Die Insel - Roman
herumkroch.
Und außerdem: So sehr mich die Verwechslung auch erschreckte, durch sie hatte ich gleich zwei Körpern den richtigen Kopf verpasst. Billie und meiner Mutter.
Als Nächstes versuchte ich, einen Körper für den Kopf der Fremden zu finden, dessen Ohren, Nasenflügel, Lippen und sogar Augenbrauen nur so von allen möglichen Piercings strotzten. Nachdem ich ihn Kimberly aus der Hand genommen hatte, ging ich damit die Reihe der Frauen entlang zu einem blassen, mageren Mädchenkörper, der an Brustwarzen und Klitoris ebenfalls goldene Ringe hängen hatte. Das war einfach.
Jetzt blieben nur noch zwei Köpfe übrig.
Der von meiner hübschen, blonden Grundschullehrerin Miss Curtis und der von meiner Highschool-Freundin Ardeth Swan.
Aber leider gab es dafür noch drei Körper zur Auswahl.
Das kam daher, dass ich gleich am Anfang Wesleys Kopf weggeworfen hatte. Aber der hätte ohnehin nicht auf einen der Frauenkörper gepasst.
Draußen über dem Meer sank die Sonnenscheibe immer näher auf den Horizont zu.
Miss Curtis und Ardeth bereiteten mir kein Problem.
Die Lehrerin hatte einen kleinen, schlanken, leicht gebräunten Körper mit tassengroßen Brüste und dicken, dunklen Brustwarzen sowie einen glänzenden, blonden Haarbusch zwischen den Beinen, während Ardeth Swan ein sommersprossiges, pickliges Dickerchen war, das zwar seinen Kopf, aber nicht seine Prüdheit verloren hatte. Mit einem Arm bedeckte sie ihre großen Brüste, die andere Hand hielt sie vor ihren Schritt.
Als ich Miss Curtis ihren Kopf auf den Leib setzte, schenkte sie mir ein warmes Lächeln und sagte: »Du warst immer so ein netter Junge, Thomas.«
Auch wenn ich nicht wusste, wer um alles in der Welt dieser Thomas war, bedankte ich mich artig.
Als ich Ardeth ihren Kopf wiedergegeben hatte, sagte sie nur: »Fick dich ins Knie, Fettsack.«
Was kann man in einem Albtraum schon anderes erwarten?
Nur ein kleines Stück der orangefarbenen Sonnenscheibe war jetzt noch oberhalb des Horizonts zu sehen.
Ich blickte ratlos auf den letzten Körper.
Für ihn hatte ich keinen Kopf mehr.
Als ich mich umsah, ob vielleicht doch noch irgendwo ein Kopf herumlag, bemerkte ich, dass die anderen Frauen auf einmal verschwunden waren.
Nur ich und die einsame, kopflose Frau standen noch an diesem einsamen Strand. Sie hatte einen fabelhaften, unglaublich schönen Körper.
Ihre Haut schimmerte goldbraun.
Vom Halsstumpf bis zu den Zehen war sie bestimmt einen Meter achtzig groß, hatte lange, schlanke Beine und feste, halbkugelförmige Brüste, aus denen steife Nippel ragten. Unten im Schritt glänzte nackte Haut ohne ein einziges Schamhaar.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte ich zu der Frau. »Leider habe ich keinen Kopf mehr.«
Sie zuckte mit den Schultern, wobei sich ihre Brüste hoben und senkten.
»Weißt du vielleicht, wo dein Kopf ist?«, fragte ich.
Wieder dieses köstliche Schulterzucken.
Ich blickte zum Horizont und sah, wie gerade das letzte Stückchen Sonne verschwand.
So schnell ich konnte, riss ich mir den eigenen Kopf herunter und steckte ihn ihr auf den Hals.
»Nimm den!«, rief ich triumphierend.
Aber der Ruf kam nicht aus meinem Mund, denn der steckte schon zusammen mit dem dazugehörigen Gesicht auf diesem großartigen Körper.
Wie unpassend!
In meiner Eile hatte ich ganz vergessen, dass die Köpfe ja zu den Körpern passen mussten.
Man konnte diesem herrlichen Körper doch nicht irgendeinen dahergelaufenen Kopf aufsetzen.
Aber meiner schien zu passen!
Das musste man erst mal kapieren.
Auf jeden Fall sah ich, wie mein Gesicht mich sehr nett und freundlich anlächelte.
Und dann sagte meine Traumfrau: »Danke, Rupert.« (Zum Glück nicht mit meiner Stimme. Sie klang ein bisschen wie die von Lauren Bacall in Haben und Nicht Haben und ein bisschen auch wie die von Billie.) »Du hast gewonnen«, sagte sie. »Du hast uns alle gerettet, weißt du das? Du kannst wirklich stolz auf dich sein.«
Ich fühlte mich richtig gut.
»Allerdings hast du jetzt keinen Kopf mehr«, sagte sie.
»Ach, das macht nichts.« Wenn ich will, kann ich ziemlich galant sein. »Den brauche ich sowieso nicht oft. Ich bin ja so froh, dass ich für alle Körper die passenden Köpfe gefunden habe. »
»Weißt du, was du als Belohnung bekommst?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Du kriegst mich«, sagte sie.
»Mann!«, sagte ich.
Sie kam auf mich zu, nahm mich in die Arme und presste ihren Körper an mich. Leider hatte sie mein Gesicht, und
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