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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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hat mich sogar geradezu gehasst. Zu wissen, dass ihn ein Weibsstück hereingelegt hat, war der Anfang vom Ende. Der Schmuck war weg, Bedienstete verließen uns, und ohne Edmond, der im Gefängnis seine Strafe absaß, verfiel unsere Plantage. Gelbgrindige Flecken breiteten sich auf all unseren Pflanzen aus, irgendeine bösartige Fäule, die nicht nur die gesamte Ernte, sondern auch Stämme und Wurzeln vernichtete. Wir hielten zwei Jahre durch, dann waren wir verloren. Aber niemand wollte die Plantage kaufen, es wurde getuschelt, sie sei verhext. Gottesfürchtige Pflanzer, die jeden Sonntag in die Kirche rannten, raunten sich hinter dem Rücken des Priesters etwas von den schwarzen Mächten des Teufels zu. Ich war noch nicht zehn Jahre alt, als ich meinen Vater in der Scheune fand. Baumelnd. Ich erinnere mich ganz genau, dieser Tag ist wie eingebrannt in meiner Seele.
    Ich war wie jeden Sonntag mit meiner Mutter in der Kirche gewesen, wo wir den heuchlerischen Fragen nach meinem Vater mit der allergrößten Contenance begegnet waren.
    Nun wollten wir essen, ich weiß noch, dass es mein Lieblingsessen geben sollte, Lammkeule mit Süßkartoffeln, ein Essen, das ich seither nicht mehr angerührt habe. Aber mein Vater erschien nicht, seine Pferde waren im Stall, also war er auch nicht ausgeritten, deshalb suchte ich ihn überall, fand ihn aber nicht, woraufhin wir allein aßen.
    Mutter bekam Kopfschmerzen von der Demütigung, die mein Vater ihr damit wieder einmal angetan hatte, und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück, noch bevor wir mit dem Essen fertig waren.
    Es war seltsam still auf der Plantage, vielleicht habe ich deshalb das Summen der Fliegen so gut gehört. Ich glaubte, ein Wespennest hätte sich in die Scheune verirrt, denn ich hatte zuvor nur kurz hineingeschaut, mein Vater hielt sich dort nie auf. Das wilde Summen und Brummen versetzte mich in gute Laune, denn ich dachte, ich könnte dem Nest mit einem kleinen Feuerchen den Garaus machen und so meinem Vater ein Lob abringen.
    Schon als ich die Tür aufstieß, roch es wie in einer Kloake. Und dann sah ich es. Er hing an einem Seil, und weil er im Moment seines Todes seine Gedärme entleert hatte, war sein Körper überzogen mit summenden, flügelschlagenden Insekten. Noch heute wird mir übel, wenn ich das Surren und Schwirren einer Masse gieriger Insekten ertragen muss.
    Unter diesem monströsen Wesen lag ein Brief an meine Mutter und einer an mich. Was in dem Brief an Mutter stand, weiß ich nicht, aber wir sind dann nach Europa gezogen, zu einer meiner Schwestern, wo es in jeder Hinsicht mehr als nur kalt war. Ich bin dort erstarrt. Nur eins gab mir die nötige innere Hitze, um zu überleben, das, was in dem Brief an mich stand. Ich kann es bis heute auswendig:
    Mein theurer Sohn,
    ein böses Weib hat alle vier Elemente in sich: In der Luft ist es eine Pestilenz, im Wasser ein Krokodil, auf der Erde ein Drache und im Feuer ein eingefleischter Teufel, das hat schon Abraham a Santa Clara gewusst.
    Sie – Du weißt genau, welche gemeint ist – soll zugrunde gehen, so wie sie uns zugrunde gerichtet hat. Vernichte sie und ihre Nachkommen, so wie sie mein Leben und meine Nachkommen zerstört hat – und vor allem Dich, der Du mein langersehnter Erbe sein solltest. Ich bin zu alt und zu müde, um es zu tun.
    Doch lass die Priorität Deines Handelns der Aufbau der Plantage sein. Hole Dir, was Dir gehört, kehre zurück hierher und vollende, was ich begonnen habe. Und verzeih mir, dass ich alles verloren habe – wenn Du kannst.
    Bete für meine Seele.
    Dein Dich liebender Vater

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    Santal
    Das Santalholz stammt vom Santalholzbaume, Santalum album L. ab, der besonders in Ostindien und auf den Sundainseln heimisch ist. Wegen seines hohen Preises kann es nur zu feinsten Parfümerien verwendet werden, der Kenner eines feinen Geruchs wird das Santalholzöl hoch schätzen, es passt besonders gut zum Rosenöl.
    E rst als ihre Lungen genauso brannten wie ihre kaum verheilten Füße und das Blut wieder aus ihrer Nase strömte, hielt sie inne, suchte sich einen großen Felsen und setzte sich darauf, um nachzudenken.
    Nachdenken, lächerlich, schimpfte ihre innere Stimme, du willst dich bemitleiden, nichts anderes. Heulen, du willst schon wieder heulen. Deine Reise in dieses Land hinterlässt ja geradezu ein Meer von Tränen, wie lange bist du schon unterwegs? Und was hast du erreicht? Was ist das Ergebnis? Eine betrogene Königin, ein toter Mann in einem Sarg aus goldener

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