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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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Schnauze zum Kentern bringen können. Im Wasser wäre Thelma mir dann schutzlos ausgeliefert gewesen.

    Wenn ich schmales Hemd den Hai spielte und nach oben schoss, würde ich das Dingi bestenfalls ein wenig zum Schaukeln bringen, aber wahrscheinlich würde mir nicht einmal das gelingen. Eine dicke Beule am Kopf wäre wohl das einzige Ergebnis so einer Aktion.
    Während ich diese Überlegungen anstellte, zog das Boot weiter seine Kreise über mir. Meine Lungen begannen zu brennen, weil ich schon viel zu lange die Luft anhielt.
    Das Atemholen dürfte nicht allzu schwierig sein, dachte ich. Bestimmt konnte ich in sicherer Distanz zu dem Dingi auftauchen und hätte genug Zeit, um wieder unterzutauchen, bevor Thelma mich erreicht hatte. Ich musste nur den richtigen Zeitpunkt abpassen, um aufzutauchen. Und schnell sein.
    Aber das löste nicht mein Hauptproblem.
    Sicher könnte ich mit mehreren Stopps zum Auftauchen und Luftholen in Etappen zum Kabinenkreuzer oder zum Steg schwimmen, aber was brachte mir das?
    Sobald Thelma klar würde, was ich vorhatte, bräuchte sie nur an mein Ziel zu fahren und mit gezückten Macheten zu warten, bis sie mich in Stücke hauen konnte.
    Spiel Katz und Maus mit ihr, bis ihr das Benzin ausgeht .
    Auf den ersten Blick fand ich die Idee genial.
    Kein Benzin, kein Motor. Das Dingi würde ihr nichts mehr nützen. Es würde ziellos im Wasser herumtreiben. Sie würde entweder darin sitzen bleiben - oder sie musste schwimmen.
    Perfekt!
    Leider hatte ich keine Ahnung, wie voll ihr Tank war. Wer weiß, vielleicht reichte das Benzin noch eine volle Stunde lang.
    Eine ganze Stunde lang unter Wasser herumschwimmen und alle ein oder zwei Minuten auftauchen? Unmöglich.
Diese Nummer konnte ich vielleicht drei- oder viermal hintereinander abziehen, aber spätestens dann hätte Thelma mich erwischt. Dieses Spiel würde ich keine zehn Minuten durchhalten.
    Vielleicht lief das Dingi schon auf Reserve …
    Relativ unwahrscheinlich.
    Aber vielleicht gab es ja noch eine andere Möglichkeit, den Motor irgendwie unbrauchbar zu machen. Und zwar bald, sodass ich nicht ewig warten musste.
    Als meine Überlegungen an diesem Punkt angelangt waren, schmerzte meine Lunge so sehr, dass ich nicht mehr richtig denken konnte. Ich blickte nach oben und sah mich nach dem Dingi um.
    Verdammt!
    Es wendete gerade, und das bedeutete, dass es mit jeder Sekunde wieder näher an mich herankam.
    Mit ausgestreckten Armen und kräftigen Beinstößen schwamm ich hinauf an die Oberfläche. So schnell, dass ich beinahe meine Shorts verlor. Ich spürte, wie sie runterrutschten, wagte aber nicht, nach ihnen zu greifen.
    Als sie mir schon um die Oberschenkel schlotterten, fiel mir ein, dass in einer der Taschen das Rasiermesser steckte.
    Wenn ich die Shorts verlor, verlor ich auch meine einzige Waffe.
    Also griff ich mit einer Hand nach unten und packte die Hose am Bund. Im nächsten Moment schoss mein Kopf aus dem Wasser. Gierig schnappte ich nach Luft und zog mit beiden Händen die Shorts wieder hoch.
    Thelma drehte den Kopf. Sie hatte mich entdeckt, gab Vollgas und lenkte das Boot in eine scharfe Kurve, sodass es direkt auf mich zukam.
    Ich tauchte wieder ab.

    Das war knapp. An meinem Rücken konnte ich das Brodeln des von der Schraube aufgewühlten Wassers spüren.
    Ob das wohl eine Möglichkeit wäre, den Motor zu stoppen?, fragte ich mich. Mir den Rücken von der Schraube zerfetzen zu lassen? Vielleicht. Aber der Preis wäre doch etwas zu hoch.
    Als Kind war ich mit meinen Eltern öfter in solchen kleinen Booten herumgeschippert, und da kam es immer wieder mal vor, dass der Motor abgewürgt wurde, weil sich irgend etwas in der Schraube verfangen hatte - Schlingpflanzen, Taufetzen, eine alte Angelschnur …
    Das war’s!
    Ich schwamm so tief nach unten wie ich konnte, holte mit einer Hand das Rasiermesser aus der Tasche meiner Shorts und steckte es in meine rechte Socke, bevor ich die Hose ganz auszog. Über mir fuhr Thelma weiter ihre Kreise.
    Ich knüllte die Shorts zu einem festen Stoffknäuel zusammen und schwamm, das Bündel in der rechten Hand, langsam nach oben.
    Kann sein, dass es mich ein paar Finger kostet, dachte ich.
    Aber das ist es vielleicht wert, wenn es klappt.
    Ich beobachtete, wie der schwarze Bauch des Bootes langsam näher kam. Beobachtete seinen Kurs. Korrigierte meine Position. Und wartete. Bis ich den Druck des Wassers spürte, als der Bug direkt auf mich zukam.
    Einen Augenblick wartete ich noch, dann stieß

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