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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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als sie versuchte, mich zu küssen, wandte ich mich ab.

    »Was ist denn los mit dir?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht so recht. Irgendwie möchte ich nicht meinen eigenen Mund küssen.«
    »Okay. Da lässt sich schon was machen.«
    »Kannst du denn dein Gesicht ändern?«
    Ich sah, wie mein Gesicht mich wissend anlächelte. »Klar doch. Du musst nur sagen, wer ich sein soll.«
    »Sei du«, sagte ich.
    »Ich bin ich. Ich bin deine Traumfrau. Wer immer das für dich sein soll.«
    »Ich selber ganz bestimmt nicht.«
    »Wer denn dann?«
    »Darf es denn jede sein?«
    »Jede.«
    »Wie wäre es dann mit Kimberly?«
    »Gut gewählt«, sagte meine Traumfrau, und sofort verwandelte sich ihr Gesicht in das von Kimberly.
    Und dann wurde mein Albtraum auf einmal hoch erotisch. Einen heißeren Traum habe ich in meinem ganzen bisherigen Leben nicht gehabt.
    Und er blieb heiß. Schlimm war nur, dass ich irgendwann einmal aufwachte und der Traum zu Ende war.
    So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nicht wieder einschlafen und ihn weiterträumen.
    Wenn ich wüsste, dass Kimberly wiederkommt, würde ich mich jederzeit wieder bewusstlos schlagen lassen.
     
    In meinem letzten Traum, den ich unten in dieser Schlucht hatte, saß ich in einem Rollstuhl und versuchte über den Strand vor jemandem zu fliehen. Ich konnte mich nicht umdrehen, um zu sehen, wer es war, aber ich hatte fürchterliche Angst. So sehr ich mich auch anstrengte, die Räder
des Rollstuhls bewegten sich immer langsamer, bis sie schließlich im tiefen Sand ganz stecken blieben.
    Mit einem lauten Entsetzensschrei stieß ich mich aus dem Rollstuhl hoch und fing an zu rennen. Meine Beine gehorchten mir problemlos, und ich fragte mich, wieso um alles in der Welt ich überhaupt in einem Rollstuhl gesessen hatte. In Hochstimmung rannte ich weiter, aber dann spürte ich, dass auch meine Füße im Sand stecken blieben.
    Mit jedem Schritt, den ich machte, versank ich tiefer, und bald steckte ich bis zu den Hüften im Sand. So sehr ich mich auch abmühte, ich kam keinen Zentimeter mehr voran. Ich war gefangen. Der Sand umschloss mich wie eine tonnenschwere, eng anliegende Hose.
    Ich hatte panische Angst.
    Jetzt würde er mich erwischen. Er würde sich von hinten auf mich stürzen und zwar mit einer Machete … oder einer … Kettensäge.
    Ja, es musste eine Kettensäge sein.
    Aber ich konnte keine hören. Noch nicht.
    Hatte er die Verfolgung aufgegeben?
    Ich lauschte. Wellen, Vogelgezwitscher, Insektengebrumm. Alles, nur nicht das scharfe Geknatter einer Kettensäge.
    Ich lächelte erleichtert.
    Und dann fingen auf einmal tief unten im Sand zwei Hände an, meine Beine zu streicheln.
    Ich erwachte mit einem Schreckensschrei und grässlichen Kopfschmerzen. Und das war das Ende meiner bizarren Odyssee aus Träumen und Albträumen.
    Im Nachhinein betrachtet kamen mir die schlimmsten von ihnen allerdings fast angenehm vor im Vergleich mit dem, was mich nach dem Erwachen erwartete.

    Ich lag auf dem Rücken und hatte ein Gefühl, als hätte man mir jeden einzelnen Knochen mit einem Hammer zerschlagen. An manchen Stellen hatte ich ein taubes Gefühl, andere juckten, und an wieder anderen verspürte ich scharfe, stechende Schmerzen.
    Über mir schwirrten dichte Fliegenschwärme. Manche der Tiere krabbelten mir über Körper und Gesicht, während andere vor meinen Augen in der Luft herumsummten.
    Als plötzlich ein Geier in mein Blickfeld flog, zuckte ich vor Schreck zusammen.
    Dann sah ich, dass rechts und links neben mir steile Felswände aufragten.
    Der blassgraue Spalt Himmel über mir sah aus, als würde in ein paar Minuten die Sonne aufgehen.
    Unter mir spürte ich Matt.

Schweres Erwachen
    Matt fühlte sich an wie warmer, klumpiger Teig.
    Aber ich will mich nicht über ihn beschweren. Ohne ihn würde ich mich jetzt vielleicht anfühlen wie warmer, klumpiger Teig.
    Trotzdem ekelte es mich vor ihm. Bestimmt hatte ich schon ein paar Tage, wenn nicht länger, auf einem nackten, halb verwesten Leichnam gelegen.
    Zum Glück war wenigstens ich nicht ganz nackt. Zum Glück hatte ich meine Shorts an. Am Rücken aber klebte meine Haut an der von Matt und juckte wie verrückt. Außerdem spürte ich, dass zwischen ihm und mir alle möglichen winzigen Viecher geschäftig herumkrabbelten.
    Aber vertiefen wir das jetzt nicht weiter.
    Den Gestank, der mich umgab, möchte ich nicht einmal erwähnen .
    Sobald ich erkannte, wo ich war - und auf was ich lag -, stieß ich einen entsetzten Schrei

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