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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Haare ausgefallen waren und ihre Haut an Farbe verloren hatte. Ihre Köpfe wirkten riesig, was aber vielleicht nur daran lag, dass ihre Körper so ausgemergelt waren. Die Haut hing wie Pergament über einem bloßen Knochengestell … Waren sie Männer oder Frauen? Ich konnte es nicht sagen. Die meisten waren vermutlich Bewohner des ursprünglichen Dorfes gewesen, bevor Morthred hergekommen war. Möglicherweise war auch die Freundin darunter, die Niamor erwähnt hatte. Jetzt waren sie nur noch Sklaven, die benutzt und abgeschoben wurden, sobald sie nicht mehr zu gebrauchen waren.
    Dunkelmagie hielt sie gefangen, tänzelte in einer beinahe hübschen, karmesinroten Farbe über ihre Körper, raubte ihnen den Wunsch nach Flucht und jeden Willen, sich zu widersetzen. Noch furchtbarer war die Tatsache, dass zwar einige Kinder in dem Dorf waren, aber keines davon jünger als zehn war, und es auch keine alten Leute gab. Früher einmal war dies eine Siedlung von Herzmuschelarbeitern und ihren Familien gewesen, von Leuten wie Niamors Freundin. Jetzt waren nur noch die Stärksten hier.
    Die zweite Gruppe von Leuten, die hier in Kredo waren, wirkte genauso bemitleidenswert, aber auf eine andere Weise: Sie waren die bezwungenen Silbbegabten. Nicht bei allen handelte es sich um Wahrer; ich erhaschte auch einen Blick auf Tätowierungen von Breth und Mekaté und den Plitschen – tatsächlich von fast allen Inselreichen. Diese Leute litten nicht unter Hunger, und sie trugen auch keine Lumpen und wurden nicht misshandelt. Sie waren genauso bösartig und grausam wie Morthred selbst, und doch zerriss es mir das Herz, sie so zu sehen. Ich konnte den zum Scheitern verurteilten Kampf in ihren Augen sehen. Sie würden niemals wieder Silbmagier sein, und das wussten sie auch. Ihre neue, böse Seite frohlockte, aber tief in ihnen flackerte noch eine Spur dessen, was sie einst gewesen waren, und diese letzten Überreste starrten uns voller Verzweiflung und Entsetzen an, unfähig, das Böse zu überwinden, um Erlösung, um Tod flehend. Ein Teil von mir hätte sie auch am liebsten alle getötet und aus ihrer Misere befreit. Ein anderer Teil von mir fragte sich, ob ich wirklich noch einmal so hart sein könnte, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme. Niamors Tod verfolgte mich noch immer.
    Bei der dritten Gruppe von Leuten handelte es sich um die echten Dunkelmagier. Als die Seeponys stehen blieben, scharten sie sich um uns – zweifellos, um zu sehen, was Morthred mit nach Hause gebracht hatte. Ihre Tätowierungen verrieten, dass sie von allen möglichen Ruhmesinseln stammten. Es müssen ungefähr fünfzehn gewesen sein. Tatsächlich überraschte es mich, sie zu sehen. Morthred hatte offenbar etwas getan, das bisher noch kein Dunkelmeister zustande gebracht hatte: Er hatte eine Gruppe von Dunkelmagiern vereinigt. Gewöhnlich waren sie Einzelgänger. Selbst die Enklave der Dunkelmagier auf Fis, an deren Zerstörung ich ein paar Jahre zuvor beteiligt gewesen war, hatte keinen Anführer gehabt, sondern war eine lockerere Verbindung von Dunkelmagiern gewesen.
    Als ich an all die Macht dachte, die Morthred an diesem einen Ort versammelt hatte, begann ich zu zittern.
    Thors Gedanken gingen wohl ähnliche Wege. » So viele«, murmelte er, als niemand hersah. Aber er klang nicht nur verängstigt, sondern auch interessiert. Es faszinierte ihn, als wären die Dunkelmagier und ihre Macht ein intellektuelles Rätsel, das es zu lösen galt. » Morthred muss es auf die Herrschaft über die gesamten Ruhmesinseln abgesehen haben. Warum sonst sollten es so viele sein?« Er hatte Recht. Mein Herz sank wie ein kenterndes Schiff.
    Ketten aus Dunkelmagie hatten natürlich keine Wirkung bei uns, also bekamen wir richtige Fesseln. Man holte uns von dem Seepony herunter und band uns die Füße zusammen, so dass wir bestenfalls ein bisschen schlurfen konnten. Dann bekamen wir einen schweren Stab auf die Schultern gelegt, der etwa die Dicke einer Handfläche hatte und über beide Arme hinausreichte. Die Arme selbst wurden hinter den Stock gezwungen und durch Fesseln an den Handgelenken daran befestigt, so dass wir mit unseren ausgestreckten und nutzlosen Armen wie unförmige, wuchtige Kreaturen wirkten. Es war grauenhaft unbequem.
    Nachdem man uns auf diese Weise unschädlich gemacht hatte, brachte man uns in einen Raum, in dem wir Morthred gegenübergestellt wurden. Er war nicht allein: Domino war ebenfalls anwesend, lag in sichtlich unbequemer Position auf einer

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