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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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unbedingt die dort zweimal täglich herumwatschelnden Enten sehen wollten. Im alten Lorraine Motel, wo Martin Luther King erschossen wurde, waren meine Eltern und ich die einzigen Weißen, die das Civil Rights Museum besuchten, das mir wie eine einzige Anklage gegen den bösen weißen Mann vorkam.
    Ansonsten gab es in Memphis wunderbares Essen und tolle Musik. Jeden Abend gingen wir in die Beale Street, in der der Blues das Licht der Welt erblickt hat. Die Beale Street war wirklich super.
    Wir machten auch einen Ausflug nach Graceland, wo Elvis gewohnt hatte.

    Das Haus in der Bucht erinnerte mich nicht an Graceland, aber es war so, wie ich mir Graceland vorgestellt hatte: Ein großes Herrenhaus, das gut und gerne auch auf einer Plantage in den Südstaaten hätte stehen können.
    Das wirkliche Graceland war viel kleiner und viel moderner gewesen, als ich erwartet hatte, aber dafür habe ich auf dieser Reise später so viele Herrenhäuser gesehen, dass es mir bis ans Ende meiner Tage genügt.
    Mein wirkliches Geschenk zum Highschoolabschluss war nämlich nicht die Woche in Memphis, sondern eine Reise auf einem echten Schaufelraddampfer namens Mississippi Queen gewesen, die ich mir als alter Mark-Twain-Fan schon lange gewünscht hatte. Sechs Tage und Nächte waren wir auf dem Fluss unterwegs, bis wir schließlich in New Orleans anlegten.
    Unterwegs besichtigten wir Orte wir Vicksburg und Natchez, wo wir Gott weiß wie viele alte Häuser sahen, die noch aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammten. Darunter waren auch zahlreiche, bis zu drei Stockwerke hohe Herrenhäuser von Plantagenbesitzern. Außen hatten sie alle weiße Säulen und weitläufige Veranden, innen enge Treppen und unzählige kleine Zimmer.
    Alles gut und schön und sicherlich wahnsinnig interessant, aber wenn man eines oder zwei dieser Häuser gesehen hat, reicht es einem für den Rest des Lebens. Für meine Eltern waren sie eine echte Offenbarung (meine Mutter liebt Antiquitäten, und mein Vater weiß alles über den Bürgerkrieg), ich aber hatte trotz meiner Liebe zu Mark Twain die unendlich langweiligen Besichtigungstouren bald gründlich satt.
    Das weiße Haus am Ufer der Bucht sah genau so aus, als hätte man es von einer Tabak- und Baumwollplantage am Mississippi direkt hierher verfrachtet.

    Ich starrte es mit offenem Mund an.
    Was um alles in der Welt hatte ein solches Herrenhaus nur auf einer abgelegenen Bahamasinsel zu suchen?
    Ich konnte mir gut vorstellen, dass vor langer Zeit ein reicher Plantagenbesitzer aus den Südstaaten sich diese Insel hier gekauft hatte. Vielleicht hatten ja im Bürgerkrieg die Yankees seine Plantage niedergebrannt, wie sie es mit ziemlich vielen gemacht hatten (und mit vielen anderen wiederum nicht, was ich auf unserer Dampferfahrt am eigenen Leib erfahren musste). Wäre doch verständlich, wenn der Plantagenbesitzer auf einer weit entfernten einsamen Insel einen Neuanfang gewagt und sich genau dasselbe Haus wieder aufgebaut hätte.
    Das klang romantisch, fand ich, aber war es deshalb auch wahr?
    Gut möglich, dass sich erst kürzlich ein verrückter Millionär mit einem Faible für Scarlett O’Hara (oder Rhett Butler) die Hütte hat hinstellen lassen.
    Egal - ich schaute mir das Haus jedenfalls aus meinem Versteck im Dschungel heraus lange an.
    Wie sehr hatte ich doch gehofft, auf dieser Insel ein Haus zu finden.
    Aber gleich ein solches !
    Jetzt kam ich mir wirklich vor, als wäre ich in eine Sendung von Twilight Zone geraten. Im Geiste hörte ich Connie die Erkennungsmelodie summen und eine ihrer Einleitungen sprechen: Als sich der achtzehnjährige Rupert Conway eines Tages aufmacht, am Strand einer einsamen Insel nach seinen verschwundenen Frauen zu suchen, findet er ein seltsames Haus, das bisher nur in seiner Fantasie existiert hat …
    Minutenlang starrte ich hinüber zu dem Herrenhaus.

    Ob wohl Matt sein Besitzer gewesen war? Und hatten ihm und der Frau, deren Leiche ich aus der Lagune gezogen hatte, auch der Kabinenkreuzer und eines der Dingis gehört?
    Bis eines Tages Wesley gekommen war und ihnen alles weggenommen hatte …
    Haus, Boot, Dingi - und ihr Leben.
    Und jetzt gehörte alles ihm.
    Vielleicht hatte er uns nur deshalb hierher gebracht und alle Männer getötet, weil er in seinem neuen Reich ein paar Gespielinnen brauchte.
    Oder Dienstmädchen für sein Plantagenhaus.
    Oder Sklavinnen.

Aufklärung
    Nachdem ich das Haus längere Zeit beobachtet und keine Menschenseele gesehen hatte, machte ich mich

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