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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Ich zitterte leicht. Am Anfang hatte das Wasser noch recht warm gewirkt, aber jetzt begann ich, die Kühle zu spüren.
    Er nickte verständnisvoll. » Dieser Gouverneur Kilp war ein ziemlich übler und verdorbener Mensch. Du hast bei dieser Sache auf der falschen Seite gestanden, weißt du.«
    » Hast du mich denn damals gekannt?«
    Das schien ihn zu erheitern. » Nicht richtig gekannt, aber ich wäre einige Male fast mit dir zusammengestoßen. Ich habe dich ein- oder zweimal aus der Ferne gesehen. Erinnerst du dich an Gillys Böschung? Das war ich.«
    Daran erinnerte ich mich sogar ziemlich gut. Es war einer der eher enttäuschenden und üblen Momente meiner Karriere gewesen. Man hatte mir gesagt, dass ich einen Guerilla-Führer mit dem Spitznamen Lanze von Calment finden und gefangen nehmen sollte, einen jungen Mann, der Proviant und Nachrichten und Waffen zwischen einer der Bergfesten der Rebellen und den Unterstützern in der Stadt Tanta hin und her brachte. Ich dachte schon, meine Beute wäre in die Falle gegangen, aber man hatte mich ordentlich reingelegt. Ich hatte mich mit zwei Männern, die Dasrick mir mitgegeben hatte, auf einen Grat begeben und rechnete damit, dass der Rebell, hinter dem wir her waren, in der Böschung unten festgesetzt werden würde. Und dann sahen wir ihn auf der Spitze der gegenüberliegenden Böschung – Gillys Böschung –, außer Reichweite unserer Pfeile. Er winkte uns fröhlich zu, ehe er sich in Sicherheit brachte.
    » Großer Graben in der Tiefe! Das warst du ? Und du gibst es auch noch zu? Du könntest immer noch dafür gehängt werden, dass du dich an dieser Rebellion beteiligt hast, wie du weißt!«
    » Nur in Calment. Und: Ja, vermutlich würden die Wahrer mich zu dem Henker nach Untercalment schicken, wenn sie wüssten, wer ich bin. Aber sie wissen es nicht. Sie haben es nie erfahren.«
    » Und das erzählst du mir einfach so, in aller Seelenruhe? Ich könnte dich ausliefern! Bist du verrückt?« Ich hatte mich längst gefragt, ob es nicht eine Belohnung für seine Ergreifung gab. Schon früher hatte ich mit der Auslieferung von Flüchtlingen Geld verdient.
    » So was sagt man mir nach.«
    Er überraschte mich immer mehr. Dieser ernste, nie lächelnde Mann war um einiges vielschichtiger, als ich zunächst angenommen hatte.
    » Frierst du noch?«, fragte er. » Willst du ins Boot klettern?«
    » Ich kann noch etwas warten, wenn du glaubst, dass das besser ist.«
    Ich dachte an Calment, erinnerte mich an die wilden Tage voller Bedrohungen und Herausforderungen, als ich es mit meinem Verstand und meinem Schwert gegen einen Aufstand verzweifelter Bauern aufgenommen hatte, der um Haaresbreite erfolgreich gewesen wäre. Ich war damals erst zwanzig Jahre alt gewesen, und dieser Mann konnte kaum mehr als drei oder vier Jahre älter gewesen sein. » Wie lautete dein Rebellenname? Ich erinnere mich nicht, jemals von einem Thor Reyder gehört zu haben. Und ich dachte immer, dass der Mann, der bei Gillys Böschung entkommen ist …«
    » Die Lanze von Calment gewesen ist? Ja, das war sie auch.« Er klang fast ein bisschen beschämt. » Ich war damals jung und hatte einen Hang zum Theatralischen. Thor Reyder ist mein echter Name, der, mit dem ich geboren bin.«
    » Du warst das? Du warst die Lanze ?« Ich konnte es kaum glauben. Die Lanze war bei den aufregenden Ereignissen in jenem Jahr in Untercalment sowohl ein Ärgernis als auch eine Herausforderung gewesen. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft ich dachte, ihn gepackt zu haben, nur um dann festzustellen, dass er mir doch wieder entwischt war. Es war beinahe ein Spiel für mich geworden, und zwar ein Spiel, das ich verlor. Ich hatte geholfen, die Rebellion zu zerschlagen, aber bei der Ergreifung der Lanze war ich gescheitert. Seltsamerweise war ich am Ende aber froh gewesen, dass ich das Spiel verloren hatte; der Gouverneur und seine Kohorten hatten sich tatsächlich als ziemlich übel herausgestellt, und ich hatte eine heimliche Bewunderung für den rebellischen Kundschafter entwickelt, den ich von einem Ende der Calment-Inseln zum anderen gejagt hatte, ohne ihn jemals ergreifen … oder treffen zu können.
    Er sah, wie ich bei der Erinnerung daran leicht lächelte. » Es war eine seltsame Art von Spaß, nicht wahr? Wir waren damals noch jünger.«
    Er war allerdings nicht nur älter geworden, er hatte sich auch in anderer Hinsicht verändert. Die Lanze von Calment wäre nirgendwo ohne Schwert im Gürtel und Bogen und Köcher

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