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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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der kaiserlichen Lüge so gut gediehen. Aber jetzt, da sie hier angekommen war und den machtvollen Geist dieses Ortes spüren konnte, schämte sie sich, und sie hatte Angst.
    Paula setzte sich auf das mit grünem Samt bezogene Sofa und musterte ihre Reisebegleiter. »Und wenn es schiefgeht?«
    Villeneuve und Lázló verdrehten die Augen. »Können wir das ein für alle Mal außer Acht lassen? Wir sollten uns lieber gut auf die Audienz vorbereiten.«
    »Was wollen Sie eigentlich von der Königin?«, fragte Paula Villeneuve.
    »Die Erlaubnis, Pflanzen zu sammeln, zu katalogisieren und auch außer Landes zu schaffen. Ein Schreiben, das uns die Hilfe der Dorfbewohner unterwegs sichert. Und vielleicht auch finanzielle Unterstützung.«
    Die Träger brachten die Truhen in das Zimmer, um sie dort aufzustapeln, dann scheuchte Villeneuve sie gleich wieder mit der Bitte um Wasser nach draußen.
    Paula sah sich außerstande, vor diesen Zuschauern vollständig Toilette zu machen, und beschränkte sich darauf, die Hände zu waschen und Wasser ins Gesicht zu spritzen.
    »Vielleicht sollten wir uns umziehen«, schlug sie dann vor, »schließlich ist das heute für die Madagassen ein hoher Festtag.«
    Villeneuve brummte zwar etwas von typischen Weiberideen, aber dann machten sich alle daran, in ihren Truhen etwas Passendes herauszusuchen. Die Männer begaben sich nach draußen, damit Paula sich umkleiden konnte, was ihr dann doch noch die Gelegenheit zu einer Katzenwäsche gab, nach der sie sich von Kopf bis Fuß mit herrlich kühlendem Kölnisch Wasser einsprühte. Sie entschied sich für das einzige festlichere Kleid, das sie besaß. Es war sehr schmal geschnitten und hochgeschlossen, in verschiedenen Weiß- und Cremetönen aus Baumwollmusselin, mit Einsätzen aus gerüschter Seide. Das Kleid musste über einer Turnüre getragen werden und hatte eine kleine geraffte Schleppe. Schmuck besaß Paula keinen mehr, aber sie beschloss, ihre Haare etwas eleganter aufzustecken. Sie versenkte mehrere strassbesetzte Kämme in ihrem dunklen Haar, und als sie aus dem Zimmer in den Hof hinaustrat, war sie sehr zufrieden mit der Reaktion ihrer Reisebegleiter, die sie überrascht mit Komplimenten überschütteten.
    Kurze Zeit später waren sie alle bereit, und Paula glaubte eine gewisse Unruhe zu spüren. Noria, die sich ebenfalls umgezogen hatte und nun einen weißen Lamba über einem weißblauen Rock trug, führte sie um das Haus und über eine Treppe in den ersten Stock.
    Überrascht sahen sie sich um. Das Zimmer war ebenso klein wie das, in dem sie sich gerade umgezogen hatten, aber es war rundherum verglast und bot einen atemberaubenden Blick über die Landschaft. In der Mitte des Raumes befand sich ein mit Intarsien reich verzierter Rokoko-Schreibtisch mit goldenen Beschlägen, einer Kaminuhr und einem goldenen Schreibset sowie einem dick gepolsterten englischen Lederstuhl, der so gar nicht zu dem zierlichen Schreibtisch passen wollte.
    »Das ist typisch.« Villeneuve zeigte auf den Stuhl. »Hier sieht man ihre Politik ganz deutlich, mal paktieren sie mit den Engländern, mal mit den Franzosen.«
    Noria bat sie, sich zu setzen, und wies auf die schlichten Besucherstühle aus Holz, die rechts an der Glaswand standen.
    Und dann endlich war es so weit.
    Ohne jeden Pomp betrat der Premierminister den Raum, gekleidet in eine helle Biedermeierjacke mit weit zurückliegenden, langen Schwänzen, die über und über mit goldenen Tressen verziert war, und weißen Hosen, die in schwar zen, kniehohen Lederstiefeln steckten. Darüber trug er einen dunkelroten Umhang, der an den Rändern mit einer breiten goldenen Borte versehen war. An der linken Seite seines Gürtels baumelte ein sehr langes Schwert, was Paula ein wenig unglücklich erschien, da es betonte, wie klein der Premierminister war. Quer über seiner Brust hing ein breites Band mit stilisierten Sonnen. Der Premier hatte eine hasel nussfarbene, wie poliert wirkende Haut und trug einen nach außen hin geschwungenen Schnauzbart, der seinem schmalen Gesicht etwas Kerniges verlieh. Seine bereits spärlich werdenden schwarzen Haare waren über die beginnende Stirnglatze akkurat nach links gekämmt und betonten die hohe Stirn. Alles in allem fand Paula seine Erscheinung absolut geschmackvoll, und sie dachte, dass er ein ernst zu nehmender Mann war, der es mit jedem am europäischen Hof aufnehmen konnte, aber sie hätte nicht sagen können, ob er ihr sympathisch war.
    Er begrüßte sie mit einem

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