Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
Schwimmen nicht besonders geeignet war? Meine Zweifel, was diese Reise betraf, wuchsen. Er nickte mir höflich zu, und wir tauschten ein paar belanglose Bemerkungen über das Wetter.
    Die Reise war genauso schrecklich, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Kaum hatten wir den Teich verlassen, in den der Fluss sich ergoss, erfasste uns die Strömung, und wir rasten mit beängstigender Geschwindigkeit dahin. Manchmal glitten wir so leicht über die Gischt wie Luftblasen durch Luft, manchmal quetschten wir uns so unbekümmert wie eine Sturzbachente zwischen Felsen hindurch und über Kaskaden hinweg. Jakan stand vorn auf dem Floß und sorgte mit der Stake dafür, dass wir den Felsen nicht zu nahe kamen; gelegentlich kniete er sich hin und zog uns angestrengt mit einem Paddel arbeitend von den Stromschnellen weg, die sich auf dem Grund des Flusses bildeten. Innerhalb weniger Minuten nach unserem Aufbruch waren wir alle von der Gischt durchnässt, und das blieben wir auch den Rest der Reise hindurch.
    Ich klammerte mich an die Seile, als würde mein Leben davon abhängen, was vermutlich auch stimmte. Stelass und ihr älteres Kind erstaunten mich allerdings. Die beiden saßen mit dem Rücken nach vorn in der Mitte des Floßes und hatten die Füße in die Seilschlaufen gesteckt, wie Jakan es ihnen gesagt hatte. Mit den Händen hielten sie sich aber nur dann richtig fest, wenn Jakan oder sein Bruder Mackie es ihnen sagten, was diese in den besonders gefährlichen Momenten taten. Ansonsten schienen sie nichts von dem mitzubekommen, was um sie herum vorging. Sie hätten genauso gut auch in ihrer Küche sitzen und sich über die Ereignisse eines gewöhnlichen, friedlichen Tages unterhalten können. Selbst dann, wenn das Floß durch das raue Wasser hüpfte oder sie sich zur Seite neigen mussten, um die Bewegung auszugleichen, taten sie das mit einer Gelassenheit, die geradezu dumm wirkte. Ich konnte riechen, dass Mackie eine Illusion erschuf, aber ich fand es unglaublich, dass irgendjemand sich so gleichgültig verhalten konnte wie Stelass und ihr Sohn. Ich sah den Priester wieder an. Obwohl auch er ziemlich ruhig war, verriet doch die Art und Weise, wie er das Wasser betrachtete, dass er – ebenso wie ich – sehen konnte, was geschah. Also war er ein Wissender, vermutete ich, auch wenn ich seinem Geruch nichts weiter darüber entnehmen konnte. So wie es auch bei Glut der Fall gewesen war.
    Im Laufe des Morgens hielten wir kurz bei einem Dorf am Flussufer an, um die Beine auszustrecken und den beiden Brüdern eine Pause zu gönnen. Gegen Mittag machten wir erneut Halt, aber diesmal bekamen wir währenddessen etwas zu essen, das von den Frauen des Dorfes zubereitet worden war. Ich nutzte die Gelegenheit und sprach mit dem Priester darüber, was die Frau und ihr Sohn wohl gesehen hatten, dass sie so ruhig geblieben waren.
    Er sah mich seltsam an. » Sie sehen einen ruhigen Fluss, der sich sanft zwischen den Ufern dahinschlängelt. Keine Felsen, keine Steine, keine Wasserfälle.«
    » Das is krank«, sagte ich. » Spüren sie denn die Hopser gar nich? Sind sie nich nass von der Gischt?«
    » Die Illusion ist in den Händen eines erfahrenen Silbbegabten eine mächtige Kraft.«
    » Dann bin ich froh, dass ich dagegen immun bin.«
    Sein Blick wurde eindringlicher. » Interessant ausgedrückt.«
    » Ich bin Arzt.« Ich muss so schlechtgelaunt geklungen haben wie einer, der einen Kater hatte; zumindest fühlte ich mich so.
    » Seid Ihr ein Wissender?«
    » Nein, ich bin nur immun. Ich sehe nichts.«
    In diesem Augenblick wurden wir aufgefordert, uns wieder zum Floß zu begeben, und bis wir am Abend erneut anhielten, hatte ich keine Gelegenheit, weiter mit ihm zu sprechen. Unser Abendessen bestand ebenso wie das Mittagessen zum größten Teil aus Fleisch von getöteten Tieren und Fisch aus dem Fluss. Ich brachte es nicht über mich, irgendetwas davon zu essen, aber glücklicherweise besaß ich noch etwas von dem harten Käse, ein paar getrocknete Bananen und einige Yam-Schnipsel, die ich in Amkabraig gekauft hatte. Zusammen mit den getrockneten Farnblättern, die uns die Dorfbewohner gaben, wurde daraus ein ordentliches Mahl.
    Als ich gerade meinen Schlafplatz in der Hütte vorbereitete, winkte der Priester mich nach draußen. Er hatte sich offenbar seinen Gemeindemitgliedern gewidmet, denn er fragte mich: » Habt Ihr nicht gesagt, Ihr wärt Arzt? Da ist ein Kind, das Hilfe braucht. Irgendwas Übles an der Haut.«
    Übel war eine

Weitere Kostenlose Bücher