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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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auf der Schulter hingegangen. Jetzt marschierte Thor Reyder durch die gefährlichsten Straßen von Gorthen-Nehrung, ohne dass irgendeine Waffe zu sehen war.
    Er schwamm zum Bootsende und blinzelte um das Heck herum. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass er immer noch darauf wartet, dass wir wieder auftauchen«, sagte er und bezog sich damit auf den Dunkelmeister. » Klettern wir ins Boot, bevor wir zu sehr frieren.« Er zog sich hoch und half mir dann über das Dollbord. Das Boot schwankte bedrohlich, aber es kam keine Reaktion vom Ufer.
    Es war tatsächlich ein sehr angenehmes Boot. Es gab Schutz in der kleinen Kabine, und eine bequeme Pritsche. Thor Reyder machte sich daran, die Fangleine von der Ankerboje loszumachen, dann setzte er das Segel.
    » Heißt das, wir stehlen das Boot?«, fragte ich.
    » Wir leihen es uns nur. Ich denke, es ist sicherer, wenn wir nicht zu Fuß zum Kai der Fischer zurückkehren, sondern zurücksegeln. Wir können das Boot dort liegen lassen. Ich werde den Hafenmeister dafür bezahlen, dass er es im Blick hat, bis der wahre Besitzer auftaucht. Vorausgesetzt natürlich, dass du da hinwillst.«
    Ich dachte an Flamme und an das Gift, das sich in ihrem Körper ausbreitete … » Ja, das will ich.«
    Er blickte zum Segel hoch, das jetzt schlaff über unseren Köpfen hing. » Ich fürchte allerdings, dass wir im Augenblick nirgendwohin gehen werden. Es ist Flaute.« Er sah mich wieder an. Der größere Mond war aufgegangen, und ich konnte Thor jetzt besser sehen. Die blauen Augen blickten noch immer ernst, aber ich fragte mich, wie mir die Lachfältchen um die Augen hatten entgehen können. Er mochte nicht Niamors Leichtigkeit haben, aber er war alles andere als ein humorloser Mann.
    » Du solltest aus den nassen Klamotten raus«, sagte er. » Wickel dich in die Decke da ein. Sie wirkt ziemlich sauber.«
    Ich nickte, aber ich rührte mich nicht. » Was macht dich so sicher, dass ich dich nicht an die Wahrer verrate?«
    » Nach all dieser Zeit? Du tust zwar vielleicht viel für Geld, Glut, aber wenn du dich im Laufe der Jahre nicht völlig verändert hast, wirst du etwas so Erbärmliches nicht tun.«
    » Erbärmlich? Vielleicht ist immer noch ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt, der ganz und gar nicht erbärmlich ist.«
    » Vielleicht. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, es herauszufinden. Aber ich denke trotzdem nicht, dass du versuchen würdest, ihn einzutreiben.«
    » Du klingst, als würdest du glauben, dass du mich ziemlich gut kennst.«
    » Das tue ich auch – oder das tat ich. Es macht sich bezahlt, den Feind zu kennen. Das Einzige, was ich damals nicht über dich wusste, war, wie hübsch du aus der Nähe aussiehst.«
    » Flamme ist hübsch. Ich bin nur groß.«
    » Du bist atemberaubend«, sagte er einfach nur. » Und ich mag große Frauen. Ich bin selbst sehr groß.«
    Niamor hatte das gleiche Wort benutzt: atemberaubend. Irgendwie gefiel es mir besser, wie Thor es sagte. » Du bist ein Narr, Thor Reyder. Menschen verändern sich.«
    Ich saß tropfnass mitten im Boot. Als er sah, wie ich zitterte, kam er und begann, mein Hemd aufzuknöpfen. Ich rührte mich nicht. Er schob den nassen Stoff über meine Schultern zurück, zog erst den verletzten Arm heraus, dann den anderen, so dass ich bis zur Taille nackt dasaß. Die Wunde an meiner Seite hatte aufgehört zu bluten. Glücklicherweise hatte das Messer nur den fleischigeren Teil meiner Hüfte erwischt und wenig Schaden angerichtet. Thor zog die Decke über meine Schultern und kniete sich vor mich hin, legte die Hände auf meine Knie. » Ja, Menschen verändern sich. Aber du hast dich nicht verändert, nicht sehr. Damals in Untercalment habe ich mich dir seltsam verwandt gefühlt, als wären wir uns ähnlich, obwohl wir auf verschiedenen Seiten gekämpft haben. Das Gleiche habe ich wieder gespürt, als wir vor ein paar Nächten vor Noviss’ Tür zusammengestoßen sind.«
    Er legte den Handrücken seiner rechten Hand an meinen. Ein Wissender erkannte den anderen. Verwandt. Ich erinnerte mich daran, wie ich damals über die Lanze von Calment gedacht hatte … Ja, es hatte eine eigenartige Form von Kameradschaft gegeben, obwohl wir uns alle Mühe gegeben hatten, einander zu töten. Aber es hatte nichts damit zu tun gehabt, dass wir zwei von der gleichen Art gewesen wären. Thor Reyder und ich waren wie Meerforelle und Seelachs: Verwandte, die in unterschiedlichen Gewässern schwammen.
    Er verschränkte seine Finger mit meinen. » Sei dir

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