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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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die andere Machete. Sie lag ungefähr auf halbem Weg zwischen uns auf dem Boden.
    Wie war sie nur dorthin gekommen?
    Auf einmal fiel mir der Schlag in den Rücken wieder ein.
    Mein Rucksack mit dem Tagebuch hatte die heransausende Machete abgefangen und - wie mir später ein tiefer Schnitt durch Rucksack und Notizbuch bewies - mir das Leben gerettet. Vermutlich hatte die Machete noch ein paar Augenblicke festgesteckt, bis sie dann irgendwann mal zu Boden gefallen war. Seltsam, dass ich das nicht gehört hatte.
    Thelma starrte ebenfalls auf die Machete. Und dann auf mich.
    Auf einmal kam ich mir vor wie in einem Sergio-Leone-Western, in dem zwei zu allem entschlossene Gegenspieler nur aufs Ende der Musik warteten, um sich dann - schön in Zeitlupe gefilmt - gleichzeitig auf die Machete zu stürzen.
    Aber das war kein Film, und es gab auch keine Musik. Und keiner von uns beiden wartete.
    Ebenso wenig geschah irgendetwas in Zeitlupe, auch wenn ich es in meinem Kopf so ablaufen lassen kann. In Wirklichkeit ging alles sehr schnell.
    Als ich zu der Machete spurtete, sah ich, wie Thelma sich hastig erhob. Sie hatte bereits eine Machete. Und schwang sie hoch über ihrem Kopf, um mich damit in Stücke zu hauen.

    Allerdings war ich schneller als sie und hatte deshalb gute Chancen, als Erster an die andere Machete zu kommen.
    Vielleicht mit einem Vorsprung von einer halben Sekunde.
    Dann würde ich mich bücken müssen, die Machete aufheben und rechtzeitig kampfbereit sein, ehe mir Thelma mit ihrer den Kopf abhackte.
    Die Entfernung zwischen uns verringerte sich rasend schnell.
    Thelma interessierte sich überhaupt nicht für die gottverdammte Machete.
    Ihre Augen waren einzig und allein auf mich gerichtet.
    Sie wusste, dass ich ihr direkt in die Falle lief. Und ich wusste es auch.
    Ich war kein Clint Eastwood, kein Bruce Willis, kein Arnold Schwarzenegger und auch kein Mel Gibson. Ich war nur Rupert Conway, und das hier war keine Szene in einem Actionfilm, sondern das richtige Leben. Mit richtigen Macheten.
    Ich war drauf und dran, mich umbringen zu lassen.
    Thelma, unter deren Gestampfe der Verandaboden erzitterte, schrie gellend: » Jahhhh !«
    Ich brüllte »Nein!« und schlug einen Haken, bevor ich mit einem todesverachtenden Sprung über das weiß gestrichene Geländer der Veranda hechtete. Ich landete in einem dichten Busch, dessen Zweige mir zwar das Gesicht zerkratzten, dafür aber auch meinen Fall dämpften.
    Thelma sprang mir nicht hinterher. Offenbar hatte sie die zweite Machete aufgehoben und rannte nun zur Treppe, die von der Veranda auf den Rasen führte.
    Das verschaffte mir einen knappen Vorsprung, den ich nutzte, um das Rasiermesser in der Hosentasche zu verstauen
und den Rucksack unter dem Busch zu verstecken. Dann rannte ich los quer über den Rasen.
    Als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich Thelma die Verandatreppe herunterstürmen. Sie rannte hinter mir her, die zwei Macheten wie Pumpenschwengel auf und ab schwingend.
    Jetzt, wo wir im Freien waren, standen ihre Chancen schlecht, mich zu erwischen.
    Es sei denn, ich fiel hin und brach mir ein Bein oder sonst etwas.
    Ich hatte mir noch nie ein Bein gebrochen, und es war nicht sehr wahrscheinlich, dass es ausgerechnet jetzt passieren würde.
    Nach einer Weile verlangsamte ich mein Tempo. Es hatte keinen Sinn, mich völlig zu verausgaben. Außerdem wusste ich nicht, was ich tun sollte.
    Ich brauchte die Schlüssel zu den Gorillakäfigen.
    Wahrscheinlich befanden sie sich immer noch bei Wesley, der bewusstlos im Haus lag, aber solange Thelma mich verfolgte, konnte ich sie mir schlecht holen.
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange Wesley kampfunfähig bleiben würde. Es hatte zwar nach einem schlimmen Sturz ausgesehen, der ihn für Stunden, Tage oder sogar für immer außer Gefecht gesetzt haben könnte, aber sicher wusste ich das nicht.
    Thelma war nach wie vor mein Hauptproblem. Hier draußen konnte ich sie zwar abhängen, aber das nützte mir nicht viel. Wenn ich mir die Schlüssel von Wesley holen wollte, musste ich sie ausschalten. Aber wie? Kämpfen wollte ich nicht mit ihr. Zumindest so lange nicht, wie sie diese Macheten hatte.
    Sie waren mein eigentliches Problem.

    Thelma musste entwaffnet werden.
    Schwimmen kann sie nicht mit ihnen , schoss es mir durch den Kopf.
    Ich dachte ganz kurz an die Lagune, verwarf die Idee jedoch sofort. Erstens wusste ich nicht, wie man von hier aus dort hinkam, und zweitens lag das Meer direkt vor meiner

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