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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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wahr? Ihr erinnert euch, daß die uns umgebenden Inseln und das Festland, dem wir zustreben, sowie das Meer ringsum nicht den Engländern, sondern ihren Feinden, den Spaniern, gehören. Fiele der Engländer hier in die Hände der Spanier, so stünde ihm das gleiche Schicksal wie uns, wenn nicht ein noch schlimmeres, bevor."
    „Worauf willst du hinaus, Mateo?"
    „Auf eine einfache Sache. Jetzt mag er es vielleicht ehrlich meinen. Stießen wir jedoch mit den Spaniern zusammen, was bald geschehen könnte, und es käme sogar zu einem Kampf, würde sich der Engländer dann nicht darauf besinnen, daß er ein weißer Mann ist, und würde er uns nicht im letzten Augenblick verraten, um seine eigene Haut zu retten? Würde er nicht unser Leben um den Preis seines eigenen verkaufen?"
    Dumpfes Schweigen trat ein. Mateos Worte hinterließen einen tiefen Eindruck. In ihnen lag eine unheimliche, bezwingende Überzeugungskraft. Mateo bot nicht nur den Anblick körperlicher Stärke, sondern war auch ein scharfer Denker. Gegen seine präzisen, vernünftigen Gedankengänge wäre nichts einzuwenden gewesen, wenn — und hier beging er einen Fehler — es unbestreitbar festgestanden hätte, daß ich ein Mensch von schwachem, schwankendem Charakter sei. Darin war Mateo ungerecht.
    Arnak kam mir sogleich zu Hilfe. Er erinnerte daran, daß wir bereits zweimal mit Spaniern zusammengestoßen seien einmal, als sich ein Schiff am Ufer zeigte und man es leicht durch Feuer hätte herbeilocken können, ein andermal, als die Spanier vom brennenden Schiff aus auf der Insel landeten —, und beide Male habe ich als aufrichtiger Freund der Indianer und Feind der Spanier gehandelt.
    „Diesen Mann", schloß Arnak, „eines wankelmütigen und niedrigen Charakters zu bezichtigen ist lächerlich."
    „Die Fälle, die du erwähnst", entgegnete Mateo, „sind nicht überzeugend. Der weiße Mann konnte so oder anders handeln. Er war damals nicht an die Wand gedrückt und hatte nichts zu verlieren. Würde ihm jedoch das Wasser an der Kehle stehen und er die Möglichkeit haben, durch Verrat sein eigenes Leben zu erkaufen. . ."
    Er beendete den Satz nicht und überließ es den Zuhörern, sich Gedanken darüber zu machen, was dann geschehen würde.
    Die Verbissenheit und der Argwohn Mateos ließen die Herzen der vergrämten Flüchtlinge zu Eis erstarren. Seine unheilverkündenden Worte machten einen nachhaltigen Eindruck, weil sie einleuchtend waren.
    Nach einer längeren Weile verlegenen Schweigens wandte sich Manauri an Mateo:
    „Was schlägst du vor zu tun? Weißt du einen guten Rat?"
    „Ich weiß einen."
    Aller Augen richteten sich gespannt auf den Neger. Mich traf sein böser, kalter Blick. So kalte, verschleierte Augen haben Raubtiere, wenn sie zum Sprung auf ihr Opfer ansetzen. Unwillkürlich berührte ich meine Schußwaffe, um mich zu überzeugen, daß sie noch an der Schulter hing.
    „Ob er ehrlich ist oder nicht, gut oder böse", knurrte Mateo, „das ist jetzt unwichtig. Dagegen bedeutet seine bloße Existenz für uns eine große Gefahr. Sicher wären wir nur, wenn er nicht lebte."
    Sowie Arnak und Wagura diese Worte in der Verdolmetschung vernommen hatten, schrien sie empört auf und griffen nach den Waffen. In dem nächtlichen Schweigen, das für einen Augenblick eintrat, hörte man, wie sie die Hähne spannten.
    „Nicht so hitzig, Bürschchen, nicht so hitzig!" rief ihnen Mateo zu. „Ich habe noch nicht geendet. Ich weiß, daß ihr dem Weißen besonders wohlgesinnt seid. Ich weiß, daß er diese beiden Grünschnäbel betölpelt und auch euch Erwachsene beschwatzt hat. Ich fordere daher nicht seinen Tod. Mag er leben! Ich fordere aber etwas anderes. Damit er uns nicht schaden kann, werden wir ihn, solange wir hierbleiben, gefesselt halten. Erst wenn wir die Insel verlassen, geben wir ihm die Freiheit wieder. Hier kann er dann weiterleben."
    „Nein!" widersprach Arnak entschieden. „So wird es nicht sein! Ihr werdet ihn nicht fesseln! Und hier wird er nicht bleiben, sondern mit uns zum Festland fahren."
    „Schweig, Grünschnabel!" herrschte der Riese ihn an. „Dich hat niemand gefragt."
    Wagura kam dem Freunde zu Hilfe.
    „Er läßt sich nicht fesseln!" schrie er wutentbrannt. „Er hat Waffen. Wir haben viel Waffen."
    Mateo fertigte ihn achselzuckend ab und versetzte geringschätzig:
    „Gut, daß er Waffen besitzt, sie werden uns zustatten kommen."
    Wieder trat Schweigen ein. Der Neger warf den Ältesten der Indianer einen ungeduldigen

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