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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ist, und ich jetzt bei bester Gesundheit bin. Bitte setze Tante Rosris darüber in Kenntnis und teile ihr mit, dass sie sich keine Sorgen mehr um mich zu machen braucht! Zweifellos wird sie von der Wirkung der Tränke überzeugt sein, die sie mir immer wieder geschickt hat. Ich werde euch bald besuchen kommen.
    Wer ist diese Anyara isi Teron, von der Tante Rosris unbedingt möchte, dass ich sie treffe? Ihr letzter Brief ist voller Hinweise und Andeutungen! Ich vermute, sie versucht wieder, mich zu verkuppeln. Ich sage ihr immer wieder, dass keine junge Dame, die richtig bei Trost ist, etwas mit einem Mann zu tun haben will, der jederzeit für einige Jahre wegsegeln kann, aber ich vermute, die Hoffnung einer Tante für ihren einzigen Neffen ist nur schwer auszurotten, selbst dann, wenn dieser Neffe ein so unverbesserlicher Junggeselle ist wie ich.
    Um auf weniger persönliche Angelegenheiten zurückzukommen: Ich rechne nicht mit Problemen, wenn ich im nächsten Monat vor unserer illustren Gesellschaft meinen Vortrag halten werde. Ich freue mich darauf, die Früchte meiner Forschungen vorstellen zu können. Natürlich bin ich auch etwas nervös, da man meine Methode als unorthodox ansehen könnte – sie basiert ja mehr auf Befragungen, weniger auf Verhaltensbeobachtungen und dem Studium von Kunstgegenständen, jener wissenschaftlichen Methode, die fast alle meine Vorgänger bevorzugen.
    Was deine Frage bezüglich der Ghemfe betrifft: Nein, wir haben noch keines dieser Wesen leibhaftig gesehen, auch nichts, das ihnen nahe gekommen wäre. Aber die mythologischen Ansichten über Ghemfe sind auf allen Inseln, die wir besucht haben, bemerkenswert einheitlich und fest verankert. Alle Befragten stimmten darin überein, dass es einmal derartige Wesen auf den verschiedenen Inseln der Ruhmesinseln gegeben hat, und dass diese Spezies verantwortlich war für die Tätowierungen der Bürgerrechte – bis sie vor nicht allzu langer Zeit auf mysteriöse Weise verschwanden. Soweit wir feststellen konnten, fand dieser » Exodus der Ghemfe« auf den verschiedenen Inseln zu unterschiedlichen Zeiten statt, während einer Zeitspanne, die als » der Große Wandel« bezeichnet wird. Dieser Wandel begann irgendwann um 1742 (was dem Zeitraum entspricht, in dem die von Glut berichteten Ereignisse stattgefunden haben), und dauerte einige Jahre. Als die ersten kellischen Forscher 1780 die Inseln entdeckten, war er bereits vorüber, und die Ghemfe waren sämtlich verschwunden.
    Die meisten Menschen, die wir trafen und die älter als zehn oder zwölf Jahre waren, trugen diese Tätowierungen der Bürgerrechte. Sie hatten sie offensichtlich kurz nach der Geburt erhalten und stimmten alle darin überein, dass sie von Ghemfen eingebracht worden waren. Aber wir fanden kein einziges jüngeres Kind mit solchen Tätowierungen – nicht ein einziges.
    Allerdings gibt es keinerlei bildliche Darstellungen von den Ghemfen, weder in irgendwelchen Kunstwerken noch als Beschreibung in Texten. Unsere Erforschung der schriftlichen Berichte wird durch unsere Unfähigkeit behindert, die Sprache der Ruhmesinseln lesen zu können (abgesehen von Nathan), aber wir haben einige unserer kellischen Händler als Übersetzer eingesetzt. Ihnen zufolge sieht es tatsächlich so aus, als würden die Ghemfe in keinerlei Berichten auftauchen, nicht in den Steuerarchiven, nicht in den Eigentumsnachweisen, nicht in den Gesetzestexten für sowohl rechtmäßige als auch strafbare Angelegenheiten und auch nicht in Vereinbarungen, die durch die Niederschrift des Standesbeamten rechtmäßig festgehalten worden sind. Mit anderen Worten, wenn Ghemfe jemals existiert haben, sind sie nie besteuert worden, haben nie legal irgendwelchen Besitz gehabt, nie irgendwem Geld geschuldet, kein Verbrechen begangen, nie eine Vereinbarung unterzeichnet und nie eine Geburt oder einen Todesfall gemeldet – und was noch faszinierender ist, sie wurden auch nie in den Berichten anderer Leute erwähnt. Wenn sie wirklich ein echtes Volk gewesen sind, waren sie beinahe unsichtbar!
    Gewöhnlich werden überall auf den Inseln des Ruhms schriftliche Berichte über die täglichen Geschäfte verfasst, besonders in Bezug auf die Bürgerrechte. Wir sind daher zu dem Schluss gekommen, dass die Ghemfe doch mehr mythologischer Natur gewesen sein müssen als wirkliche Wesen. Als wir versuchten, Skelette von Ghemfen zu finden, wurde uns darüber hinaus gesagt, dass diese ihre Toten im Meer bestattet hätten. In den

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