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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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bewaffnete Bewacher.
    »Wir brauchen Kerzen oder Lampen, wir brauchen …« Paulas Stimme brach ab. Wie lächerlich, in diese hektische Betriebsamkeit zu verfallen, es war völlig unmöglich. Nicht in so kurzer Zeit. Ach ja, meldete sich nach langer Abwesenheit ihre innere Stimme zurück, dann möchtet ihr also lieber sterben? Du und deine Freunde?
    Villeneuve ging auf sie zu, wurde aber erst von seinem, dann von Paulas Bewacher zurückgehalten. Als er sich endlich durchgesetzt hatte und bei ihr war, nahm er ihr Nirina ab, küsste ihn auf die Stirn, legte ihn sich über die Schultern und drückte Paula dann fest an sich. »Liebste, du zitterst ja, das ist nicht nötig. Wir schaffen das. Du sagst uns, was wir tun sollen, ich vertraue dir.«
    Er vertraut dir, wiederholte ihre innere Stimme, du musst es versuchen.
    »Aber wie soll das gehen? Ich habe doch nur die Öle, Essenzen und Balsame, die ich mitgebracht habe. Wir können unmöglich jetzt damit anfangen, madagassische Pflanzen zu destillieren oder macerieren.«
    »Dann müssen deine Öle eben reichen.«
    »Aber wie soll ich damit das unglaubliche Universum dieser Insel darstellen?« Im gleichen Augenblick erinnerte sie sich daran, dass der Duft von Lilien, Maiglöckchen oder Magnolien auch durch andere Zutaten hergestellt werden konnte.
    »Du wirst das schaffen.« Noria nahm Villeneuve den Kleinen ab. »Was brauchst du denn?«
    »Einen Tisch, jede Menge Behälter, reines Wasser und reinen Alkohol. Und, wenn ihr das auftreiben könntet, eine Pipette.«
    Noria sah sie verständnislos an.
    »Ich glaube, da könnte ich helfen, ich habe eine Spritze in meiner Arzttasche.«
    »Ja, das wäre hilfreich.« Paula musterte Villeneuve, hatte er wirklich gerade gesagt, er würde ihr vertrauen? Der Mann, der das Süße nicht mochte und der ihr Interesse für Parfüm für einen lächerlichen Zeitvertreib gehalten hatte?
    Noria gab Paulas Wünsche an einen der Soldaten weiter und verlangte dann etwas zu essen für sie alle, was schon Minuten später gebracht wurde. Eine große Platte voller Tsakitsaky, und für Nirina wurde ein sehr flüssiger Milchbrei gebracht.
    Nach und nach trudelten alle möglichen Gegenstände ein, ein mit Früchten verzierter geschnitzter, aber wackliger, großer Tisch aus dunklem Holz, verschiedene Gläser und Vasen, Korken, ein Becken mit klarem Wasser sowie Rum und Palmwein.
    Paula schälte die Öle aus ihrer Lederumhüllung, stellte eins nach dem anderen auf den Tisch und prüfte bei jedem einzelnen, ob es nur ein wenig unter der feuchten Hitze gelitten oder seinen Geruch gänzlich geändert hatte.
    »Ich frage mich, warum die Königin nicht einfach verlangt hat, dass ich ihr ein paar Heilkräuter der Insel präsentiere.« Villeneuve reichte ihr die Glasspritze.
    »Eine Heilwirkung ist doch viel schwieriger zu beweisen, einen Duft kann man schneller beurteilen. Außerdem hatte ich den Eindruck, man wollte mir eine unlösbare Aufgabe geben, um den Premier und seine Minister günstig zu stimmen. Ihm hat überhaupt nicht gefallen, was die Königin für uns entschieden hat. Ich darf sie nicht enttäuschen.«
    »Falsch, du solltest uns nicht enttäuschen.« Villeneuve rang sich ein halbes Grinsen ab. »Wir haben doch noch so viel vor.« Er zog sie wieder an sich, um sie zu küssen, aber Paula war viel zu aufgewühlt, schließlich blieb ihr nicht mehr viel Zeit.
    »Es tut mir leid, aber ich bin in Gedanken nur bei dem Parfüm. In dem Rezeptbuch meiner Großmutter gibt es ein Parfüm, das die Vorfahren von Mathilde für die Kaiserin Eugenie kreiert haben. Es besteht aus Moschus, Tonka, Vanille, Neroli, Rosengeranium und Sandelholz. Nicht nur Kaiserin Eugenie muss es sehr gut gefallen haben, denn es wurde das Modeparfüm für eine ganze Epoche.«
    »Nun, insoweit ich dich jetzt kenne, Liebste, höre ich da ein sehr lautes Aber.«
    »Es ist sehr französisch, pompös und dominant wie Napoleon. Ich fürchte, das wird Ranavalona nicht gefallen.«
    Paula betrachtete eindringlich alle Gegenstände, die nun ordentlich aufgereiht im flackernden Kerzenlicht auf dem Tisch standen.
    »Ein Flakon wäre auch nicht schlecht, damit sieht jeder noch so ärmliche Duft gleich viel luxuriöser aus«, sagte sie.
    Noria und Villeneuve sahen sich an. »Wir versuchen unser Bestes, vielleicht findet sich irgendwo in den Schränken des Palastes etwas.«
    Paula bedankte sich und wusste, dass sie einen Moment allein sein musste, um sich zu sammeln und ihre Nase auf diese neue Aufgabe

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