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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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denken konnte. Na ja, ich hatte es für nicht so schlecht gehalten. Schließlich musste das Geld für die Straßen irgendwoher kommen, die Kais und Häfen mussten repariert werden und dann waren da all die anderen Dinge, die die Leute in der Nabe für uns taten, wie zum Beispiel Patrouillen gegen die Piraten einsetzen. Sie brauchten Steuern, durch die sie das nötige Geld bekamen, richtig?
    Aber Glock – so hieß der Schneider, ja –, er sah das anders. Er fand, dass es zu viele Steuern gab und zu viele reiche Silbmagier, und als die nächste Wahl zum Bürgermeister von Margreg anstand, beschloss er zu kandidieren. Es war noch nie vorgekommen, dass jemand, der kein Silbbegabter war, Bürgermeister werden würde, wisst Ihr. Keiner hatte es überhaupt jemals versucht. Aber das konnte Glock nicht aufhalten. Und er hatte viele Freunde, und es gab viele Leute, die genauso empfanden wie er. Und ehe man sich’s versah, sprang Froktor, der Silbbegabte, der gegen ihn antrat, im Viereck.
    Ich weiß nicht, ob Ihr es wisst, aber die Kandidaten werden immer eingeladen, die Wahlvorgänge zu bezeugen – um sicherzustellen, dass da nicht gemauschelt wird. Und die Stimmenzähler sind wohlbekannte Männer der Stadt: Bürger und andere Leute. Respektable Leute. Na ja, Glock hat mich gefragt, ob ich ihn begleite, wenn er zur Auszählung geht. Wisst Ihr, wie man auf den Wahrer-Inseln wählt? Jeder Kandidat wird durch eine bestimmte Farbe dargestellt, und wenn man Wählen geht, erhält man Muscheln in verschiedenen Farben. Man wirft die Muschel in der Farbe, die zu dem gewünschten Kandidaten passt, in den Wahlkasten, und die übrigen, die man nicht will, in den Restekasten.
    Na ja, als ich also mit ihm dabei war, um die Wahl zu verfolgen, ging alles schief, was mich betraf. Versteht Ihr, ich konnte sehen, was vor sich ging. Die Silbmagier vertauschten die Muscheln. Es gab bei dieser Wahl zwei Kandidaten: Glock, der purpurne Strandschnecken hatte, und Froktor mit pinkfarbenen Herzmuscheln. Die Stimmenzähler schütteten die Muschelkiste vor sich auf dem Tisch aus, und für sie waren die meisten Muscheln Herzmuscheln – pinkfarbene Herzmuscheln, die Froktors Farbe entsprachen. Aber ich wusste, dass sie das nicht wirklich waren – es waren purpurfarbene Strandschnecken, die zugunsten von Glock geworfen worden waren. Was ich sehen konnte, war, dass sie alle silbern getönt waren. Es war Magie, was dafür sorgte, dass sie für alle anderen wie pinkfarbene Herzmuscheln aussahen. Sogar ich konnte etwas Pink sehen, auch wenn sie in meinen Augen immer noch nach Strandmuscheln aussahen. Die Silbmagier standen da und sahen mit einem hämischen Grinsen im Gesicht bei der Auszählung zu. Sie hätten sich nie träumen lassen, dass es irgendwo in Margreg einen Wissenden gab, der die Wahrheit sehen konnte.
    Selbst damals dachte ich noch, es würde sich nur um Froktor und vielleicht ein paar Kameraden von ihm handeln, die dafür verantwortlich waren. Ich dachte, die anderen hätten es nicht gewusst, nicht wissen können – schließlich sehen auch Silbbegabte die Magie als Wirklichkeit, oder nicht? Ich meine, für sie hätten die Strandschnecken von Glock wirklich wie Herzmuscheln ausgesehen. Nun, um die Sache zu verkürzen, ich habe einen ziemlichen Lärm veranstaltet. Ich ging zum bisherigen Bürgermeister und beklagte mich, und er bezeichnete mich als Lügner. Und durch irgendetwas an der Art und Weise, wie er das sagte, erkannte ich, dass er die ganze Zeit Bescheid gewusst hatte … Aber da waren andere, gewöhnliche Leute, die mir geglaubt haben, und es gab Ärger, der allerdings zu nichts geführt hat. Es gab nicht mal eine richtige Untersuchung. Also bin ich in die Nabe gegangen. Ich war damals dumm, schätze ich, aber ich fühlte mich verraten. Sie waren immerhin Silbmagier , oder nicht? Sie hätten besser sein müssen als wir Übrigen. Sie waren die Leute, zu denen wir aufsahen, unsere Helden. Sie hätten sich nicht so verhalten dürfen.
    Ich war … ich schämte mich für sie. Könnt Ihr das verstehen? Ich dachte, ich muss einfach zur Nabe gehen und dem Rat der Wahrer berichten, was für Leute in Margreg die Macht besaßen. Ich dachte, es wäre meine Pflicht als Bürger.
    Sie behaupteten jedoch, dass ich lügen würde – und dass ich die Leute aufwiegeln würde. Ich sollte nach Hause gehen und den Mund halten. Aber das wollte ich nicht. Sie versuchten, mich zu bestechen, und ich warf ihnen das Geld ins Gesicht. Ich war entsetzt. Alles,

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