Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
Vom Netzwerk:
von 45 Grad nach oben führenden Felsplatte auf den Bauch und kroch vorsichtig hinauf zu deren Rand, wo sie flach liegen blieb und lediglich den Kopf über den Rand der Platte streckte.
    Wir sahen ihr zu, wie sie ihn ein paarmal langsam hin und her drehte.
    Als zehn Minuten vergangen waren, hielt es Connie nicht mehr aus. »Wieso braucht die denn so lange?«, fragte sie.
    »Vielleicht sieht sie etwas«, sagte Billie.
    »Sie will ganz sicher sein, dass wirklich niemand dort oben ist«, ergänzte ich.
    »Diese Warterei ist echt ätzend.«
    »Ein paar Minuten wirst du dich wohl gedulden können«, meinte Billie ruhig und entspannt.

    Eine Weile sagte Connie nichts, zeigte uns aber durch ständiges Kopfschütteln und Augenrollen, dass ihr das Warten überhaupt nicht gefiel.
    Mich ärgerte das. »Was ist denn mit dir?«, fragte ich. »Kommst du zu spät zu einer Verabredung oder was?«
    »Leck mich.«
    »Benimm dich, Connie«, sagte Billie leise.
    »Der Arsch braucht nicht immer den Besserwisser zu spielen«, maulte Connie.
    »Pass auf, was du sagst.«
    »Ja, ergreif nur Partei für ihn.«
    »Ich ergreife für niemanden Partei, aber ich finde, du könntest dich beruhigen. So machst du doch alles nur schlimmer, und außerdem höre ich in letzter Zeit von dir kaum mehr etwas anderes als ›Scheiße‹ oder ›Arsch‹ oder andere Schimpfwörter. Vor deinem Vater hättest du dich das nie getraut.«
    »Aber mein Vater ist nun mal nicht hier«, sagte Connie in schnippischem Ton.
    »Ja, leider.« Billies Stimme klang so traurig, dass es mir die Kehle zuschnürte.
    Und Connie fing plötzlich zu weinen an.
    Ihre Mutter versuchte, sie in den Arm zu nehmen, aber Connie stieß sie weg und brachte hervor: »Rühr mich nicht an. Lass mich bloß in Ruhe.« Dann drehte sie uns den Rücken zu und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Dabei weinte sie fast lautlos … ein leises Schnaufen und Schnauben war das Einzige, was ich hörte, obwohl ihr Kopf und ihre Schultern bebten.
    So wenig ich Connie auch manchmal ausstehen kann, so weh tat es mir, sie so weinen zu sehen. Fast wären mir selbst die Tränen gekommen, und fast hätte ich sie getröstet,
aber mir war völlig klar, dass das keinen Sinn hatte. Und so hielt ich Abstand und schwieg.
    Als Kimberly von den Felsen kletterte, hatte Connie zwar aufgehört zu weinen, drehte uns aber immer noch den Rücken zu.
    Kimberly sah sie stirnrunzelnd an. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Leck mich«, murmelte Connie.
    Kimberly nahm es gelassen. »Wie du willst.« Sie ging vor Billie und mir in die Hocke und sagte: »Sieht nicht so aus, als ob da oben jemand wäre. Aber wir sollten uns nicht drauf verlassen. Wir müssen sehr vorsichtig sein und aufpassen, dass wir in keinen Hinterhalt geraten.«
    »Wesley ist vermutlich noch zu schwach, um uns anzugreifen«, meinte Billie.
    »Gut möglich«, sagte Kimberly. »Aber niemand kann sagen, wozu Thelma in der Lage ist. Ich halte sie zu allem fähig, wenn sie Wesley damit retten kann.«
    »Sie hält zu ihrem Mann«, sagte ich.
    »Wie rührend«, knurrte Kimberly verächtlich.
    »Wir sollten es ihr nicht allzu sehr zum Vorwurf machen«, sagte Billie. »Was Wesley anbelangt, hatte sie immer schon Scheuklappen. Vermutlich weigert sie sich immer noch, zu glauben, dass er Keith und Andrew umgebracht hat. Falls sie überhaupt noch … bei ihm ist.«
    Kimberly hängte sich das Seil mit dem Tomahawk wieder über den Kopf. »Die Chancen, dass sie noch lebt, schätze ich auf zehn zu eins«, sagte sie. »Und mit ziemlicher Sicherheit ist sie noch bei ihm. Wenn sie uns allerdings angreift, dann …« Kimberly schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. »Ich will ihr nicht wehtun,
schließlich ist sie immer noch meine Schwester. Aber wir müssen uns verteidigen.«
    Dann wandte sie sich an Connie. »Und du bist auch meine Schwester. Deshalb lasse ich dich nicht einfach hier sitzen, und wenn du noch so sehr schmollst.« Sie nahm ihren Speer und stand auf. »Also steh jetzt bitte auf, ja? Es ist Zeit zu gehen.«
    »Klar doch«, murmelte Connie. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
     
    Ich muss jetzt ziemlich bald mit dem Schreiben aufhören. Angefangen habe ich damit, als wir heute Nachmittag an den Strand zurückgekehrt waren. Die Frauen haben gekocht und mich schreiben lassen, und jetzt sitze ich nach einer kurzen Essenspause wieder dran. Bald wird es dunkel, und ich es gibt noch so vieles, was ich vom gestrigen Tag festhalten will.
    Ich werde es heute

Weitere Kostenlose Bücher