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Die Insel Des Vorigen Tages

Die Insel Des Vorigen Tages

Titel: Die Insel Des Vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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zum erstenmal nannte er ihn beim Vornamen, »une heure après la mort , notre âme évanoüie / sera ce qu’elle estoit une heure avant la vie ... Sind das nicht schöne Verse? Eine Stunde nach dem Tod ist unsere dahingegangene Seele das, was sie eine Stunde vor dem Leben war.«
    Er verschied. Entschlossen zu einer noblen Lüge, die auch der Abbé mitmachte, wurde verbreitet, Saint-Savin sei bei einem Zusammenstoß mit Landsknechten gestorben, die sich dem Kastell genähert hätten.
    Toiras und alle Offiziere betrauerten ihn als einen Helden. Der Abbé erzählte, er sei bei dem Zusammenstoß verletzt worden, und stellte sich darauf ein, bei der Rückkehr nach Paris eine kirchliche Pfründe zu erhalten.
    In kurzer Zeit hatte Roberto den Vater, die Geliebte, die Gesundheit, den Freund und vielleicht den Krieg verloren.
    Es gelang ihm nicht, bei Pater Emanuele Trost zu finden, der zu sehr von seinen Zusammenkünften beansprucht war. So stellte er sich wieder in den Dienst von Toiras, dem letzten Vaterbild, das ihm verblieben war, und in Ausführung seiner Befehle wurde er zum Zeugen der letzten Ereignisse.
    Am 13. September trafen Emsiger des Königs von Frankreich und des Herzogs von Savoyen sowie Hauptmann Mazzarini im Kastell ein. Auch die Entsatzarmee hatte Verhandlungen mit den Spaniern aufgenommen. Nicht die letzte Bizarrere jener Belagerung: Die Franzosen erbaten einen Waffenstillstand, um rechtzeitig zur Rettung der Stadt eintreffen zu können. Die Spanier willigten ein, weil auch ihr Lager, von der Pest verheert, in einer Krise war, die Desertationen nahmen zu, und Spinola hielt sein Leben inzwischen nur noch mit den Zähnen fest. Toiras sah sich von den Neuankömmlingen die Klauseln des Abkommens diktiert, die ihm erlaubten, Casale zu verteidigen, während Casale bereits genommen war: Die Franzosen würden sich in die Zitadelle zurückziehen, um die Stadt mitsamt dem Kastell den Spaniern zu überlassen, jedenfalls bis zum 15. Oktober. Wenn bis dahin die Entsatzarmee nicht eingetroffen war, würden die Franzosen auch die Zitadelle räumen und sich endgültig geschlagen geben.
    Andernfalls würden die Spanier Stadt und Kastell zurückgeben.
    In der Zwischenzeit sollten die Belagerten von den Belagerern mit Lebensmitteln versorgt werden. Sicher ist das nicht die Art, wie wir meinen, daß eine Belagerung damals verlaufen sollte, aber es war die Art, wie man damals den Verlauf einer Belagerung akzeptierte. Es war kein richtiger Krieg, es war wie ein Würfelspiel, das man unterbricht, wenn der Gegner mal austreten muß. Oder wie eine Wette auf das siegreiche Pferd. Und das Pferd war jene Entsatzarmee, die von der Hoffnung beflügelt immer größer wurde, je länger man auf sie wartete, aber die noch niemand gesehen hatte. Man lebte in Casale, in Stadt und Zitadelle, wie auf der Daphne: mit einer fernen Insel im Kopf und den Eindringlingen im Haus.
    Während die spanische Vorhut sich gut benommen hatte, kam jetzt das Gros der Armee in die Stadt, und die Casaler sahen sich Horden von Wüstlingen gegenüber, die alles requirierten, ihre Frauen vergewaltigten, ihre Männer verprügelten und sich, nach Monaten in den Wäldern und auf den Feldern, die Freuden des Stadtlebens gönnten. Hinzu kam, gleichmäßig verteilt auf Eroberer, Eroberte und in der Zitadelle Verschanzte, die Pest.
    Am 25. September lief die Kunde um, daß Spinola gestorben war. Jubel in der Zitadelle, Erschütterung bei den Eroberern, die nun verwaist wie Roberto waren. Die nächsten Tage waren ereignisloser als auf der Daphne , bis am 22. Oktober gemeldet wurde, daß die Entsatzarmee in Asti angelangt sei. Die Spanier machten sich daran, das Kastell zu befestigen und Kanonen am Ufer des PO aufzustellen, ohne sich einen feuchten Dreck (fluchte Toiras) um das Abkommen zu scheren, nach dem sie beim Eintreffen der Armee die Stadt hätten räumen sollen. Die Spanier erinnerten durch den Mund von Signor della Saletta daran, daß im Abkommen als letzter Termin der 15. Oktober festgesetzt worden war, so daß eigentlich die Franzosen seit einer Woche die Zitadelle hätten geräumt haben müssen.
    Am 24. Oktober sah man von den Zinnen der Zitadelle aus große Bewegungen unter den feindlichen Truppen, und Toiras machte sich bereit, die heranrückenden Franzosen mit seiner Artillerie zu unterstützen; in den folgenden Tagen begannen die Spanier, ihr großes Gepäck auf dem Fluß zu verladen, um es nach Alessandria zu schicken, und das erschien in der Zitadelle

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