Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
Beeilt Euch«, sagte ich zu Bleud. » Und vergesst nicht, dass sie keine Leiche ist. Sie könnte verbluten.«
    Es war unverkennbar, dass ihm diese Arbeit Spaß machte. Er hatte bereits den ersten Schnitt gemacht, als ich noch dabei war, die letzten Bänder zu befestigen, und dann erklärte er unablässig, was er da tat und warum er es tat, forderte Thor und mich auf, dies zu tun und ihm das zu reichen, hier draufzudrücken und dort festzuhalten. Aus Gründen, die ich nicht ganz verstand, musste er den Arm gleich oberhalb des Ellenbogengelenks abnehmen und nicht am Gelenk selbst. Den ersten Schnitt in die Haut setzte er jedoch sehr viel tiefer an, um genug Gewebe zur Verfügung zu haben, das er dann über den Stumpf legen konnte. Lözgalt wurde ohnmächtig, während Bleud dies erklärte.
    Ich konnte mir den Luxus nicht leisten, bewusstlos zu werden. Ich verfolgte jede Bewegung, die Bleud machte, die ganze Zeit über voller Angst, dass er vergessen könnte, dass er es mit einem lebendigen Wesen zu tun hatte. Als Flamme zu stöhnen begann und wacher zu werden drohte, legte Garwin ihr ein Tuch über das Gesicht, das er mit einem seiner Präparate getränkt hatte. Der Geruch war süßlich und übelkeiterregend. Dennoch schrie Flamme, als Bleud die Säge an den Knochen ansetzte, aber dann versank sie barmherzigerweise in Bewusstlosigkeit. Garwin tastete nach ihrem Puls und nickte mir zuversichtlich zu.
    » Sie hat ein starkes Herz«, sagte er. » Sie mag zwar dürr sein, aber sie ist so stark wie Sindurs Klippe.« Ich hatte noch nie von einem solchen Ort gehört, daher konnte mich diese Aussage nicht wirklich beruhigen.
    Bleud war ein guter Schlachter, das musste man ihm lassen, und seine vergnügte Gefühllosigkeit war möglicherweise ein Vorteil, denn sie bedeutete auch, dass er nicht nervös war. Das frische Blut machte ihm nicht im Geringsten etwas aus, und er verknotete die Blutgefäße mit einer beiläufigen Ruhe, als wüsste er genau, was er tat; selbst das anschließende Vernähen ging geschickt vonstatten. Garwin beäugte ihn mit einem scharfen Blick und gab ständig irgendwelche Bemerkungen von sich. » Nun ja, das muss die Hauptschlagader sein. Sollte man diesen Blutfluss nich lieber stillen, Mann? He, guter Freund, wenn ich du wär, würd ich das nich berühren – bind’s lieber da ab, das is’n kleines Fräulein. Ah, jetzt noch ’ne saubere Naht, und das war’s dann.« Ich hätte ihn am liebsten angeschrien, dass er still sein soll. Erst später wurde mir klar, dass der Erfolg der Operation möglicherweise sehr viel damit zu tun hatte, dass er sich immer wieder mit seinen Vorschlägen einbrachte.
    Ich bezahlte Bleud und schärfte ihm noch einmal ein, den Mund zu halten (ich hatte keine Sorge, dass er das nicht tun würde; er wusste, was auf dem Spiel stand, sollte der Dunkelmeister je herausfinden, was er getan hatte), und drängte ihn zur Tür. Dann machte ich mich daran, Garwin und Thor dabei zu helfen, den Stumpf zu verbinden und Flamme wieder ins Bett zu legen. Sie kam allmählich wieder zu Bewusstsein, stöhnte und atmete stoßweise, als der Schmerz sie überwältigte. Aber sie musste jetzt wach sein, um ihr System von den Resten der Dunkelmagie zu befreien und dafür zu sorgen, dass jede Infektion aus ihrem Körper verbannt wurde. Daher schüttelte ich den Kopf, als Garwin ihr weitere Schlafmittel verabreichen wollte. » Noch nicht – sie muss sich erst um ihre Heilung kümmern. Mischt stattdessen ein Schmerzmittel zusammen.«
    Ich warf Ruarth am Fußende des Bettes einen Blick zu. Vögel waren für mich einfach nur Vögel, und kleine sahen einander ohnehin vollkommen ähnlich, oder zumindest war das so gewesen, bis ich auf die Abkömmlinge der Dunstigen Inseln gestoßen war. Um die vollständige Niedergeschlagenheit dieses einen hier nicht zu sehen, hätte ich blind sein müssen. Armer Ruarth. Er saß zusammengekauert da, die Flügel eingezogen, das Leuchten gedämpft. Der Kopf hing herunter, und seine sonst so tiefblauen Augen waren voller Kummer, so dass ich ihn am liebsten getröstet hätte. Aber ich wusste nicht, wie ich das machen sollte.
    Flamme stöhnte wieder und erbrach sich. Wir wuschen sie, und ich nahm ihre rechte Hand, die einzige, die sie jetzt noch hatte. » Es ist vorbei«, sagte ich. » Aber du musst jetzt noch etwas kämpfen.«
    Sie öffnete die Augen, und der Schmerz traf sie heftig, schickte sie beinahe dorthin zurück, von wo sie gekommen war. Ich sah zu, wie sie dagegen

Weitere Kostenlose Bücher