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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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hochreißen und ihn beiseite schlagen.

    »Bist du verrückt geworden?«, fragte ich. »Verdammter Mist, du hättest mich verletzen können!«
    »Genau das war der Sinn der Übung.«
    »Mach das noch einmal, und ich vergesse meine gute Erziehung und stecke ihn dir …«
    »Leck mich …«
    »Halt den Mund, sonst weckst du noch die anderen auf«, sagte ich und murmelte etwas von einer dummen Kuh.
    »Wie hast du mich genannt?«
    »Sei still, okay? Wir sollen Wache halten, nicht herumstreiten.«
    Zum Glück wachte keiner der anderen von unserem Wortwechsel auf. Zumindest rief niemand, wir sollten endlich Ruhe geben.
    Den Rest der Nacht redeten wir beide kein Wort mehr. Ich versuchte, Connie nicht mehr anzusehen, aber es gelang mir nicht immer. Irgendwie musste ich sichergehen, dass sie nicht schon wieder mit etwas nach mir warf. Wann immer sich unsere Blicke trafen, machte sie ein böses Gesicht.
    Und dann brach endlich der Morgen an.
    Andrew stand auf und kam ans Feuer. Er war barfuß und trug nur seine khakifarbenen Shorts. »Na, Kinder?«, fragte er. »Ist das nicht ein herrlicher Morgen?« Dann streckte er die Arme nach vorn und machte rasch ein paar Kniebeugen. Als er damit fertig war, rieb er unternehmungslustig die Hände. »Na, wie war eure Wache?«, wollte er wissen. »Keine besonderen Vorkommnisse, nehme ich mal an.«
    »Ist ja furchtbar, wie munter du schon bist«, sagte Connie.

    »Was für eine Laus ist denn dir über die Leber gelaufen, mein Kind? Hast du dich etwa mit Rupert gezankt? Ja, was sich liebt, das neckt sich.«
    »Lass mich in Frieden.«
    »Wisst ihr was? Ein bisschen Bewegung wird euch gut tun. Warum schwimmen wir nicht einfach miteinander eine Runde? Dann mal los, wer zuerst am Strand ist …« Grinsend und sich die Hände reibend schaute er hinaus auf die Bucht, dann erstarrte er plötzlich. Da drau ßen war etwas nicht in Ordnung. Als ich aufstand, um zu sehen, was es war, sagte er: »Was macht denn das da drau ßen?«
    Etwa vierhundert Meter vom Strand entfernt trieb ein kleines Boot im Meer. Zuerst dachte ich, dass uns jemand holen käme, aber dann blickte ich den Strand entlang und bemerkte, dass unser Dingi nicht mehr da war.
    Auch Connie war aufgestanden. Als sie begriff, was los war, verzog sie das Gesicht.
    »Was ist passiert?«, wandte sich Andrew an mich. »Was weißt du darüber?«
    »Nichts.«
    »Und du, Connie?«
    »Wieso fragst du mich?«
    »Weil ihr beide Wache gehalten habt.«
    »Uns ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen«, sagte ich.
    »Aber irgendetwas Ungewöhnliches muss wohl passiert sein. Von allein ist das Dingi wohl nicht in die Bucht hinausgeschwommen.«
    »Nein, Sir.«
    So, als ob wir alle plötzlich den gleichen Gedanken gehabt hätten, drehten wir uns gleichzeitig in Richtung Lagerplatz um. Billie, Kimberly und Thelma lagen da, wo sie
liegen sollten - von den dreien hatte also keine einen nächtlichen Ausflug mit dem Boot unternommen.
    »Seid ihr sicher, dass ihr nichts darüber wisst?«, fragte Andrew Connie und mich.
    Wir schüttelten den Kopf.
    »Dann hatten wir in der Nacht wohl ungebetenen Besuch«, sagte Andrew. »Er muss sich unbemerkt an euch vorbeigeschlichen und das Boot ins Wasser geschoben haben. Seid ihr etwa eingeschlafen?«
    »Nein, Sir«, antwortete ich.
    »Du?«, fauchte er Connie an.
    »Nein.«
    »Habt ihr Unfug getrieben?«
    »Unfug? Mit dem da ?«, erwiderte Connie verächtlich und rümpfte die Nase. »Du hast sie wohl nicht mehr alle.«
    »Wir haben nichts gemacht«, sagte ich.
    »Und das schließt offenbar das Wachehalten mit ein. Euer Glück, dass unser Freund davon Abstand genommen hat, gleich noch ein paar Kehlen durchzuschneiden, wo er schon einmal da war.«
    Connie zuckte zusammen und sah so aus, als ob ihr gleich schlecht werden würde.
    »Das habt ihr wirklich gut gemacht«, höhnte Andrew.
    Ich überlegte mir, ob ich ihm sagen sollte, dass das mit dem Dingi auch während der beiden anderen Wachen hätte passieren können - sogar während seiner eigenen -, beschloss aber, mir die Mühe zu ersparen. Schließlich hätten wir zumindest bemerken können, dass das Dingi nicht mehr da war.
    Auch Connie bemühte sich nicht um eine Entschuldigung. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen überlegte sie, was alles hätte passieren können, als sie allein hinter
die Felsen gegangen war. Bestimmt fragte sie sich, ob ihr der Mörder beim Pinkeln zugesehen hatte.
    »Was ist denn hier los?« Die Frage kam von Billie, die sich auf einen Ellenbogen

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