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Die Insel der Verlorenen - Roman

Die Insel der Verlorenen - Roman

Titel: Die Insel der Verlorenen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Bluejackets nahmen Kinder, Frauen und die Truhe huckepack, brachten alles ins Boot und ruderten zur Yorktown . Es war vier Uhr nachmittags, als sie Clipperton hinter sich ließen.
    Sergeant Kerr betrachtete vom Meer aus die unbewohnte, unwirtliche, leere, öde Insel und fragte sich, wie es diese Leute bloß all die Jahre dort ausgehalten hatten, ohne vor Einsamkeit und Langeweile umzukommen. Er sah die Reste elender Behausungen, einen traurigen Friedhof mit einem halben Dutzend umgekippter Kreuze, eine ungesunde Lagune, einen hohen, abweisenden kahlen Felsen und einen kleinen Haufen Abfall, der am Strand lag, darin erkannte er das Wrack eines gesunkenen Schiffes, eine alte Matratze, zerschlissen wie die Schuhsohle eines Bettlers, steife Lumpen und den übel zugerichteten Körper einer Puppe, der die Haare ausgegangen waren. Auch Alicia hatte die Augen Clipperton zugewandt, aber sie sah in der Insel die Bühne von Freud und Leid, auf der sich ihr Leben abgespielt hatte. Im Stillen nahm sie Abschied von den unsichtbaren Holzhäusern mit den Balkonen unter freiem Himmel, von denen die Gespräche der Liebenden widerhallten, die sie vollständig aus dem Gedächtnis hätte hersagen können; von den zahmen prähistorischen Ungeheuern in den Tiefen der Lagune; von den Höhlen, die vom Skorbut zerfressene Kranke vor dem Himmel verbargen; von den großartigen Kelchen, die von englischen Piraten erst mit Jamaikarum entweiht und dann vergraben wurden; vom lebendigen Felsen, der die Gebeine geliebter und verhasster Menschen in ewiger Ruhe wiegte; von Tischdecken und Laken, die in Vorfreude auf eine Hochzeit geschickt gehandarbeitet und verziert waren; von schützenden Mauern gegen tobende Orkane; von den Überresten des Geisterschiffs, das die zwölf Holländer angespült hatte; von der Porzellanpuppe ihrer Töchter; von der schafwollenen Matratze, auf der ihre Kinder gezeugt und auf die Welt gekommen waren. Vom verführerischen Lachen des Secundino Ángel Cardona und vom heroischen, brutalen Kampf, den ihr Mann, Hauptmann Ramón Arnaud, gegen niemanden geführt hatte, bis er sein Leben gab.
    Auf der Kommandobrücke erlebte Kapitän Perril, der über den Verzug seines Bootes besorgt ins Fernglas blickte, die Überraschung des Jahrhunderts, als er Frauen und Kinder von der Insel einsteigen sah, und musste zwanzig lange Minuten seine Neugier zügeln, bis endlich Sergeant Kerr kam und ihm Meldung über die Beförderung der Besucher machte und über die Bruchstücke, die er von deren tragischer Geschichte verstanden hatte, um ihm sodann deren Bitte auszurichten, sie nach Salina Cruz mitzunehmen.
    Perril ließ sie an Bord kommen, hieß sie warmherzig willkommen, bot ihnen Pralinen an, gab Anweisung, sie in der Wachkajüte unterzubringen, wo Sanitäranlagen waren, und stellte persönlich ein Menü zusammen, das ihnen schmecken würde und für ihre von Fetten und Gewürzen entwöhnten Mägen trotzdem bekömmlich wäre. Etwa zwei Stunden später wurden die Schiffbrüchigen in den Speisesaal geführt, wo die Kinder sofort im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen, weil alle Matrosen mit ihnen scherzen und herumalbern wollten, allerdings mit dem Ergebnis, dass die Kleinen weinend hinter ihren Mamas Zuflucht suchten. Man brachte ihnen Hühnerbrust à la Maryland, Kartoffelpüree, Rohkostsalat, Milch und Äpfel.
    Nach dem Essen nahm Kapitän Perril Alicia mit in seine Kajüte, um sie mithilfe von Doktor Ross, der ein wenig Spanisch verstand, einer eingehenden Befragung zu unterziehen.
    »Darf ich Ihnen einen Likör servieren?«, fragte dieser sie, um das Eis zu brechen, aber sie lehnte ab.
    »Ich wüsste gerne, welches Datum wir haben«, begann Alicia ihrerseits.
    Sie antworteten, es sei Mittwoch, der 18. Juli 1917.
    »Das ist ja merkwürdig«, erwiderte sie, »wir waren bei Montag, den 16. Juli 1916. Wir haben uns nur um zwei Tage vertan, dafür aber ein ganzes Jahr verschluckt. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte.«
    »Keine Sorge«, sagte Perril, »wenn Ihre Berechnungen 1916 ergeben haben, dann haben wir auch 1916. Die Zahl gefällt

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