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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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Rippen brechen. Weil meine Hände frei blieben, riss ich ihr an den Haaren und einem Ohr den Kopf zur Seite.
    Mit den Füßen traten wir beide kräftig zu.
    Ich wusste bald nicht mehr, wer in diesem Kampf oben oder unten war - und wo oben oder unten war wusste ich auch nicht. Es war auch egal, denn keinem von uns gelang
es, den Kopf aus dem Wasser zu strecken und Luft zu holen.
    Und keiner ließ los.
    Wir hielten uns umklammert, als wäre jeder von uns beiden überzeugt, er habe die Oberhand. Es kam mir vor, als ob wir uns stundenlang so umklammert hielten und beide hofften, der andere würde vor einem selbst ertrinken oder vor Sauerstoffmangel ohnmächtig werden. In Wirklichkeit mag es vielleicht nur eine oder zwei Minuten gedauert haben, bis ich bei Thelma erste Anzeichen einer Erschlaffung festzustellen glaubte.
    Ihre Tritte wurden langsamer, und ihre Arme pressten meinen Brustkorb nicht mehr ganz so fest zusammen. Bald darauf schien sie aufzugeben. Ihr Zangengriff lockerte sich, und ihre Hände glitten nach unten.
    Ich ließ ihr Ohr los und schob ihren erschlafften Körper von mir, ohne mit der anderen Hand ihre Haare loszulassen.
    Sie war bewusstlos, vielleicht sogar tot.
    Oder vielleicht tat sie auch nur so.
    Ich schwamm nach oben und zog Thelma an den Haaren hinter mir her. Während ich Luft holte, hielt ich sie auf Armeslänge von mir entfernt für den Fall, dass sie einen fiesen Trick mit mir vorhatte.
    Ich musste kräftig mit den Beinen strampeln, um meinen Kopf über Wasser zu halten. Weil ich mich selbst so heftig bewegte, merkte ich es vielleicht nicht rechtzeitig, wenn Thelma eine Bewegung machte. Für alle Fälle achtete ich darauf, dass sie ihren Kopf nicht über Wasser bekam.
    Es war echt unheimlich.
    Einerseits kam ich mir vor wie ein Mörder, andererseits hatte ich Angst, von Thelma umgebracht zu werden.

    Es war sehr schwierig, sie unter Wasser zu halten. Vielleicht war sie schon tot. Andererseits hatte ich Angst, dass sie mir plötzlich das Rasiermesser aus der Socke zog, falls ich sie länger so dicht bei mir hielt und sie doch noch lebte. Deshalb gab ich ihr einen Schubs nach hinten und ließ sie los.
    Es dauerte nicht lange, dann tauchte ihr Gesicht aus dem Wasser auf. Im Mondlicht konnte ich es deutlich sehen - die hervorquellenden Augen, den fest geschlossenen Mund. Obwohl sie nicht nach Luft schnappte, glaubte ich, dass sie noch am Leben war. Kurze Zeit später tauchten auch ihre Brüste und ihr Becken aus dem Wasser auf, und dann trieb sie mit gespreizten Beinen und weit ausgestreckten Armen auf dem Rücken im warmen, nur von ganz sanften Wellen bewegten Wasser der Bucht. Sie sah aus, als wäre sie beim Planschen im heimischen Swimmingpool kurz eingenickt.
    Und wirkte keinesfalls wie eine Tote.
    Es war unheimlich.
    Mir wurde ganz anders.
    Ich schwamm weiter auf der Stelle und achtete genau auf irgendwelche Lebenszeichen von ihr.
    Sie trieb leblos im Wasser, nur hin und wieder wurde sie von den Wellen ein wenig hochgehoben und gedreht. Nachdem ich sie eine Weile beobachtet hatte, fiel mir auf, dass sie immer weiter abdriftete.
    Ich wollte nicht, dass sie sich einfach so davonmachte.
    Noch nicht.
    Aber ich wollte auch nicht hinter ihr herschwimmen. Also machte ich kehrt und schwamm zum Dingi.
    Als ich mich an Bord gehievt hatte, wickelte ich meine Shorts aus der Schraube, was zwei oder drei Minuten in Anspruch
nahm. Sie waren ganz schön zerrissen, aber ich zog sie mir trotzdem an, bevor ich nach Thelma Ausschau hielt. Sie war ziemlich weit abgetrieben, aber immer noch in Rückenlage, ganz wie zuvor.
    Irgendetwas stimmte da nicht.
    Falls ich sie getötet hatte, müsste sie eigentlich untergehen, und falls sie noch am Leben war, müsste sie entweder irgendwo hinschwimmen oder hustend und nach Atem ringend im Wasser herumzappeln.
    Dass sie stattdessen auf dem Rücken trieb, als würde sie schlafen, fand ich äußerst seltsam.
    Ich klappte den Außenbordmotor wieder nach unten und startete ihn. Dann wendete ich das Dingi und tuckerte langsam auf Thelma zu.
    Die Spitze des Bugs zeigte genau zwischen ihre Beine, und um jeder Versuchung aus dem Weg zu gehen, drehte ich etwas früher bei, als nötig gewesen wäre.
    Ich bemühte mich echt, ihr auszuweichen, aber trotzdem streifte sie das Dingi mit seiner Backbordseite am linken Bein. Thelma reagierte darauf nicht im Geringsten. Sie trieb einfach weiter auf dem Rücken im Wasser und fing an, sich langsam entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen.
    Das

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