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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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über eines im Klaren, Glut. Noch einen Schritt weiter, so natürlich es uns auch vorkommt, und du wirst nicht mehr in der Lage sein, von hier wegzugehen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Nicht mehr so, wie du von jemandem wie Niamor weggehen könntest.« (Großer Graben, gab es eigentlich irgendetwas, das er nicht wusste?) » Wenn du mich jetzt liebst, wird es Bande zwischen uns geben, die ewig halten.«
    Ich wusste, dass er Recht hatte.
    Ich zitterte wieder, vor Angst und vor Begierde. Ich glaube, ich sah bereits den Anfang der Trauer, so wie er. » Es wäre Wahnsinn«, sagte ich.
    » Ja«, pflichtete er mir bei.
    Das Boot lag reglos in einem so glatten und ruhigen Wasser, dass es auch Öl in einer Schüssel hätte sein können. Die Lichtperlen der Fischerboote formten Wege aus Gold auf der Wasseroberfläche, die so fest wirkten, als könnte man darauf wandeln. Ich konnte nicht glauben, dass wir diese Unterhaltung führten.
    Ich streckte meine Hand aus und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Meine Augen wurden feucht – und dabei weinte ich nie. » Es wird den Schmerz nicht wert sein, der damit verbunden ist«, sagte ich.
    » Doch, das wird es«, versprach er.
    Und das war es.
    Eine leichte Brise ließ das Segel erzittern und blähte es etwas auf. Ich rührte mich in den Armen, die mich hielten. Starke, sanfte, liebende Arme. Thor Reyders Arme. Ich versuchte, den Namen auszusprechen, herauszufinden, wie er sich anhörte, und mich in dem satten Klang zu baden.
    » Hmmm?« Sein Gemurmel war wie eine Liebkosung.
    » Nichts. Ich wollte nur deinen Namen hören.« In der kurzen Zeit einer einzigen Nacht war ich ein anderer Mensch geworden. Ich hatte mich nicht verliebt – nicht richtig, aber ich hatte erfahren, wie es ist zu lieben. Ich, die ich in meinen dreißig Jahren, die ich schon lebte, noch nie jemanden geliebt hatte.
    Thor Reyder von den Versprengten, ehemals feindlicher Rebell. Syr-Wissender. Geliebter. Ein Mann, der viel zu aufrichtig für mich war …
    Und Flamme von Cirkase, Schwester und Frau, Syr-Silbmagierin. Jemand, die ich gern als Freundin bezeichnet hätte. Eine Frau, deren Mut mir schmerzhafte Bewunderung abverlangte. Deren Mut mich beschämte. Deren Handlungen mich dazu brachten, einen Blick auf mich selbst zu werfen und Dinge zu sehen, die ich nicht sehen wollte.
    Ich spürte eine Woge von kranker Ungewissheit über mich hinwegschwemmen. Was tat ich da? Keine dieser noch unausgereiften Lieben würde leicht zu ertragen sein. Und wieso Thor? Wieso nicht Niamor, der mir sicherlich sehr viel ähnlicher war? Ich dachte an den dunkeläugigen Quillaner: ein selbstsüchtiger Mann, der freundlich und fürsorglich sein konnte – aber nur, wenn es ihm passte. Ein Mann, der mehr dazu neigte, über das Leben zu lachen, als dass er sich dazu veranlasst gefühlt hätte, es für die anderen zum Besseren zu wenden. Mit Niamor hätte ich lachen können, hätte ich Spaß gehabt, hätte ich meine Sorgen für eine Weile vergessen, wie ich es mit anderen zuvor getan hatte … also wieso nicht mit ihm?
    Tief in meinem Inneren kannte ich die Antwort natürlich; mit Niamor hätte immer etwas gefehlt. Denn bei all unseren Ähnlichkeiten hätte ich mit ihm niemals irgendein Gefühl von Verwandtschaft empfunden. Mit ihm hätte es niemals irgendwelche Tiefen gegeben. Wie es sie vorher auch nie bei anderen gegeben hatte. Aber Thor … Thor bot mir etwas wundersam Neues und Tiefgründiges …
    Dennoch war ein Teil von mir zögerlich. Etwas Grundlegendes in mir wurde durch diese Liebe herausgefordert, und ich war nicht sicher, ob ich es annehmen wollte. Tatsächlich geschah dies alles einfach zu plötzlich.
    Ich sank wieder in Schlaf, statt weiter darüber nachzugrübeln.
    Als ich erwachte, war Thor nicht mehr neben mir. Ich hob den Kopf und fand ihn am Heck sitzen, reglos und mit blicklosen Augen auf das Meer starrend. All seine Sinne waren nach innen gewandt, auf eine Stelle, an die ich ihm nicht folgen konnte. Er war so sicher von mir gegangen, als hätte er das Boot verlassen.
    Ich fühlte mich so kalt wie zur Schneezeit in Calment.
    Ich sah von ihm weg zum Ufer hin. Wir waren noch weiter aufs Meer hinausgetrieben worden und befanden uns in der Fischerflotte. Ihre Laternen schimmerten jetzt nur noch schwach, als der Himmel heller wurde. Die goldenen Pfade auf dem Wasser waren verschwunden. Ich konnte den Klang von Stimmen und das Gelächter der Fischer hören, als sie Leinen einholten und Netze hereinzogen. Ich legte mich

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