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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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nicht im Geringsten zu schaffen, wenn sie auch etwas vorsichtiger waren als zuvor. Sie kamen jetzt paarweise, setzten mir mit einer Reihe von raschen Angriffen zu, bei denen sie versuchten, mich aufzuschlitzen – in dem sicheren Wissen, dass meine Konzentration und Kraft früher oder später erlahmen würden. Dies waren keine ungeübten Straßenrüpel wie Teffel und seinesgleichen – diese Männer und Frauen waren wahrscheinlich an der Akademie in der Nabe ausgebildet worden und wussten, wie man zu zweit kämpft. Manchmal ist das Kräfteverhältnis einfach zu unausgewogen. Ich brüllte nach Thor.
    Einer der Wahrer schlug mit einem Stuhl auf meinen ein. Es gelang mir, seinen Arm aufzuschlitzen, was ihn außer Gefecht setzte, aber ich verlor dabei meinen Stuhl – und ohne den, das wusste ich, würde ich den Kampf verlieren.
    In diesem Moment, als ich mich schon fast mit meinem Tod abgefunden hatte, wendete sich das Blatt erneut. Thor kam rasend vor Wut die Treppe herunter, schwang ein Schwert wie ein rachsüchtiger Engel und schlug jemandem mit einem derart bemerkenswerten zweihändigen Hieb den Kopf ab, dass ich mich fragte, ob er vielleicht ebenfalls eine Calmenterklinge besaß. Nicht schlecht für jemanden, der – zumindest in der vergangenen Woche – einen beachtlichen Widerwillen gegen das Tragen eines Schwertes an den Tag gelegt hatte, ganz zu schweigen davon, es auch zu benutzen.
    In diesem Moment standen die Chancen ein bisschen besser.
    Ich kämpfte weiter, konzentrierte mich darauf, mich zu verteidigen, und wehrte einen Angriff nach dem anderen ab, während sie auf mich einschlugen. Es lag keinerlei Eleganz darin, nicht die geringste Feinheit. Es war nichts als harte Arbeit und Krafteinsatz; ein schneller, brutaler Kampf, den wir wahrscheinlich früher oder später verlieren würden, trotz unserer Fähigkeiten und unserer Erfahrung, denn sie waren einfach deutlich mehr als wir.
    Thor erledigte eine weitere Dunkelmagierin, und jetzt hatten wir – ohne Janko mitzuzählen – noch gegen vier Gegner zu kämpfen. Vage bemerkte ich die Anwesenheit des Schenkenwirts, der besorgt durch den Raum hüpfte und uns ununterbrochen bat, nicht noch mehr zu zerbrechen, und fragte, ob es uns nicht möglich wäre, den Kampf bitte draußen weiterzuführen. Gelegentlich richtete er eine gequälte, flehende Frage an Janko, dass er ihm endlich sagen möge, was zum Großen Graben da eigentlich vor sich ging. Janko achtete nicht auf ihn, sondern rief den anderen zu, dass sie uns nicht töten sollten. Er wollte uns lebend, verfluchter Mist, und dann kamen noch einmal neue Leute herbei – noch mehr bezwungene Silbbegabte –, und dann war es vorbei.
    Ich lag bäuchlings auf dem Boden. Mein Schwert hatte man mir abgenommen, und jemand pflanzte mir einen Fuß ins Kreuz, um mich am Aufstehen zu hindern, während meine Hände und Füße mit einem Stück Fischernetz gefesselt wurden. Es tat weh. Irgendwo links von mir wurde Thor auf die gleiche Weise behandelt. Ich schätzte den Schaden rasch ein: eine Schürfwunde an meiner Wange, wo mich ein Stuhlbein getroffen hatte, eine Schnittwunde am rechten Handrücken, der wie der Stich eines Teufelsfisches schmerzte, aber nicht allzu heftig zu bluten schien, schlimme Prellungen auf der Seite, an der ich einen Hieb mit der – glücklicherweise – flachen Seite einer Klinge abbekommen hatte. Ich würde überleben. Lange genug, um mir das Gegenteil zu wünschen, vermutete ich.
    Nachdem ich ordentlich verschnürt worden war, rollte man mich auf den Rücken. Ich kam mir vor wie eine Königskrabbe, der man die Zangen zusammengebunden hatte. Janko sah auf mich herunter, und zum ersten Mal sah ich ihn so, wie er wirklich war. Kein anzügliches Grinsen. Die Augen waren intelligent und vollkommen kalt, das Gesicht so verzerrt wie immer, aber das Sabbern war weg. Ich sah jetzt seine gute Seite, nicht die verunstaltete. Er hatte das Gesicht eines gutaussehenden Mannes, aber eines Mannes, der nie Mitgefühl für irgendjemanden empfunden hatte. Noch schlimmer als das war der eiskalte Hass, der dort – besonders mir gegenüber – brodelte. Der Dunkelmeister hätte mich ganz sicher in Stücke gerissen, wenn er nur hätte glauben können, dass dies die schlimmste Bestrafung war, die er mir zufügen konnte.
    » Diesmal«, sagte er, » wirst du nicht entkommen. Und du wirst auch nicht sterben. Vergiss das nie.« Er hatte jetzt die gleiche Stimme wie damals, als ich im Sand gelegen hatte, die Stimme eines

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