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Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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sind nur zusammen Sandwiches essengegangen, und dafür musste ich mit ihr weit weg bis nach Wells River fahren. Nicht einmal Suzy konnte ich ihr vorstellen.»
    «Aber warum wollte sie nicht, dass jemand von ihrer Rückkehr erfuhr?»
    Peter zuckte die Achseln. «Sie musste es wohl in ihrem eigenen Tempo machen – ein kleiner Schritt nach dem anderen. Es war so viel Zeit vergangen – und so viel geschehen. Da war das Heimkommen nicht so einfach.»
    «Gott, was war ich für ein Trottel», rief Rhonda aus und schlug sich gegen die Stirn. «Ich dachte, ihr beide hättet Ernie entführt. Und als ich dich dann später mit dem Seil sah   …»
    «Das war wirklich zum Möbelrücken», erklärte Peter.
    «Und die kleinen roten Schuhe?»
    «Die gehören Suzy. Sie hat die Nachmittage während der Renovierungsarbeiten fast immer mit mir zusammen dort draußen verbracht, ihre Sachen sind im ganzen Haus verstreut. Ronnie, mir tut es auch leid. Es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich war. Und dass alles so gekommen ist, wie es jetzt ist. Ich weiß nicht, was zwischen dir und Warren war, aber dass er in die Sache verwickelt war, und alles, was an jenem Abend in der Werkstatt passiert ist   … das muss hart gewesen sein.»
    Rhonda nickte. «Ich habe ihm vertraut, Peter. In diesen letzten Wochen habe ich ihn für den einzigen ehrlichen Menschen in meinem Leben gehalten. Ich mochte ihn wirklich sehr. So was hab ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr für jemanden empfunden, nicht mehr   …», Rhonda zögerte, «…   seit dir.»
    Peter zog an seiner Zigarette und atmete den Rauch aus. «Besuchst du ihn?»
    «Ich kann einfach nicht. Es ist nicht einmal so sehr das, was er gemacht hat. Das Problem ist, dass er mich belogen hat. Und so lange. Wie soll ich jemals wieder jemandem einfach vertrauen?» Rhonda blickte Peter an. Es war ein gutes Gefühl, mit ihm zu reden und offen zu ihm zu sein. Wieder mit ihren Problemen zu ihm gehen zu können – wie damals in ihrer Kindheit.
    «Manchmal», sagte Peter ernst, «scheint eine Lüge die einzige Wahl zu sein.»
    Rhonda schüttelte den Kopf. «Er hätte allen offen erzählen sollen, was passiert ist. Dass es ein Unfall war.»
    «Er hat das Mädchen entführt, Ronnie. Sie hätten ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen. Obwohl das Ganze Pats Idee war.»
    «Pat! Unglaublich, dass mir nie auch nur der Funke eines Verdachts gegen Pat gekommen ist», sagte Rhonda. «Auf eine verrückte Art ist das, was passiert ist, vollkommen einleuchtend. Es ist nur so – traurig. So schrecklich traurig.»
    Peter nickte.
    «Als ich eben das Haus verlassen wollte, ist Crowley vorbeigekommen», sagte Rhonda.
    «Dann weißt du also, was im Wald gefunden wurde?»
    «Als du mir von der Leiche unter der Bühne erzählt hast, dachte ich, du würdest von Ernie sprechen.»
    «Ja, hätten sie nicht Ernie gesucht, wären sie nicht über Daniel gestolpert. Ernies Leiche wird bestimmt auch bald gefunden. Tut mir leid, Rhonda. Dass ich es dir nicht amTelefon gesagt habe. Ich wollte, dass du es von mir hörst und nicht von so einem Arschloch von Bullen.»
    Rhonda nickte. «All diese Jahre haben wir einfach angenommen, dass er irgendwo ein neues Leben begonnen hat.»
    Peter betrachtete sie vorsichtig und nickte dann. «Und was hat Crowley dich sonst noch gefragt?»
    «Er wollte wissen, was ich noch von dem Sommer damals erinnere. Ich hab ihm alles gesagt, was ich wusste. Eine große Hilfe war ich wohl leider nicht.»
    Peter betrachtete sie ein paar Sekunden lang, wandte sich dann ab und blickte über den Weg und die Zufahrt zur Straße.
    «Was meinst du, was damals passiert ist?», fragte Rhonda. Peter blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr zurück. «Ich meine mit Daniel. Crowley sagte, er hätte hohe Schulden gehabt.»
    «Ronnie, ich   …» Er blickte schnell weg und dann wieder zu ihr hin, suchte etwas in ihrem Gesicht, was er dort anscheinend nicht fand. «Ich weiß nicht», erwiderte er schließlich, drückte seine Zigarette auf der Treppe aus und steckte den Stummel in die Hemdtasche.
    Die Art und Weise, in der er das sagte, erinnerte Rhonda an sein übliches Mantra –
Ich erinnere mich nicht
–, an die Worte, mit denen er sich immer verteidigt und Distanz gewahrt hatte, wenn Rhonda ihm Fragen über die Vergangenheit stellte, wie zum Beispiel, ob er sich noch an Daniel als Osterhasen erinnere.
    «Erzähl mir von der Nacht, in der wir die Bühne abgerissen haben», sagte Rhonda, deren Stimme nun fast ein

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