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Die Insel Des Vorigen Tages

Die Insel Des Vorigen Tages

Titel: Die Insel Des Vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Verdammnis bestraft.
    Stand es von Anfang an geschrieben, daß ich dazu verdammt war, verdammt zu sein?«
    Die Prozession der Bilder erlosch mit der Klage des Judas, als das Öl in der Lampe verbraucht war.
    Jetzt sprach wieder Pater Caspar, doch mit einer Stimme, die Roberto nicht mehr als die seine erkannte.
    Das spärliche Licht kam jetzt aus einem Spalt in der Wand und beleuchtete nur einen Teil seines Gesichts, wobei es die Linie des Nasenrückens verzerrte und die Farbe des Bartes im ungewissen beließ
    - auf der einen Seite war er schneeweiß, auf der anderen dunkel. Die Augen waren zwei schwarze Höhlen, denn auch das auf der beleuchteten Seite schien im Schatten zu liegen. Dann aber erkannte Roberto, daß es mit einer schwarzen Klappe bedeckt war.
    »Und an diesem Punkt«, sprach der, der jetzt ohne Zweifel der Abbé de Morfi war, »in diesem Moment ersann dein Bruder das Meisterwerk seines Genies. Wenn er die Reise machen würde, die Judas sich vorgenommen hatte, würde er die Passion des HErrn verhindern können, und die Welt würde unerlöst bleiben. Keine Erlösung aber hieße: alle in der Erbsünde befangen, alle der Hölle geweiht, dein Bruder ein Sünder wie alle anderen und somit gerechtfertigt.«
    »Aber wie hätte er das tun können, wie könnte er, wie hat er’s gekonnt?« fragte Roberto.
    »Oh,« lächelte der Abbé mit schauriger Freude, »das war nicht schwer. Es genügte, auch noch den Höchsten zu täuschen, der nicht jede Verkleidung der Wahrheit voraussehen kann. Es genügte, den Judas zu töten, was ich sogleich auf jener Klippe tat, sein Skapulier überzustreifen, mein Schiff vorauszuschicken an die gegenüberliegende Seite jener Insel, hier in falscher Gestalt aufzutauchen, um zu verhindern, daß du richtig schwimmen lerntest, damit du mir nicht dort zuvorkommen konntest, und dich zu zwingen, mit mir die Wasserglocke zu bauen, damit ich die Insel erreichen konnte.« Während er sprach, hatte er sich, um das Skapulier zu zeigen, langsam den Rock ausgezogen, unter dem er ein Piratengewand trug, danach riß er sich ebenso langsam den Bart ab, nahm sich die Perücke vom Kopf, und Roberto war, als blickte er in einen Spiegel.
    »Ferrante!« rief er.
    »Ich höchstpersönlich, Bruderherz. Während du hier wie ein Hund oder Frosch umhergeschwommen bist, habe ich auf der anderen Seite der Insel mein Schiff wieder bestiegen, bin an meinem langen Gründonnerstag nach Jerusalem gefahren, habe dort den anderen Judas gefunden, als er sich gerade anschickte, seinen Verrat zu begehen, und habe ihn an einem Baum aufgeknöpft, damit er den Menschensohn nicht den Söhnen der Finsternis überantworten konnte. Dann bin ich mit meinen Getreuen in den Garten Gethsemane gegangen und habe unsern HErrn entführt, um ihn vor Golgatha zu bewahren! Und so lebst du, so lebe ich, so leben wir alle nun in einer Welt, die nie erlöst worden ist!«
    »Und Christus, wo ist Christus jetzt?«
    »Weißt du nicht, daß schon die antiken Texte besagten, es gebe feuerrote Tauben, weil der HErr vor seiner Kreuzigung eine scharlachrote Tunika angelegt habe? Begreifst du immer noch nicht? Seit tausendsechshundertzehn Jahren ist Christus auf jener Insel dort drüben gefangen, von wo er in Gestalt einer Flammenfarbenen Taube zu fliehen versucht, doch er kann nicht fort, denn ich habe das Skapulier des Judas bei der Specula Melltensis gelassen, so daß es dort immer und ewig derselbe Tag ist. Jetzt bleibt mir nur noch, auch dich zu töten, um frei zu leben in einer Welt, in der es keine Reue mehr gibt.
    Die Hölle ist allen sicher, und eines Tages wird man mich dort unten als den Neuen Luzifer empfangen!«
    Sprach’s, zog einen kurzen Degen und näherte sich Roberto, um das letzte seiner Verbrechen zu begehen.
    »Nein«, rief Roberto, »das werde ich nicht zulassen. Ich werde dich töten und Christus befreien. Noch weiß ich mit dem Schwert umzugehen, und dir hat mein Vater nicht seine geheimen Stöße beigebracht!«
    »Ich hatte nur einen als Vater und Mutter: deinen kranken Geist«, sagte Ferrante mit einem traurigen Lächeln. »Du hast mich nur hassen gelehrt. Glaubst du, du hättest mir einen großen Dienst erwiesen, als du mich ins Leben riefest, bloß damit ich in deinem Land der Romane den Bösen verkörpere? Solange du lebst und von mir denkst, was ich von mir denken soll, werde ich nicht aufhören, mich zu verabscheuen. Also, ob du nun mich tötest oder ich dich, kommt auf dasselbe hinaus. Gehen wir an Deck.«
    »Vergib

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