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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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gegen alle Einwände blind und taub blieb. Sein Widerstand war nicht zu brechen. Da ich den Streit schlichten und den Mißhelligkeiten ein Ende bereiten wollte, flüsterte ich dem Indianer zu, er solle nachgeben.
    „Wir haben zwei Flöße. Irgendwie werden wir uns behelfen", erklärte ich. „Da wir jetzt genügend Ruderer sind, kommen wir zurecht."
    Manauri willigte daraufhin ein, zwei Boote unter der Bedingung abzutreten, daß ihm die größere Schaluppe verbliebe; Mateo war einverstanden. Der Riese gab sich damit zufrieden, seinen Willen durchgesetzt zu haben.
    Die erste Blässe am Osthimmel kündete das Ende der Nacht an. Ich schickte Wagura zum anderen Ufer des Baches hinüber, damit er mir die Flinte bringe, die ich an der Palme hatte stehenlassen.
    Während die Leute im Lager ihre kümmerliche Habe sammelten, standen Manauri, Mateo, Arnak und ich immer noch am Feuer. Wir schickten uns an, auseinanderzugehen, doch bat ich, noch einen Augenblick zu verweilen. Ich kannte die Natur der Insel und die Möglichkeiten, sich auf ihr zu ernähren, daher überlegte ich, wie man so viele Menschen, insgesamt einundvierzig Köpfe, satt bekommen sollte.
    „Es gibt hier nicht so viel Wild, daß man davon allein leben könnte", sagte ich. „Es müssen unbedingt Früchte, wildwachsende Gemüse und Wurzeln gesammelt werden. . ."
    „Wir werden sie sammeln", erklärte Manauri.
    „Für euch ist das ein Kinderspiel, denn ihr seid Eingeborene, Mateos Kameraden dagegen kennen wahrscheinlich den Urwald nicht, da sie aus Afrika gekommen sind."
    „Das tut nichts", entgegnete Manauri. „Ich werde ihnen einen oder zwei von meinen Leuten zuteilen, die sie anlernen werden. Im übrigen kennt sich Mateos Frau in diesen Dingen aus, denn sie ist aus unserm Stamm."
    „ Ich brauche eure Hilfe nicht!" entrüstete sich der Riese. „Wir werden uns selber helfen."
    In diesem Augenblick kam Wagura bestürzt angelaufen und flüsterte mir ins Ohr, er habe die Flinte nicht finden können, sie sei verschwunden.
    „Ich hatte sie an die Palme gelehnt", erläuterte ich.
    „Ich habe rings um die Palme herum gesucht. Sie ist nicht da!"
    „Hast schlecht gesucht."
    ', Komm und sieh selbst!"
    Ich ging hin. Die Flinte war tatsächlich nicht da. Jemand hatte sie in der Nacht an sich genommen, richtiger gesagt, gestohlen. Ein bitteres, wehmütiges Gefühl beschlich mich. Ins Lager zurückgekehrt, setzte ich Manauri von dem Verlust in Kenntnis. Der Indianer leitete sofort eine Untersuchung bei seinen Leuten ein. Niemand besaß die Waffe, niemand hatte sie gesehen.
    Wir gingen zu Mateo, und ich erklärte ihm ohne Umschweife, daß eine Flinte verlorengegangen sei.
    „Ich weiß", entgegnete er mit dreistem Augenrollen. „Ich habe sie. Sie wurde mir gebracht, und ich werde sie behalten." „Das ist meine Waffe, nicht wahr?"
    „Ich weiß es."
    „Na und?" fragte ich gereizt.
    Mateo wandte sich an die anwesenden Indianer, die er als Zeugen anrief:
    „Jetzt seht ihr selbst, was für ein Freund er ist. Er sagt, er habe viele Waffen. Er weiß, in welcher Notlage wir uns befinden und wie sehr wir der Waffen bedürfen. Und dabei möchte er mir die Flinte wegnehmen. Nein, jetzt gehört sie mir!" Ich beherrschte meine Erregung, hatte meine Ruhe wiedergefunden. Mitleidig schaute ich ihn an.
    „Mateo!" sprach ich in gedämpftem Ton und blickte ihm durchdringend in die Augen. „Bist ein sonderbarer Kauz, wanderst auf einem Irrweg. Ich weiß, daß du Waffen brauchst. Aber warum stehlen und nicht lieber ein paar vernünftige Worte mit einem reden? Hättest du dich als Mensch zu Mensch an mich gewandt, würde ich deine Bitte nicht abgeschlagen haben."
    Als ich sah, daß er eine hochmütige Miene aufsetzte, fügte ich hinzu:
    „Was nützt dir übrigens die Waffe? Sie enthält nur Pulver für einen Schuß. Du kannst einmal schießen, mehr nicht."
    „Vielleicht verlangst du, daß ich dich kniefällig bitte?" knurrte er boshaft.
    „Ich verlange es nicht, Mateo. . . Und da ich sehe, daß du mir die Waffe nicht zurückgeben willst, sie dir aber von Nutzen sein wird, werde ich dir dafür noch Pulver und Kugeln aus meinem Vorrat schenken."
    Unter den anwesenden Indianern und Negern wurden anerkennende Stimmen laut. Bei Mateo dagegen übten meine Worte eine gänzlich unerwartete Wirkung aus. Seine Augen flackerten in einem Zornesausbruch, er schüttelte die Fäuste.
    „Schau, schau! Was für ein Wohltäter!" schrie er. „Du wirst mich mit deinem Edelmut nicht demütigen

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