arnak selbst hat es verraten, daß er dort war. Überfallen die Piratenschiffe nicht friedliche Dörfer und entführen Indianer in die Sklaverei! Wozu warst du auf dem Piratenschiff, sag es uns, du!"
    Er heftete den brennenden Blick auf mich und wartete wie ein unerbittlicher Richter. Als mich seine Frage erreichte vom Spanischen über Arawakisch auf Englisch —, antwortete ich einfach:
    „Ich wurde dazu gezwungen."
    „Du wurdest gezwungen? Warst du ein Sklave?"
    „Fast ein Sklave. Ich floh vor den Schergen, wie ihr jetzt flieht. Mir blieb keine andere Wahl als das Piratenschiff.
    ', Wieso? Gibt es denn weiße Sklaven? Das höre ich zum erstenmal."
    „Er ist ein Engländer, kein Spanier. Vergiß das nicht!" wandte Manauri erläuternd ein. „Die Spanier haben keine weißen Sklaven, wohl aber, soweit mir bekannt, die Engländer. Ist das wahr?"
    Auf die an mich gerichtete Frage erklärte ich, es sei wahr.
    „Und sie arbeiten auf den Plantagen wie andere Sklaven?" versetzte Mateo ungläubig.
    „Sie arbeiten genauso, bis sie sich nach Jahren loskaufen." „Das kommt mir merkwürdig vor ... Ich weiß, daß die Engländer nicht besser sind als die Spanier. Auf der Insel Jamaika haben sie die Indianer ausgerottet und Tausende von Negersklaven hingebracht. Sie foltern sie genauso wie die Spanier. Von weißen Sklaven habe ich jedoch noch nichts gehört ... Sag, bist du ein solcher Sklave gewesen?"
    Der höhnische, anmaßende Ton seiner Rede rief meinen Widerspruch hervor und brachte mein Blut in Wallung. Ich hätte die Angelegenheit kurz und bündig erledigen können, wenn ich erwidert hätte, ich sei Sklave gewesen; doch wollte ich mich vor diesem hochmütigen Menschen nicht zu einer Lüge, sei es auch noch so geringfügig, erniedrigen.
    „Ein solcher Sklave war ich nicht", entgegnete ich.
    „Habt ihr gehört, daß er es zugibt", schrie Mateo triumphierend den Indianern zu.
    „Ich wurde aber verfolgt", fügte ich mit erhobener, zorniger Stimme hinzu, „und mußte auf das Piratenschiff fliehen."
    „Und du verlangst von uns, daß wir das glauben sollen?" fragte er boshaft lächelnd.
    „Ja, ich verlange es! Denn als ehrlicher Mensch halte ich auch euch für ehrlich."
    Mateos Gesichtsausdruck veränderte sich, er wurde ernst. Den Blick in das lodernde Feuer gerichtet, überlegte er eine Weile. Dann hob er die Augen, aus denen eine tiefe Sorge sprach, und sagte, zu den Indianern gewandt:
    „Bisher sind wir uns einig gewesen, gemeinsames Unglück verband uns. Gemeinsam befreiten wir uns aus der Sklaverei und flohen auf die Insel. Uns droht eine große Gefahr - ein weißer Mann ist aufgetaucht. Ihr sagt, dieser weiße Mann sei eine Ausnahme, sei ein Freund ..."
    „Mateo!" unterbrach ihn Manauri mit beschwörender Stimme. „Er ist tatsächlich unser Freund, glaub es mir!" „Wie soll ich dir glauben, da ich weiß, daß du ihn so kurze Zeit und sowenig kennst? Besinne dich, Freund!"
    „Es hilft nichts, du mußt es glauben."
    „Ich kann nicht, denn es geht um zu wichtige Dinge, um das Schicksal von uns allen ... Aber wartet einmal! Der Haken liegt woanders. Nehmen wir an, Manauri, du hättest recht, daß er ein anständiger Mensch sei. Er ist ein Engländer, nicht

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