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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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bestimmt nicht alles schaffen.
    Wahrscheinlich muss ich damit aufhören, über jeden kleinen Vorfall bis ins kleinste Detail zu berichten. Gut, alles habe ich auch bisher nicht notiert. Ich habe immer schon eine Menge ausgelassen. Es gibt Tausende von Einzelheiten, die ich weggelassen habe, und die möglicherweise sogar wichtig sind.
    Oft weiß man erst im Nachhinein, was wirklich wichtig war.
    Wegen des fehlenden Nagels ging das Hufeisen verloren. Wegen des fehlenden Hufeisens ging das Pferd verloren. Wegen des fehlenden Pferdes ging die Schlacht verloren. Weil man nicht weiß, wie es kommt, vergisst man, den fehlenden Nagel zu erwähnen. Ist das verständlich?

    Vielleicht bemühe ich mich deshalb darum, möglichst wenige Sachen auszulassen - möglicherweise werden sie ja später einmal wichtig. Und ich weiß nicht, was uns noch alles erwartet …
    Irgendwann muss ich mich ohnehin einschränken, denn inzwischen ist schon mein halbes Notizbuch voll geschrieben, und wenn es so turbulent weitergeht wie bisher, wird mir bald das Papier ausgehen.
    Also werde ich es mir besser überlegen, was ich in dieses Tagebuch aufnehme. Und von jetzt an werde ich mit ganz kleiner Schrift schreiben.
    Und ich sollte aufhören, Gedanken wie diese zu Papier zu bringen. Es wäre ja grotesk, wenn mir ausgerechnet deshalb das Papier ausgehen würde, weil ich zu oft über meine Angst geschrieben habe, dass mir das Papier ausgehen könnte.
    Das Leben ist voller Ironie.
    So, jetzt ist Schluss für heute. Morgen schreibe ich weiter - hoffentlich.

Sechster Tag

Die Jagd (zweiter Teil)
    Da bin ich wieder. Es ist unser sechster Tag als Schiffbrüchige.
    Der Morgen dämmert.
    Wir haben vereinbart, dass ich die letzte Nachtwache übernehme, damit ich mich bei Tageslicht dem Schreiben widmen kann. Vor ein paar Minuten hat Kimberly mich aufgeweckt, und jetzt geht sie hinüber zu ihrem Schlafplatz. Billie und Connie scheinen tief und fest zu schlafen.
    Es ist schön, bei Sonnenaufgang allein hier am Feuer zu sitzen. Und so friedlich. Im Hintergrund rauschen die Wellen, das Feuer knackt und knistert. Aus dem Dschungel dringen vereinzelt die heiseren Schreie von Vögeln.
    Aber jetzt zur Sache.
    Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wir hatten die Lagune noch nicht ganz erreicht, und Kimberly hatte nachgesehen, ob die Luft rein ist.
    Nachdem wir die restliche Strecke kletternd überwunden hatten, fanden wir uns wenige Meter vom Ufer der Lagune entfernt wieder.
    Sie war viel größer, als ich erwartet hatte - vielleicht fünfzig Meter breit und doppelt so lang. Außerdem hatte ich gedacht, dass man die ganze Uferlinie überblicken könne, aber es gab so viele Biegungen, Felsvorsprünge und Einbuchtungen, dass ziemlich große Abschnitte der Lagune
und ihrer Uferbereiche von unserem Standpunkt aus nicht einsehbar waren.
    Trotzdem bot sich uns ein herrliches Bild. Gegenüber, jenseits der stillen Lagune, war ein kleiner Wasserfall.
    Der Bach floss dort wie ein silbernes Band über den Rand der Felsen und stürzte aus drei oder vier Metern Höhe in die Lagune herab. Ein glänzender, durchsichtiger Schleier vor den Felsen, an dessen Fuß das Wasser schäumte und spritzte.
    Der Rest der Lagune war eine glatte, dunkle Fläche, in der sich das felsige Ufer, die Büsche und Bäume auf dem Kopf stehend spiegelten.
    Eine ganze Weile blieben wir stehen und sahen uns um.
    Von Wesley oder Thelma war weit und breit nichts zu sehen, und obwohl ich wusste, dass Kimberly und Keith an unserem ersten Tag auf der Insel schon hier geschwommen waren, konnte ich mir kaum vorstellen, dass vor uns schon einmal ein Mensch hier gewesen war. Die Landschaft wirkte so unberührt, so urtümlich, dass sie mich an Filme wie King Kong oder Jurassic Park erinnerte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich ein Dinosaurier aus der Lagune aufgetaucht und an Land gestapft wäre.
    Die einzigen Tiere, die ich sah, waren jedoch von der geflügelten Sorte. Insekten und Vögel. Weit und breit kein Pterodaktylus.
    »Ich geh ins Wasser«, sagte Connie. Sie legte ihren Speer und den Tomahawk beiseite und zog sich die Schuhe aus.
    »Wir sollten nicht alle gleichzeitig hineingehen«, meinte Kimberly. »Es ist besser, jemand bleibt am Ufer und …«
    Connie tauchte mit einem Hechtsprung ins Wasser.
    »… passt auf die Waffen auf.«
    »Ich bleibe hier«, erbot ich mich.

    »Wir wechseln uns ab«, sagte Billie. »Ich komme in ein paar Minuten wieder raus und löse dich ab.«
    »Fein«, erwiderte

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