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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ständig anpreisen als Inbegriff der Gleichheit und Freiheit und des Rechts. Ha!« Er spuckte seine Verachtung fast heraus.
    » Das ist nur die eine Seite der Geschichte«, wandte ich ein. » Du erwähnst nicht, was auf den Wahrer-Inseln alles an Gutem erschaffen wurde: die großen Städte, die Küsten- und Flusstransportsysteme; die gepflasterten Handelswege; die Schulen; die gedruckten Bücher, die Krankenhäuser. Die Art und Weise, wie die Kunst unter der Schirmherrschaft der Reichen erblüht ist: die Literatur, das Drama, die Poesie, die Kunstwerke. Allein das Wunder, an einem Ort wie der Nabe zu leben.«
    » Versuche mal, in der Nabe arm zu sein«, sagte er scharf.
    » Das habe ich getan«, entgegnete ich ebenso scharf. » Aber wenn man den nötigen Anschub hat, kann man aussteigen. So wie ich.«
    » Das konntest du nur, weil du eine Wissende bist. Ohne diese Fähigkeit würdest du jetzt wahrscheinlich in irgendeiner Gosse verhungern, weil sie verhindern würden, dass du rausklettern kannst. Und nicht einmal so bist du ein Teil der Elite der Wahrer-Inseln geworden. Glut, kannst du nicht erkennen, was sie sind? Kannst du nicht sehen, wie sie uns zu manipulieren versuchen? Oh, ich bin sicher, du wirst aufzählen wollen, was sie alles getan haben, um die Stabilität der Ruhmesinseln zu sichern – aber um welchen Preis? Auf wessen Kosten? Wir werden alle abhängig von ihnen. Und dann, wenn einer aus der Reihe tanzt, behandeln sie uns, als wären wir Blasentang am Strand, auf dem sie mit ihren Schuhen herumtreten können.
    Als Xolchaspack es gewagt hat, Korn von Bethanie zu kaufen, weil es da billiger war, statt von den Wahrer-Inseln, stapelten die Wahrer das Guano, das der Hauptexport von Xolchaspack war – sie kauften einfach alles für drei ganze Jahre auf – und ließen es dann gleichzeitig auf den Markt strömen, so dass die Preise fielen und Xolchaspack bankrott ging, weil es das eigene Guano nicht mehr loswurde. Danach sind dann die Wahrer gekommen und haben den ganzen Laden gekauft. Die Leute von Xolchaspack sind jetzt Wirtschaftssklaven der Nabe. Und das ist nur ein Beispiel dafür, was mit Leuten passiert, die sich den Wahrer-Inseln widersetzen. Glut«, wiederholte er, » solche Leute sind deines Dienstes nicht würdig.«
    » Thor«, sagte ich ruhig, » ich diene ihnen nicht nur, weil ich sie für würdig empfinde. Oder weil ihre Ziele es wert wären. Ich dienen ihnen, weil sie mir die Möglichkeit bieten, einen Status als Bürger zu bekommen. Die Wahrer-Inseln sind der einzige Ort – abgesehen von Gorthen-Nehrung und ähnlichen Höllenlöchern –, an dem ich eine halbwegs rechtmäßige Arbeit finden kann. Du hast keine Ahnung, wie es ist, eine Nicht-Person zu sein. Ein – Nichts zu sein, einfach nur aufgrund deiner Geburt. Verabscheut und ausgebeutet, weil man ein Mischling ist, weder das eine noch das andere. Ich bin bespuckt und vergewaltigt, geschlagen und beraubt worden, weil ich ein Mischling bin. Man hat mich hungern lassen und mich beschimpft. Abgesehen von den Wahrern waren die Menoden die einzigen Leute, die mir Freundschaft angeboten haben, aber die Menoden haben mir auch gesagt, dass ich in dieser Welt mit Würde leiden sollte, weil ich in der nächsten dafür belohnt werden würde. Das genügt mir nicht.
    Die einzigen Leute, die mir einen Ausweg in dieser Welt geboten haben – die mir überhaupt irgendetwas angeboten haben, das wirklich existierte –, waren die Wahrer. Oh, ich weiß, dass sie dieses Angebot nicht aus Herzensgüte gemacht haben. Sie können Wissende manchmal gebrauchen, so einfach ist das, und es gibt nun mal nur sehr, sehr wenige Wahrer mit Weißbewusstsein. Sie fanden es praktisch, eine Beauftragte zu haben, die nicht selbst Wahrerin ist und die sie auf die anderen Inseln schicken können, wo sie in ihrem Sinne handelt. Wenn etwas durch mich versaut wurde, konnten die Wahrer dafür nicht verantwortlich gemacht werden: Es war alles der Fehler eines rechtlosen Mischlings. Ich weiß, dass sie mich brauchen, ich weiß, dass sie mich benutzen, aber ich bekomme von ihnen Geld für meine Dienste. Gut, die Rebellion von Calment mag ein Fehler gewesen sein, meinerseits (nicht, dass ich damals eine große Entscheidungsmöglichkeit gehabt hätte), aber vieles von dem, was ich für die Wahrer getan habe, war wertvoll. Ich habe geholfen, Fis auf Bethanie zu säubern, wo es eine Enklave der Dunkelmagie gegeben hat, falls du dich erinnerst. Ich habe den Dunkelmeister getötet, der in

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