Die Insel - Roman
Nähe«, erwiderte Kimberly. »Wenn er auf dich losgeht, greifen wir an.«
»Und wenn er die Axt dabei hat?«
»Er wird keine Chance haben, sie einzusetzen.«
»Wir töten ihn, bevor er dir zu nahe kommt«, versicherte Billie.
Das Pläneschmieden hatte die Frauen aus ihrer Lethargie geweckt, in die sie nach Andrews Tod versunken waren. Es sah ganz so aus, als würden ihre Rachegelüste ihnen über ihren Schmerz hinweghelfen.
Connie hatte allerdings noch ein Problem mit unserem Hinterhalt.
»Wer sagt uns denn, dass Wesley auch wirklich im Dschungel ist, während wir unsere kleine Show abziehen?«, fragte sie. »Bevor ich allein zum Meer renne, möchte ich sicher sein, dass er uns nicht von dort aus beobachtet. Ich habe keine Lust, ihm direkt in die Arme zu laufen, während ihr ihm ganz woanders auflauert.«
Billie verzog das Gesicht. »Da hast du Recht.«
»Warum kann Connie denn nicht am Feuer bleiben?«, fragte ich.
»Damit du allein bist«, erklärte Kimberly.
»Ich dachte, ich soll in den Dschungel gehen.«
»Aber Connie darf dir dabei nicht zusehen, sonst muss Wesley befürchten, dass sie Alarm schlägt, und greift dich nicht an.«
»Er glaubt ja, dass wir anderen fest schlafen«, sagte Billie. »Wenn Connie sieht, dass er dich angreift, weckt sie uns, damit wir dir zu Hilfe kommen. Und das will Wesley bestimmt nicht.«
»Er muss glauben, dass er dich allein erwischt«, ergänzte Kimberly.
»Wenn ihr glaubt, ich renne allein zum Meer und lasse mich dort abmurksen, dann …«, fing Connie wieder an, aber Kimberly schnitt ihr das Wort ab.
»Wesley ist ganz bestimmt im Dschungel.«
»Und wo war er gestern, als er sich das Dingi geschnappt hat?«
»Ich weiß, wie wir es hinkriegen«, sagte ich und wandte mich dabei an Connie, die ein skeptisches Gesicht machte. »Wir streiten uns direkt am Feuer, wo Wesley uns gut sehen kann. Und dann verpasse ich dir einen Schlag, der dich bewusstlos zu Boden schickt.«
»Super«, murmelte Connie.
»Wir tun doch nur so«, sagte ich. »Ich schlage ja nicht wirklich zu, aber du fällst hin und bleibst liegen, als wärest du k.o. Auf diese Weise kannst du am Feuer bleiben, wo dich jeder sieht und die anderen dir schnell zur Hilfe kommen können, und Wesley wird denken, dass du nichts mitkriegst.«
»Klingt gut«, sagte Billie.
»Ja«, stimmte Kimberly ihr zu. »Damit kann ich leben.«
Connie rümpfte die Nase. »Ich weiß nicht so recht«, murmelte sie.
»Was passt dir denn nicht?«, fragte ich.
»Irgendwie kommt mir das … so hinterhältig vor.«
»Hinterhältig?«, gab ich zurück. »Der Mistkerl hat immerhin deinen Vater auf dem Gewissen.«
Das hätte ich lieber nicht sagen sollen.
»Meinst du etwa, ich hätte das vergessen? Fick dich ins Knie!« Sie warf eine Hand voll Sand nach mir.
Ich war schon froh, dass es kein Speer war und drehte mich weg, sodass mich der Sand nur seitlich traf.
»Connie, hör sofort mit dem Unsinn auf«, rief Billie.
»Rupert ist so ein Widerling!«
»Beruhige dich, Liebling. Wir müssen tun, was wir können, ob es nun hinterhältig ist oder nicht. Wesley hat schließlich nicht nur deinen Vater und Keith getötet, er wird uns alle umbringen, wenn wir ihn nicht daran hindern.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.«
»Kann sein, dass du Recht hast, Connie«, sagte ich. »Vielleicht wird ja alles wieder gut, und er hört mit dem Morden auf, nachdem er mich weggeputzt hat.«
Connie starrte mich böse an. »Und wenn’s so wäre?«
Kimberlys Mundwinkel verzogen sich tatsächlich zu einem Lächeln. »Macht richtig Spaß, euch beim Streiten zuzusehen«, sagte sie. »Ihr bringt das wirklich überzeugend rüber.«
»Aber könnt ihr damit nicht bis zum Abend warten, wenn es wirklich drauf ankommt?«, fragte Billie.
Connie bleckte die Zähne. »Ist ja schon gut«, knurrte sie. Dann deutete sie mit dem Kinn auf Thelma. »Und was machen wir mit ihr?«
Wir diskutierten es rasch durch und beschlossen, ihr nichts von unserem Plan zu sagen. Erstens wäre Thelma in
ihrer momentanen körperlichen Verfassung keine große Hilfe, wenn es galt, Wesley auszuschalten, und zweitens war sie seine Frau und liebte ihn offenbar auch jetzt noch, nachdem er ihrem Vater den Schädel gespalten hatte.
Als Nächstes überlegten wir, wo wir unsere »Latrine« ausheben sollten.
Ein guter Ort dafür wäre auf etwa zwei Dritteln der Strecke zwischen dem Lagerfeuer und dem Rand des Dschungels, beschlossen wir. Dort würden Kimberly und Billie, wenn
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