Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
Vom Netzwerk:
heraufgeholt hatte. Es war ein Glen Ellen Cabernet Sauvignon. Obwohl er nicht gekühlt war, schmeckte er fantastisch. Wir tranken aus der Flasche und ließen sie im Kreis herumgehen.
    Zuerst machten wir eine Menge Smalltalk über das Essen, den Wein und das Wetter, weil wir alle bemüht waren, die düsteren Themen zu meiden. Nach zehn Minuten aber sagte Kimberly: »Ich habe ihn gesehen.«
    Wumm.
    Schweigen.
    Alle hörten auf zu essen und sahen sie an.
    Wir wussten, dass sie den Mörder meinte.
    Und ihr Gesicht sagte uns, wen sie gesehen hatte.
    »Nein!«, rief Thelma.
    »Tut mir Leid«, erwiderte Kimberly sehr ernst.
    »Wesley ist tot!«
    »Nein, ist er nicht. Ich habe ihn ganz deutlich gesehen.«

    »Unmöglich!«
    »Doch, Thelma. Er war es. Wesley hat Dad umgebracht.«
    »Du lügst.«
    Kimberly schüttelte den Kopf. »Ich habe mir lange überlegt, ob ich es euch erzählen soll, und am liebsten hätte ich gesagt, dass ich den Mörder nicht richtig gesehen habe. Aber das hätte uns auch nicht weitergeholfen. Ich weiß, dass es hart für dich ist, Thelma, aber du musst den Tatsachen ins Auge blicken. Wesley lebt, und er hat vor, uns einen nach dem anderen umzubringen.«
    »Nein!«, stieß Thelma hervor. »Das ist eine Lüge!« Sie konnte nicht mehr weitersprechen und schluchzte hemmungslos vor sich hin. Noch immer hatte sie einen halb gegessenen Kräcker mit einem Stück Käse darauf in der Hand, und fast dachte ich, sie würde ihn Kimberly gleich ins Gesicht werfen. Dann aber steckte sie ihn in den Mund und krabbelte auf Händen und Knien von uns weg. Nach zwei Metern rappelte sie sich hoch und ging mit gesenktem Kopf den Strand entlang.
    Kimberly wollte ebenfalls aufstehen, aber Billie hob eine Hand und schüttelte den Kopf. »Thelma kommt schon allein zurecht. Wir müssen dringend überlegen, was wir jetzt tun.«
    Kimberly blieb sitzen.
    Thelma hatte inzwischen das Wasser erreicht und setzte sich mit dem Rücken zu uns in den Sand.
    Weil Thelma jetzt außer Hörweite war, machte Kimberly ihrem Ärger Luft. »Dieser verdammte Dreckskerl! Ich wusste , dass er Keith auf dem Gewissen hat!«
    »Ob er wohl vorhat, uns alle zu töten?«, fragte Billie.
    »Die Männer auf jeden Fall«, sagte ich. »Und dann vielleicht die Frauen.«

    »Was können wir tun?«, fragte Connie, die mehr Angst als ihre Mutter oder Kimberly zu haben schien.
    »Wir können nicht einfach nur herumsitzen und darauf warten, dass er wieder zuschlägt«, sagte Billie.
    »Das finde ich auch«, pflichtete ich ihr bei. »Denn wenn er zuschlägt, trifft es als Nächsten mich.«
    Obwohl Billie zustimmend nickte, sagte sie: »Das muss nicht sein. Vielleicht tötet er auch einfach den, der am unvorsichtigsten ist. Ich weiß, dass er erst Keith und dann Andrew umgebracht hat und dass das beides Männer waren, aber woher konnte er wissen, dass Andrew hinaus zu dem Dingi schwimmen würde?« Sie zögerte. »Wenn es bloß weggetrieben wäre …«
    »Hätte ich doch nur den Mund gehalten«, sagte Connie.
    »Das war nicht ausschlaggebend«, antwortete ich. »Andrew hätte das Dingi auf jeden Fall zurückgeholt.«
    »Ich hätte ihn davon abhalten müssen«, sagte Billie.
    »Niemand hier ist Schuld an seinem Tod«, meinte Kimberly. »Niemand außer Wesley.«
    »Und deshalb müssen wir von jetzt an sehr vorsichtig sein«, sagte ich. »Er ist ein verdammt hinterhältiger Typ.«
    »Vorsicht allein genügt nicht«, sagte Billie.
    Kimberly nickte. »Wir müssen ihm das Handwerk legen.«
    »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir von dieser Insel verschwinden sollten.« Natürlich kam das von Connie.
    »Nein«, antwortete Billie. »Dein Vater hatte hundertprozentig Recht: Hier haben wir Nahrung und Wasser und können unendlich lange überleben.«
    »Du siehst ja, wie lange Dad überlebt hat.«
    »Dads Tod geht auf Wesleys Konto«, sagte Kimberly. »Und deshalb müssen wir Wesley eliminieren.«

    »Oder uns selbst«, schlug ich vor.
    »Wie meinst du das?«, fragte Billie.
    »Wenn er uns nicht finden kann, kann er uns auch nicht umbringen.«
    »Meinst du, wir sollten uns verstecken?«
    »War nur so ein Gedanke. Wenn wir ihn unschädlich machen wollen, müssen wir ihn erst einmal finden . Er hingegen weiß genau, wo wir sind. Er braucht sich nur irgendwo im Dschungel zu verstecken, dann kann er uns ständig im Blick behalten und warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Aber was wäre, wenn wir auf einmal nicht mehr da wären und er nach uns suchen

Weitere Kostenlose Bücher