Die Insel - Roman
ich.
»Nehmen wir uns doch eine halbe Stunde Zeit zum Baden«, schlug Kimberly vor. »Dann suchen wir das Ufer nach Spuren von meiner Schwester und Wesley ab. Vielleicht können wir ihre Fährte aufnehmen.«
»Wenn sie überhaupt hier waren«, sagte Billie.
»Ich jedenfalls wäre hierher gekommen, wenn ich Wesley wäre«, erwiderte Kimberly. »Ich hätte mir in der Nähe der Lagune ein Versteck gesucht, eine Art Basislager.« Und an mich gewandt sagte sie: »Und du, pass gut auf!«
»Damit sich niemand hinter deinem Rücken anschleicht«, sagte Billie.
»Und behalte auch uns im Auge«, fügte Kimberly hinzu. »Wir sind ein leichtes Ziel da draußen.«
Wie auf ein Stichwort sahen wir uns nach Connie um.
Sie hatte es bis zur anderen Seite geschafft und stand unter dem Wasserfall. Gerade zog sie ihr T-Shirt aus, knüllte es zusammen und begann, ihr Gesicht damit abzuwischen.
»Ich wäre wirklich froh, wenn sie sich ein bisschen besser benehmen würde«, murmelte Billie.
»Sie macht gerade eine schwierige Zeit durch«, meinte Kimberly.
»Wir doch genauso. Das ist keine Entschuldigung.«
»Komm, gehen wir ins Wasser.«
Sie legten die Speere und Tomahawks, die Seilschlingen, das Hawaiihemd, das Schweizer Offiziersmesser und ihre Schuhe am Ufer ab.
Dann tauchte Kimberly mit einem Kopfsprung so gekonnt ins Wasser, dass es kaum aufspritzte. Ich sah zu,
wie sie knapp unterhalb der Wasseroberfläche dahin glitt. Das schwarze Haar floss über ihren Rücken, und ihr Bikinihöschen schimmerte weiß, als sie lang gestreckt und geschmeidig wie ein Fisch durchs Wasser glitt. Wegen der Spiegelung von Bäumen und Felsen auf der Wasseroberfläche knapp über ihr sah es so aus, als bewege sie sich lautlos durch ein durchsichtiges Landschaftsgemälde.
Billie, die nicht ganz so sportlich und viel vorsichtiger als Kimberly war, watete erst ein Stück ins Wasser hinein, bevor sie zu schwimmen begann. Dabei bewegte sie sich so behutsam, als befürchte sie, unter Wasser auf irgendetwas Unangenehmes zu treten.
Connie stand immer noch unter dem Wasserfall und rieb sich mit dem zusammengeknüllten T-Shirt die Arme ab.
Von allen drei Frauen war sie in diesem Augenblick die gefährdetste. Ich inspizierte intensiv die Lagune zu beiden Seiten des Wasserfalls, konnte aber niemanden entdecken. Dann drehte ich mich um und vergewisserte mich, dass sich auch an mich niemand heranpirschte. Alles schien in Ordnung zu sein, also legte ich meinen Tomahawk, Hemd, Schuhe und Socken zu den anderen Sachen. Ich leerte auch die Taschen meiner großen alten Khakishorts, die ich zum Schwimmen nicht ausziehen wollte.
Anschließend kletterte ich auf einen ziemlich großen Felsblock, der in die Lagune hineinragte, setzte mich hin und legte mir die Axt griffbereit in den Schoß.
Ich kam mir vor wie der Bademeister in einem öffentlichen Schwimmbad. Fehlten nur noch die Trillerpfeife und der weiße Sonnenblocker auf der Nase.
Eigentlich hätte jede der drei Frauen meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit verdient gehabt, denn jede war auf ihre Weise reizvoll, wenn nicht sogar richtig aufregend.
Connie hatte trotz ihrer Haltungsprobleme einen schlanken, wohlgeformten Körper und sah in ihrem äußerst knappen Bikini fast nackt aus.
Billie war für mich generell anziehender als ihre Tochter, und das nicht nur, weil sie so nett war. Sie hatte auch den bei weitem weiblicheren Körper: breite Schultern, einen großen Busen, einen flachen Bauch und einen hübsch gerundeten, knackigen Hintern.
Kimberly sah so hinreißend aus, dass sie durchaus das Titelbild eines Modemagazins hätte schmücken können. Ihr dunkler, schlanker und durchtrainierter Körper wirkte auf mich wie eine aus Holz geschnitzte und anschließend auf Hochglanz polierte Statue einer Kriegerin.
Jede war auf ihre Weise ein Meisterwerk.
Es hätte mir schon gereicht, eine von ihnen zu beobachten, sie alle drei ständig im Auge zu behalten, war mir fast zu viel. Nur mit Mühe konnte ich den Blick von Kimberly losreißen und auf Billie lenken und dann musste ich mich richtiggehend dazu zwingen, nach Connie zu sehen. Aber dann hätte ich sie auch eine ganze Stunde lang betrachten können, nur ging das leider nicht, weil ich nachschauen musste, ob nicht inzwischen Kimberly in Gefahr geraten war. Und so weiter und so fort.
Unter meinen wachsamen Augen vergnügten sich die drei jede auf ihre Weise in der Lagune.
Kimberly kraulte quer durch das Felsbecken. Es sah aus, als trainiere sie für einen
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