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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Sätzen vor, was ihnen zur Last gelegt wurde.
    Unter anderem las er ihren angeblichen Gesandtenbrief vor, der Paula geradezu haarsträubend unverschämt vorkam. Sie fühlte sich jede Minute elender und drückte Villeneuves Hand fester und fester. Voller Konzentration hörte sie zu, weil sie Angst hatte, ihr könnte etwas entgehen.
    Ein weiterer Brief wurde vorgelesen, der, den Mathilde an Edmond geschrieben hatte und in dem sie ihm von den Goldfunden berichtete. Dieser Brief diente als Beweis für die Theorie, dass sie nicht nur falsche Identitäten angenommen hatten, um sich hier einzuschleichen, sondern, dass sie wirklich nur gekommen waren, um das Land auszuplündern. Denn wie ihnen ja bekannt sein dürfte, hatte die weise Königin zu Beginn des neuen Jahres, also just bei ihrem Ein treffen, ein strenges Gesetz gegen jeglichen wilden Gold- und Edelsteinabbau in Madagaskar verkündet.
    »Dieses Schwein!«, knirschte Villeneuve. »Jetzt steht es einwandfrei fest, es war Morten, der uns verraten hat.«
    »Er hat sicher gedacht, er wäre mit dem Gold schon außer Landes, wenn wir verhaftet werden.«
    »Aber ich glaube nicht, dass ihm das gelungen ist.«
    Paula und Villeneuve sahen Noria von der Seite an. Ihr Gesicht verzog sich zu einem sphinxhaften Lächeln. »Es wäre möglich, dass er uns schon den Rücken zugewendet hat, aber das liegt allein in der Hand von Zanahary.«
    Paula wollte zu gern nachfragen, was sie damit andeuten wollte, aber sie hatte schon zu viel von der Rede des Premier ministers verpasst und musste sich wieder darauf konzen trieren, denn schließlich hing ihr Leben davon ab. Sie konnte kaum noch stehen, Nirina klebte auf ihrem Rücken wie ein Sack Reis, und sie hatte großen Durst.
    Plötzlich, mitten in der Rede des Premierministers, spran gen alle Männer auf und beugten ihre Köpfe. Die Königin erschien und setzte sich auf den freien Platz neben dem Premier, dann gebot sie den Männern mit einer Handbewegung, sich zu setzen und weiterzumachen.
    Paula fühlte den kritischen Blick der Königin auf sich, und als sie es wagte, ihr ins Gesicht zu sehen, war sie entsetzt über die Trauer, die sie dort sah. Trauer, weil Paula sterben musste, oder Trauer, weil sie sie hintergangen hatte?
    Ranavalona II. war in einen seidenen roten Lambahoany mit einem grafischen Muster gekleidet, und um ihre Schultern lag ein rein weißer Lamba wie eine Stola. Obwohl dieKönigin ihren Ministern bedeutet hatte weiterzumachen, blieben die Männer stumm.
    Paula überlegte, ob sie es sich erlauben könnte, die Stille zu durchbrechen, aber sie wagte es nicht.
    »Ich bin enttäuscht, ganz besonders von Ihnen«, sagte die Königin dann nach langer, angespannter Stille, und ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, dass Paula gemeint war.
    »Es ist sehr bedauerlich, dass mein Premierminister Rainilaiarivony mit seinen Warnungen recht behalten hat. Wir sollten uns hüten, Ausländer durch unser Land reisen zu lassen, denn in den allermeisten Fällen haben sie finstere Absichten, zerstören unsere Kultur und beuten unser Land aus.«
    Alles in Paula drängte danach zu protestieren. »Aber …«, begann sie leidenschaftlich, doch Noria und Villeneuve stießen sie in die Seite und flehten sie an, sich ruhig zu verhalten.
    »Es betrübt mich ungemein, dass unsere Gastfreundschaft an einem so heiligen Tag wie alahamady, unserem Badefest zu Neujahr, durch üblen Betrug herbeigeführt und dann so vergolten wird. In der Bibel heißt es bei den Hebräern Kapitel 13 Vers zwei: Vergesst nicht, Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, denn auf diese Weise haben einige Engel beherbergt, ohne es zu merken! Doch wir wurden verführt und haben Freunden des Satan Einlass gewährt.«
    Beifälliges Gemurmel machte sich unter den Männern breit.
    Paula konnte nicht länger an sich halten. Das war zu viel. Keiner von ihnen hatte es verdient, Satan genannt zu werden, nicht einmal Morten, der Verräter.
    »Ehrwürdige Königin«, begann sie und ignorierte es, dass Noria und Villeneuve sie am Arm packten und ihr bedeuteten, still zu sein.
    »Mit Verlaub, aber das ist nicht wahr. Ja, wir sind keine Engel, aber wir hatten keine dieser finsteren Absichten, die uns zur Last gelegt werden. Ich kann das alles erklären, wenn Sie mich lassen.«
    Es folgten empörte Proteste der Männer, und der Premier gab Anweisungen an die Soldaten, die daraufhin Paula von ihren Freunden entfernten und sehr viel weiter weg zwischen zwei uniformierte Wachen stellten.
    Die

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