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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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aus«, murmelte Lázló, und er sollte recht behalten. Die vier geleiteten sie die restlichen Treppen nach oben zum Sommerpalast der Königin. Sie hatten es geschafft!
    Vor ihnen lag der weiß bemalte Palast der Königin, der aus zwei europäisch anmutenden Häusern bestand, die L-förmig angeordnet waren und über ein erstes Stockwerk verfügten, was Paula in Madagaskar bisher nur in Antananarivo gesehen hatte. Im ersten Stock gab es umlaufende Balkone, die auf weißen Säulen standen und weiße, geschnitzte Holz geländer hatten. Das alles wirkte luftig und wie eine sahnige Tortenverzierung neben dem Palast von Andrianapoinimerina, der nicht viel mehr war als eine dunkle Holzhütte mit einem sehr hohen Spitzdach.
    Hier oben herrschte eine emsige Betriebsamkeit, von der man am Feigenbaum unterhalb der Mauern nichts gemerkt hatte. Überall liefen Kinder herum, einige stampften Reis zu Mehl, einige spielten Fanorona, ein Spiel, das Paula an das Damespiel zu Hause erinnerte.
    Es roch beißend nach Feuer, und darunter mischte sich der würzige Duft von Essen. Paula blieb stehen und versuchte herauszufinden, was genau ihr da in die Nase stieg.
    Noria, die sie beobachtet hatte, nickte ihr zu. »Dort drüben in einem der Kochhäuser«, sie deutete auf ein kleines Holzhäuschen, vor dem in einem offenen kleinen Herd ein Feuer brannte, auf dem ein großer Topf stand, »riecht es schon nach unserem Festtagsessen für das madagassische Neujahrsfest: Tatao und Varanga. Zu Anfang des Festes essen wir Tatao, in Milch gekochten Reis, der mit Honig gesüßt wird, und dann gibt es, neben vielen anderen Gerichten, Tsakistaky, kleine, meist frittierte Häppchen.«
    »Ich habe gehört, es wäre eine alte Tradition, zu Neujahr ein Zebu zu opfern«, mischte sich Morten ein.
    Noria nickte. »Das stimmt. Und weil Rot die Farbe der Könige ist, muss es für die Königin ein rotbraunes, besonders fettes Zebu sein. Es kommt am Tag vor der Opferungszeremonie dort hinten in den Hof«, Noria zeigte es ihnen, »wo es gewaschen und gefüttert wird. Im Anschluss an die Zeremonie wird das ganze Rind für das Varanga in einem unterirdischen Erdofen gegart. Nach dem Garen wird das Fleisch zerteilt und in seinem eigenen Fett konserviert. Zum Neujahrsfest, ein Jahr später, wird dann ein Stück Fleisch entlang der Fasern in kleine Streifen zerrupft und in seinem eigenen Fett gebraten.«
    Paula hoffte, dass es nicht als besondere Ehre galt, so ein Stückchen Fleisch serviert zu bekommen. Viel lieber hätte sie etwas von den kleinen Häppchen gegessen, den Tsakistaky, die es in jedem Dorf zu kaufen gab. Besonders gern mochte sie die Sambosy, kleine gefüllte und frittierte Teigtäschchen.
    Die vier Mädchen führten sie in einen Raum im Erdgeschoss, der von den beiden Möbelstücken, die darin standen, wie erschlagen wirkte. An der einen Wand befand sich ein großes Bett mit einem seidenen Baldachin und einem schweren, dunkelgrünen Samtvorhang, der geschlossen werden konnte. An der anderen Wand stand ein sehr breites Sofa mit einer geschwungenen Lehne und geschnitzten Seitenteilen aus Rosenholz.
    Noria erklärte ihnen, dies sei für die Dauer des Besuches nun ihr Zimmer, in dem sie auch schlafen könnten. Sie sollten sich einrichten und frisch machen, denn in einer Stunde hielte die Königin ihre Neujahrsrede draußen auf dem Platz, und danach würden sie mit allen Ehren empfangen.
    Noria verabschiedete sich und ließ Paula mit den drei Männern zurück.
    Lázló grinste breit und fragte Paula, mit wem sie das Bett am liebsten teilen wolle, was Morten zu einem lauten Protestschrei veranlasste. Er versicherte ihr, dass sie das Bett mit dem Baldachin nehmen müsse, selbstverständlich allein, damit sie sich durch den Vorhang ihrer Privatsphäre sicher sein konnte. Die Männer würden sich das Sofa teilen.
    Paula dankte und versicherte ihm, dass er ein vollendeter Gentleman sei. Lázló zuckte mit den Schultern und erbot sich, ihre Einsamkeit hinter dem Vorhang zu teilen, und so sehr sie das sonst geärgert hätte, so dankbar war sie ihm für den Moment, denn mit seinen anzüglichen Bemerkungen lenkte er sie davon ab, dass sie in Kürze vor der Königin von Madagaskar stehen würde.
    Es war etwas völlig anderes, sich das auszumalen, als dann tatsächlich hier zu sein. Sie hatte die Monarchie der Merina im Vergleich mit europäischen Königshäusern als reichlich unterentwickelt betrachtet, und ganz sicher war durch ihre Herablassung auch der Einfall mit

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