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Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages

Titel: Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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sollen, dass er nun, aus einer heillosen Welt ausgetreten, das wahre Heil gefunden hatte? Der Schiffbruch hatte ihm die höchste Gabe gewährt: das Exil und eine Signora, die ihm jetzt niemand mehr nehmen konnte ...
    Aber die Insel gehörte ihm nicht und blieb ihm fern. Die Daphne gehörte ihm nicht, und ein anderer beanspruchte ihren Besitz. Vielleicht, um auf ihr Forschungen fortzusetzen, die genauso brutal waren wie die des Doktor Byrd.

 
    20
    SCHARFSINN UND KUNST
    DER ERFINDUNG
     
    R oberto neigte noch immer dazu, sich Zeit zu lassen, den Eindringling spielen zu lassen, um dann sein Spiel aufzudecken. Er stellte die Uhren erneut aufs Deck, zog sie jeden Morgen auf, lief dann hinunter, um die Vögel zu versorgen, damit es der andere nicht tat, und richtete alle Räume und alle Dinge auf Deck so her, dass der andere nicht vorbeigehen konnte, ohne Spuren zu hinterlassen. Den Tag verbrachte er in der Kajüte, aber bei halbgeöffneter Tür, so dass er jedes Geräusch draußen oder im Unterdeck hören konnte, bei Nacht hielt er Wache, trank Branntwein und stieg erneut in den Kielraum der Daphne hinunter.
    Einmal entdeckte er zwei weitere Abstellräume vorne im Bug, noch vor dem Raum mit den Tauen. Der eine war leer, der andere übervoll mit Objekten auf Regalen, deren Bretter mit Borden geschützt waren, damit ihre Last nicht bei Seegang hinunterfiel. Roberto sah Eidechsenhäute, die in der Sonne getrocknet waren, Kerne von Früchten unklarer Herkunft, verschiedenfarbige Steine, vom Meer glattgeschliffene Kiesel, Bruchstücke von Korallen, mit Nadeln auf Brettchen gespießte Insekten, eine Fliege und eine Spinne in einem Bernstein, ein ausgedörrtes Chamäleon, Gläser mit einer Flüssigkeit, in der kleine Schlangen oder Aale schwammen, riesige Fischgräten, die er für solche von Walen hielt, das Schwert eines Schwertfisches und ein langes, gedrehtes Horn, in dem er das Horn eines Einhorns sah, das aber sicher von einem Narwal stammte. Mit einem Wort, eine naturkundliche Wunderkammer, eine Sammlung botanischer und mineralischer Kuriositäten, wie sie in jener Epoche auf den Schiffen der Entdecker und Naturforscher zu finden sein musste.
    In der Mitte stand eine offene Kiste mit Stroh am Boden, sonst leer. Was sie enthalten haben mochte, begriff Robertobei der Rückkehr in seine Kajüte, wo ihn, als er die Tür öffnete, ein aufgerichtetes Tier erwartete, das ihm bei jenem ersten Anblick schrecklicher erschien, als wenn es der Eindringling in Fleisch und Bein gewesen wäre.
    Eine Ratte, eine große Wanderratte, was sage ich: eine Riesenratte, fast halb so groß wie ein Mensch, mit einem langen Schwanz, der auf dem Boden lag, die Augen starr, auf den Hinterbeinen stehend, die Vorderbeine wie zwei Ärmchen ihm entgegengestreckt. Mit einem kurzen Fell behaart, hatte sie auf dem Bauch eine Falte, eine Tasche, einen natürlichen Beutel, aus dem ein kleines Monstrum derselben Spezies hervorlugte. Wir wissen, was Roberto sich in den ersten Tagen alles über Ratten zusammenphantasiert hatte und dass er sie groß und wild erwartete, wie sie auf Schiffen sein konnten. Aber diese hier übertraf seine schlimmsten Erwartungen. Kein menschliches Auge, schreibt er, habe je eine solche Ratte gesehen – und damit hatte er nicht ganz unrecht, denn wie wir bald sehen werden, handelte es sich um ein Beuteltier.
    Nach dem ersten Schreck wurde ihm angesichts der Reglosigkeit des Untiers klar, dass es sich um ein ausgestopftes Tier handelte, und zwar um ein schlecht ausgestopftes oder schlecht im Schiffsbauch erhaltenes: dem Fell entströmte ein Gestank von verwesten Organen, und aus dem Rücken wuchsen schon Haferbüschel.
    Der Eindringling musste, kurz bevor Roberto die Wunderkammer betreten hatte, das eindrucksvollste Stück daraus entnommen und es, während Roberto jenes Museum besichtigte, in seine Kajüte gestellt haben, vielleicht in der Hoffnung, dass sein Opfer den Verstand verlieren und sich ins Meer stürzen würde. Er will mich tot haben, er will mich verrückt machen, murmelte Roberto, aber ich werde ihm sein Rattenvieh in den Hals zurückstopfen, ich werde ihn selbst ausgestopft in jene Kammer stellen, wo versteckst du dich, du verfluchter Kerl, wo bist du, vielleicht beobachtest du mich gerade, um zu sehen, ob ich wahnsinnig werde, aber ich werde dich wahnsinnig machen, Elender!
    Er stieß das Tier mit dem Büchsenkolben zur Tür hinaus, überwand seinen Ekel, packte es mit den Händen und warf es über

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