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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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gebildeten, wohlerzogenen Mannes, nicht die, die ich mit dem jammernden Kellner Janko verband. Er brachte seinen Stiefel an mein Gesicht und grub die Spitze in meine Schürfwunde. Eine armselige, nutzlose Qual, außer wenn man sie als Versprechen auf eine grimmige Zukunft nahm. Dann ließ er sich in die Hocke nieder, so dass sein Gesicht dicht an meinem war. » Du wirst dir noch wünschen, mir niemals in die Quere gekommen zu sein. Weißt du, wie die Leute mich früher genannt haben, Glut Halbblut? Morthred, den Wahnsinnigen. Aber sie haben sich geirrt: Ich war nie wahnsinnig. Was immer ich jemals getan habe, war wohlberechnet, so wie auch alles geplant sein wird, was mit dir geschieht. Bis in die letzte Einzelheit. Auch das solltest du nie vergessen.«
    Ich sah von ihm weg – und mir stockte fast das Herz. Von der Stelle aus, an der ich lag, konnte ich zur obersten Treppenstufe sehen, und dort stand Flamme, lehnte sich geschwächt an das Geländer. Noch während ich zusah, verschwammen ihre Konturen, als sie sich undeutlich machte. Silbmagier konnten sich nicht ganz unsichtbar machen, aber sie konnten es jemandem erschweren, sie richtig zu sehen. Wie ihr das in diesem geschwächten Zustand gelang, wusste ich nicht. Ich wandte meinen Blick von ihr ab.
    Und mein Entsetzen stieg mit jedem weiteren Gedanken. Sie würde zu Dasrick gehen. Ich stöhnte fast auf. Sie hatte so viel durchgemacht, um den Aufenthaltsort des Burgfräuleins zu verbergen. Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass sie ihn für mich enthüllen würde.
    Was Thor betraf, wollte ich lieber gar nicht erst darüber nachdenken, was ihn erwartete.
    Wir wurden aus der Schenke geschleppt, kamen dabei am Schenkenbesitzer vorbei. Seine Augen waren so groß und rund wie Setustücke, und sein Kinn wackelte vor Furcht. Janko – Morthred – schoss einen Fluch aus Dunkelmagie ab, vielleicht aus Rache für frühere Misshandlungen, und der Mann sank hilflos zuckend und schreiend zu Boden. Ich erhaschte einen Blick auf quer über sein Gesicht verlaufende rote Striemen und eine eingeschlagene und blutige Nase. Er hätte mir vielleicht nicht zugestimmt, aber ich fand, dass er noch billig davongekommen war.
    Ungebeten kehrte die Erinnerung an Niamors Tod zu mir zurück.
    Um es vorsichtig auszudrücken: Wir waren Fische, die sich in einem Netz voller Probleme verfangen hatten.
    Ein Seepony brachte uns zu ihrem Dorf. Wir wurden quer daraufgelegt, als wären wir Säcke mit getrocknetem Fisch. Meine Fesseln waren äußerst fest, und mein Kopf schlug immer wieder gegen den Panzer des Segments. Das einzig Gute war, dass man uns so dicht nebeneinander befestigt hatte, dass unsere Köpfe sich fast berührten.
    Während wir durch die Straßen der Stadt getragen wurden, wurden wir von Menschen angestarrt, die für einen Moment ihre Einkäufe vergaßen. Ein oder zwei von ihnen fragten die Wahrer, die uns bewachten, was wir getan hätten, aber sie erhielten keine Antwort und bohrten auch nicht nach. Man musste schon sehr mutig sein, um silbbegabte Wahrer in Frage zu stellen, und die Bewohner von Gorthen-Hafen waren nicht gerade bekannt dafür, dass sie besonders heldenmütig gewesen wären oder sich aus den Belangen ihrer Nachbarn etwas machten. Sie zuckten mit den Schultern und widmeten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten.
    Ich rückte noch ein bisschen näher an Thor heran, so dass meine Lippen beinahe seinen Hals berührten. » Seit wann hast du ein Calmenterschwert?«, flüsterte ich.
    » Seit ich der Rebell von Untercalment gewesen bin, mit mehr jugendlicher Begeisterung als Verstand«, antwortete er. » Warum im Namen aller Inseln willst du das wissen?«
    Ich wollte es natürlich gar nicht wissen. Wirklich wissen wollte ich, wieso jemand, der eine solche Klinge besaß, sie niemals trug. Wissen wollte ich, wieso ein Mann, der einst die Lanze von Calment gewesen war, sich so verändert hatte – aber ich wusste nicht, wie ich die Frage formulieren sollte.
    » Lass sie nicht wissen, dass wir etwas füreinander empfinden«, sagte er.
    Ich nickte schwach als Antwort. Er hatte Recht. Es war nicht sinnvoll, Janko – nein, Morthred – einen zusätzlichen Hebel in die Hand zu geben, mit dem er uns Schmerz zufügen konnte. Ich hielt es allerdings für wahrscheinlich, dass der Dunkelmeister ohnehin bereits von unserer Freundschaft wusste. Der Mann hatte schließlich tagelang in unserer Nähe gelebt und gearbeitet, und er hatte es nicht aus Spaß am Bedienen getan.
    Wir

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