Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Porth auf Mekaté geherrscht hat. Vor fünf Jahren habe ich zu denen gehört, die die Dunkelmagier daran gehindert haben, Sklaven von Gorthen-Nehrung zu den Plitschen zu schicken. Ich bin es gewesen, die die Schule für Dunkelmagier in Mekaté enttarnt hat. Und ich war die Beauftragte, die zwei Entführer von der Nabe nach Vennturm verfolgt und die silbbegabten Kinder zu den Wahrer-Inseln zurückgebracht hat, bevor man sie in Dunkelmagier verwandeln konnte.
Solange ich für den Rat der Wahrer arbeite, kann ich – zumindest inoffiziell – auf den Wahrer-Inseln leben. Ich kann ein einigermaßen würdiges Leben führen. Mit Geld, meinem Calmenterschwert und meiner Weißfähigkeit habe ich mir schließlich Achtung verschafft. Man hat sie mir vielleicht nur widerwillig gegeben, aber zumindest spuckt mich niemand mehr an. Bitte mich nicht, den Wahrern den Rücken zu kehren und edel zu sein, Thor. Ich kann das nicht tun. Ich würde alles verlieren, wofür ich so hart gearbeitet habe.«
» Du hältst mich für einen selbstgerechten Mistkerl.«
» So in etwa.«
» Ja. Tut mir leid. Es ist leicht für jemanden wie mich zu predigen; ich hatte es nicht so schwer wie du. Ich hasse es einfach nur zu sehen, dass du für Wahrer-Silbmagier arbeitest. Es sind kaltäugige Haie.«
» Ganz so schlimm sind sie nicht.«
» Sie sind sehr viel gefährlicher, als du weißt. Glut – heirate mich.«
» Was?« Das Wort war halb Lachen, halb Ungläubigkeit.
» Heirate mich. Ich habe Freunde in guten Positionen auf den Versprengten. Vielleicht könnte ich dir dort durch die Heirat zum Bürgerrecht verhelfen. Es ist offensichtlich, dass du zur Hälfte ohnehin aus dem Süden stammst. Es wäre einen Versuch wert.«
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Es war kaum ein romantisches Angebot, aber er meinte es ernst, und das nicht nur, weil er wollte, dass ich das Bürgerrecht erhielt. Ich schüttelte den Kopf. » Thor Reyder, wo lebst du eigentlich? Niemand heiratet jemals ein Halbblut.«
» Es ist nicht wirklich unrechtmäßig.«
» Nein, das ist es nicht, aber es ist verdammt dumm. Ein Halbblut als Ehepartner ist eine schwere Verpflichtung. Und du musst wissen, dass – dass da andere … noch andere Gründe sind, weshalb ein Halbblut eine armselige Ehefrau abgibt. Und jemanden zu einem noch weniger geeigneten Ehemann macht.«
» Scheiße.« Seine Miene war nichts als schwarze Wut. » Die Mistkerle haben dich unfruchtbar gemacht?«
Als Antwort schob ich die Decke herunter und zeigte ihm das heftige Zeichen auf meinem Schulterblatt, das Zeichen, das verriet, was man mir angetan hatte. Die tiefe Wunde hatte sich in den Jahren, seit ich sie erhalten hatte, geglättet, aber das Symbol war immer noch deutlich genug zu erkennen: ein leeres Dreieck, das Zeichen der Unfruchtbarkeit, der Gebärunfähigkeit.
» Die Wahrer haben dir das angetan?«, fragte er mit einer Stimme, die voller Abscheu war.
Ich nickte. » Wenn sie es nicht getan hätten, hätte es jemand anders getan.« Wie oft war ich im Laufe der Jahre und auf wie vielen Inseln gezwungen gewesen, das Zeichen zu zeigen, das der Beweis dafür war, dass ich nicht länger ganz war, nicht länger fähig, Kinder zu bekommen? Es war so oft passiert, dass es keine Rolle mehr spielte. Es gehörte einfach dazu, wenn man ein Mischling war. Nur wenige Leute versuchten es inzwischen noch; das Calmenterschwert und der Blick in meinen Augen ließ die Frage unklug erscheinen. Ich zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: » Es gibt nicht ein einziges Volk auf den Inseln des Ruhms, das fruchtbare Mischlinge duldet. Es sei denn, natürlich, sie stammen von den Inselherren ab.«
Dreizehn Jahre alt und auf dem Tisch der Ärzte liegend, von Wahrern niedergedrückt. Halb bewusstlos und wahnsinnig vor Schmerz, durch ihre Hände zerrissen, als sie die Ketblätter in mich einführten, die meine Innereien verschmorten und mich damit zu etwas Geringerem machten als ich eigentlich war. Viele Mädchen überlebten diese Prozedur nicht. Vielleicht hatten männliche Mischlinge mehr Glück; ihre Operation war zwar drastischer, aber nur wenige starben daran.
Und dann, als ich gerade dachte, ich hätte alles erlitten, das ich ertragen könnte, rollten sie mich mit ihren üblen Händen auf den Bauch, drückten mich auf den Tisch und nahmen das Brandeisen aus den Kohlen – ich erinnere mich immer noch an den Anblick des dumpfen, roten Dreiecks. Ich erinnere mich immer noch an den Geruch meines eigenen
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