Die Insel - Roman
splitternackt.
Irgendwie sah es fast lustig aus, wie er mit seinem wild wackelnden Riesenständer auf uns zugesprungen kam.
An seinem wutverzerrten Gebrüll aber und den beiden riesigen Macheten, mit denen er im Laufen wild herumfuchtelte, war überhaupt nichts Lustiges.
Obwohl ich Wesley in meiner Vorstellung wie in Zeitlupe sehe, geschah alles furchtbar schnell. Kaum hatte ich ihn richtig bemerkt, sprang er auch schon an einer schmalen Stelle über die Schlucht.
Connie gab ein leises, quiekendes Geräusch von sich, Billie ein lautes Stöhnen. Erschrocken blickte sie mich an.
Noch bevor sich irgendjemand von uns bewegen konnte, hatte Wesley uns schon fast erreicht. Connie versuchte aufzustehen, und Billie machte einen Schritt rückwärts vom Rand des Abgrunds weg. Ich kniete noch immer neben der Axt und dachte an das Taschenmesser in meiner linken Hand.
Unmöglich, noch rechtzeitig eine der Klingen auszuklappen.
Ich stand auf und sah, wie Billie an mir vorbeiblickte und plötzlich beide Arme ausbreitete wie ein Footballspieler, der einen durchbrechenden Gegner aufzuhalten versucht.
In diesem Augenblick wurde mir klar, dass Thelma uns von hinten angriff.
Ich sah, wie Wesley auf Connie zustürmte und drehte mich in ihre Richtung. Connie warf die Arme nach vorne, als greife sie nach einem Rettungsring.
Und dann wurde mir auf einmal schwarz vor Augen.
Das war für mich das Ende unseres Waterloos.
Wahrscheinlich hat Thelma mich von hinten niedergeschlagen.
Träume
So habe ich es mir zusammengereimt: Während ich von einem Schlag auf den Kopf bewusstlos war, muss man mich »entsorgt« haben.
Vielleicht hielten sie mich für tot und warfen oder schoben mich in die Schlucht.
Den Sturz habe ich wohl nur deshalb überlebt, weil ich direkt auf dem Toten gelandet bin.
Auf meinem Freund Matt.
Kommt von Matratze.
Was für ein Glück!
Ich muss auf ihm ziemlich lange geschlafen haben. Wie ein Toter, könnte man sagen.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Koma und einer leichten Bewusstlosigkeit? Dass Ersteres länger anhält? Keine Ahnung, aber es ist auch ziemlich egal.
Wichtig ist nur, dass ich irgendwann einmal wieder zu mir gekommen bin.
Als ich die Augen öffnete, blickte ich hinauf in den Sternenhimmel und wusste nicht, wo ich war. Ich sagte mir, ich sei wohl auf einem Campingausflug und schlief gleich wieder ein.
Als ich wieder erwachte, brannte mir die Sonne auf den Leib. Ich wünschte mir, irgendjemand würde sie ausknipsen, denn sie war viel zu heiß und ich bekam brutale Kopfschmerzen.
Bald verschwand die Sonne, aber dafür krabbelten jede Menge Insekten auf mir herum. Das fand ich nicht weiter schlimm, und manchmal genoss ich es sogar, dass sie mich kitzelten.
Ich muss wohl Hunderte von Träumen geträumt haben. Sie alle aufzuschreiben würde nicht nur eines, sondern mehrere Notizbücher füllen. Vieles von dem, was mir da unten in der Schlucht durch den schmerzenden Kopf gegangen ist, würde ich gerne vergessen, aber ich kann es nicht.
Nie in meinem Leben hatte ich so lebhafte und realistische Träume gehabt, von denen viele extrem erotisch waren und sich meistens um Kimberly, aber manchmal auch um Billie oder Connie drehten. Von den Träumen, in denen alle drei gemeinsam vorkamen, ganz zu schweigen.
Sogar mit Thelma hatte ich Sex in meinen Träumen, aber es war ein albtraumhafter Sex, bei dem ihr Rasiermesser eine wichtige Rolle spielte. Die Thelma-Träume waren echt krank, pervers und abstoßend.
Dasselbe gilt auch für meine anderen Albträume.
Sie waren einfach grauenvoll.
In einem kletterte ich zum Beispiel auf den Baum, um den toten Keith abzuschneiden, was bereits in der Realität alles andere als angenehm gewesen war. In meinem Traum aber wurde es zum echten Horror, denn als ich mich der Leiche näherte, schwang sie plötzlich auf mich zu, umschlang mich mit ihren eiskalten Armen und Beinen und biss mir die Nase ab.
Zum Glück war das ein ziemlich kurzer Albtraum.
Ich hatte andere, die sich endlos lange hinzogen.
In einem von ihnen, an den ich mich besonders lebhaft erinnere, stand ich an einem schönen, sonnigen Tag mit einer
Gruppe von Frauen am Strand. Zuerst wusste ich nicht, wer sie waren, denn sie waren alle nackt, sodass ich sie nicht an ihrer Kleidung erkennen konnte. Ebenso wenig wie an ihren Gesichtern, denn ihre Hälse waren fleischige, ausgeblutete Stummel, auf denen keine Köpfe saßen.
Obwohl das ein ziemlich grausiger Anblick war, machten mich
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