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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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mit Hilfe der Frauen einige Hütten; der beste Bogenschütze übernimmt die Wache im Maisfeld; der Indianer, der auf Margarita Zimmermannsarbeit verrichtet hatte, wird das zweite Floß verbreitern und mit einem Beil neue Ruder anfertigen — und i c h ...
    Mir lagen besonders unsere Sicherheit und Verteidigung am Herzen. Selbst wenn man uns von Margarita aus nicht verfolgte, so erforderte es doch viel Voraussicht, wollten wir uns durch das von Spaniern beherrschte südamerikanische Festland hindurchschlagen. Wir besaßen eine Reserve von acht tauglichen Gewehren. Diesen unschätzbaren Reichtum galt es klug auszunutzen. Acht Gewehre in sicheren Händen, mit unseren drei Waffen insgesamt elf, das bedeutete unter jenen Verhältnissen eine unbesiegbare Feuerkraft. Man mußte sie nur zum Leben erwecken und die Leute im Schießen ausbilden. Ich wandte mich an Arnak:
    „Arnak, frage sie, wer von ihnen mit Feuerwaffen umzugehen versteht!"
    Meine Worte wurden zunächst nicht von allen begriffen. Daher wiederholte ich noch einmal deutlicher: „Wer hat bereits aus einer Feuerwaffe geschossen?"
    Es meldeten sich drei.
    „Könnt ihr mit einem Gewehr umgehen? Laden, reinigen, gut zielen?"
    „Ja."
    „Ich brauche noch fünf Mann, denen ich das Schießen beibringen werde. Wer meldet sich?"
    Es meldeten sich alle. Sie brannten alle darauf, an diesem Unterricht teilzunehmen. Jeder Indianer träumte davon, eine
    Feuerwaffe zu besitzen. Manauri wählte vier Mann aus, er selbst war der fünfte.
    Da mir daran lag, ohne Zeitverlust an die Arbeit zu gehen, mußte die vorher festgelegte Gruppeneinteilung, vor allem die der Jagdgruppen, geändert werden. Als alle auseinanderliefen, um ihre Arbeit zu verrichten, blieb ich mit meinen acht Schülern bei der Höhle.
    Ich bewunderte die Begeisterung der Indianer. Da ich die sorglose Trägheit einiger Stämme im Norden kannte und viel von den schläfrigen Eingeborenen Südamerikas gehört hatte, kam ich nun beim Anblick meiner neuen Kameraden nicht aus dem Staunen heraus. Vor mir tat sich eine andere Welt auf.
    Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß die Greuel, die diese Indianer in der Sklaverei erduldeten, ihre Natur verändert haben konnten. Eher werden die Menschen unter der grausamen' Knechtschaft entwürdigt und alle edlen Gefühle in ihnen abgetötet. Hier jedoch begegnete mir etwas anderes: Die Sehnsucht nach Freiheit — jene unbesiegbare Kraft des Menschenherzens! Diese Männer wollten frei sein, daher ihr rühriges Mühen, ihre leuchtenden Augen. Sie sahen den Weg zur Freiheit, zu einem lichten Morgen vor sich — und das erfüllte sie mit Begeisterung, machte sie zu neuen, starken Menschen.
    Wie einst, als ich, von den Krallen des Jaguars verwundet, darniederlag und über Arnak und Wagura nachgrübelte, dachte ich auch jetzt an meine Landsleute im Norden. Und wieder erfaßte mich erbitterter Groll gegen sie. Wie viele Menschen gab es dort, die sich von blindem Haß gegen die Indianer leiten ließen, und das nicht nur unter den fanatischen Puritanern. Ach, wenn diese Verblendeten an meiner Stelle wären und die nach Freiheit strebenden Indianer sehen könnten!
    Während des Unterrichts achtete ich besonders darauf, daß schnell geladen und richtig gezielt wurde; auch schärfte ich den Männern ein, das Pulver auf der Zündpfanne vor Regen zu schützen. Erst später gingen wir zu den eigentlichen Schießübungen über. Ich erlaubte jedem, zweimal zu schießen, zunächst mit einer geringen Pulvermenge, damit der
    Schütze durch den Knall nicht erschrecken sollte, nachher mit der üblichen Ladung. Meine eifrigen Schüler mühten sich redlich und hatten nach wenigen Stunden einiges begriffen. Obwohl sie noch keine ausgebildeten Schützen waren, konnte ich ihnen doch, da ich sie stets unter meinen Augen behielt, eine Waffe anvertrauen.
    „Wir werden täglich wenigstens eine Stunde üben, jedoch ohne zu schießen. Wir müssen Pulver sparen", sagte ich ihnen.
    Da uns bis zum Sonnenuntergang noch einige Stunden blieben, ging Manauri mit ein paar Leuten in den Wald, um Äste und Lianen für Bogen sowie Rohr für Pfeile zu schneiden. Ich freute mich sehr darüber, denn die Bogen waren nach wie vor die wichtigste Waffe unserer Gruppe, von der wir soviel wie möglich in guter Ausführung benötigten.
    Ich brachte fast den ganzen Tag in der Nähe der Höhle zu und stieg beinah stündlich auf den Gipfel unseres Berges oder schickte jemand, der mir gerade in den Weg lief, hinauf. Doch rein und

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