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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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und mich nicht lächerlich machen. Ich brauche dein Pulver nicht und auch nicht deine Waffe! Magst du daran ersticken!"
    Er rief den Seinen zu, sie sollten ihm die Waffe bringen, und befahl, sie mir zu übergeben. Die Leute beeilten sich nicht, seine Weisung auszuführen, und Manauri beschwor ihn, er möge Vernunft annehmen und die Waffe behalten. Mateos Starrsinn war jedoch nicht zu brechen.
    Der Morgen dämmerte. Der Horizont weitete sich. Ich stieg auf die nahe Düne und betrachtete den Ozean. Leere ringsum, so weit das Auge reichte. Von Verfolgern keine Spur.
    Im Boot nahmen elf Indianer Platz, das heißt die Frauen mit den Kindern und sechs Ruderer, die übrigen der Gruppe gingen zusammen mit uns zu Fuß. Mateo beabsichtigte, die Insel von Norden zu umfahren, doch riet ich ihm aufrichtig davon ab: Längs der entgegengesetzten, der Ost-und Südseite war der Weg etwas kürzer und vor allem sicherer, denn mögliche Verfolger würden vom Norden, von der Insel Margarita her, zu erwarten sein. Der Riese schüttelte nur hartnäckig den Kopf und brummte, er wolle dennoch die nördliche Richtung einschlagen.
    Als die Frauen in die Boote stiegen, zeigte man mir Mateos Frau. Es war dies eine blutjunge Indianerin von ungewöhnlicher Schönheit, die ein etwa einjähriges Söhnchen in den Armen hielt. Mit einer Besorgtheit, wie ich sie bei dem schroffen Menschen niemals vermutet hätte, nahm Mateo ihr das Kind ab und half ihr beim Einsteigen in das Boot. Seine Blicke ruhten voll Liebe und Hingabe auf der Frau und dem Kind. Ich konnte mich über dieses Bild nicht genug wundern.
    Manauri fragte mich, ob es nicht geraten sei, die Spuren des Lagers zu verwischen.
    „Unbedingt", erwiderte ich.
    Innerhalb weniger Minuten verwandelten wir alle, Männer und Jungen, die Stelle mit Hilfe von Zweigen in ihren ursprünglichen Zustand. Als ich später den Strand entlang-
    schritt und aufs Meer hinaussah, bemerkte ich, daß nicht nur das große Boot der Indianer, sondern auch die beiden Boote der Negergruppe nach Süden zu fuhren. So hatte also Mateo doch meinen Rat befolgt.
    Ein merkwürdiger Mensch! dachte ich.

Der Schatten von Margarita
    T rotz der schlaflosen Nacht gab es keine Zeit zum Ausruhen. Auf uns wartete viel Arbeit. Fünfundzwanzig Mäuler wollten gestopft werden. Bei unseren Verhältnissen war das keine Kleinigkeit.
    Während der Meeresflut zogen wir das große Boot den Bach hoch, wobei alle mit Hand anlegten, und versteckten es unter den Schlingpflanzen. Gleich darauf lief ich auf das Maisfeld, das seit gestern morgen verwaist war. Manauri ging mit mir; ich wollte mich unseres Besitzes vor ihm rühmen.
    Wie ich vermutet hatte, saßen auf den reifenden Büscheln viele Papageien und fraßen genießerisch die Körner. Am Boden vergnügte sich ein Schwarm schwarzer Vögel, die wie große Hühner aussahen. Ich wollte die Schädlinge zum Teufel jagen, Manauri hielt mich jedoch zurück.
    „Wir werden eine Treibjagd veranstalten", flüsterte er mir auf spanisch zu; an seinen Gesten verstand ich es ohne weiteres.
    „Richtig!" äußerte ich auf die gleiche Weise.
    Ohne aus dem Dickicht herauszutreten, kehrten wir leise um und liefen zu den Unsrigen. Ein jeder ergriff, was ihm gerade in die Hand kam: der eine Bogen und Pfeile, der andere einen Stock oder eine Keule, ein dritter nahm sein Messer. Die Jäger legten sich im Walde am Feldrand auf die Lauer, die Treiber trieben von der Bachseite her. Wir hatten übergroßes Glück. Von den Papageien, die sich lärmend in die Luft erhoben und davonflogen, brachten wir nur zwei mit gutgezielten Bogenschüssen herunter. Dagegen ließen sich die schwarzen Vögel, die am Boden entlang flohen, schnell einholen; wir fingen an die zwanzig Stück und töteten sie. Das alles spielte sich unter lustigem Gekreisch und Gelächter ab. Diesen Erfolg sahen wir als ein günstiges Vorzeichen an.
    Die Frauen richteten die Vögel sogleich zu, kochten sie und setzten uns bald darauf ein schmackhaftes Frühstück vor. Während des Essens verloren wir keine Zeit und überlegten, wie die Arbeit zu verteilen sei. Wir beschlossen folgendes: Zwei Jagdgruppen, eine unter Arnaks, die andere unter Waguras Führung, gehen unverzüglich an den See des Überflusses sowie nach Norden zum Papageienwäldchen; zwei mit Spießen ausgerüstete Fischer fahren mit dem Floß aufs Meer hinaus zu den Felsen, wo die spanische Brigantine verbrannt war; der älteste, ungefähr fünfzigjährige Indianer verbleibt im Lager und baut

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